Die Währungshüter um Notenbankchef Thomas Jordan werden den Leitzins erneut um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent erhöhen, erwarten 21 der 27 von Reuters befragten Ökonomen. Sechs der zwischen dem 17. und 20. März Befragten rechnen mit einer Anhebung um 0,25 Prozentpunkte, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Umfrage hervorgeht. "Die jüngsten Sorgen der Märkte um die Banken sollten die Normalisierung der SNB-Politik nicht aufhalten und dürften bei Bedarf mit gezielten Liquiditätsinstrumenten angegangen werden", erklären die Analysten von Barclays.

Aufgeschreckt von der Gefahr einer ausufernden Inflation hatte die SNB im vergangenen Jahr eine geldpolitische Kehrtwende vollzogen und den Leitzins in drei Schritten bis auf 1,0 Prozent erhöht. Zudem setzten die Währungshüter auf die inflationsdämpfende Wirkung einer starken Landeswährung und veräusserten Fremdwährungen. Zuvor hatte die SNB jahrelang in grossem Stil Euro, Dollar und Yen gekauft, um eine Aufwertung des in Krisenzeiten gefragten Frankens einzudämmen.

Zwar ist der Preisanstieg in der Schweiz im internationalen Vergleich noch immer moderat. Mit 3,4 Prozent im Februar liegt die Jahresteuerung aber immer noch deutlich über dem von der Notenbank angepeilten Zielbereich von null bis zwei Prozent. Notenbankchef Jordan sagte zuletzt dann auch, die SNB könnte sich zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik gezwungen sehen.

Bankenkrise bringt Währungshüter in Zwickmühle

Die von der Pleite der kalifornischen Silcon Valley Bank losgetretene Bankenkrise, die am Wochenende vorerst im Not-Verkauf der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse an die Rivalin UBS gipfelte, sorgt indes für Ungewissheit. Die Markterwartungen gehen mit einer Wahrscheinlichkeit von etwas mehr als 50 Prozent von einer geringeren Leitzinserhöhung der SNB um 0,25 Prozentpunkte aus. "Wir rechnen mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte", erklärte Jörg Angele, Ökonom beim Asset Manager Bantleon. Und die Notenbank dürfte anders als zuletzt keine weiteren Zinsanhebungen in Aussicht stellen.

Karsten Junius, Chefökonom bei J. Safra Sarasin, sieht die Notenbank in einer schwierigen Situation. "Sie wird ein Gleichgewicht finden müssen zwischen der Notwendigkeit, den Inflationsdruck zu bekämpfen und der Notwendigkeit, die Stabilität ihres Finanzsystems und ihrer grössten Banken zu bewahren." Er erwartet, dass die SNB die beiden Aspekte trennen wird: Einerseits die Bereitschaft zu einer Zinserhöhung und andererseits die Bereitschaft, bei Bedarf zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen, ähnlich wie es die EZB zuletzt getan habe.

Auch die US-Notenbank bringt die Bankenkrise in die Bredouille. An den Finanzmärkten wird gerätselt, ob die Turbulenzen die Fed nach einer Straffungsserie zu einer Pause zwingen. Für die Sitzung am Mittwoch halten viele Ökonomen eine kleine Erhöhung um einen Viertel Prozentpunkt für ein wahrscheinliches Szenario. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche trotz der jüngsten Turbulenzen ihren Straffungskurs im Kampf gegen die hohe Inflation fortgesetzt und die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt angehoben.

(Reuters)