Die Aktien der UBS steigen am Donnerstag nach Börseneröffnung rund 7 Prozent auf 23,75 Franken. So viel wie heute kosteten die UBS-Aktien letztmals im Oktober 2008 - bevor die Finanzkrise über die Märkte fegte. Im Jahr 2007 kosteten die Papiere gar noch mehr als 70 Franken das Stück. Das war, bevor die Bank von der Krise auf dem amerikanischen Häusermarkt eingeholt wurde und vom Bund gerettet werden musste.

Mit dem milliardenschweren Gewinn fürs zweite Quartal sprengt die grösste Schweizer Bank Rekorde. Obschon der Gewinn etwas tiefer als von einigen Analysten erhofft ausfällt, überzeugt das Ergebnis auch um die Sondereffekte aus der Übernahme der Credit Suisse. Dasselbe gilt für die geschäftsstrategischen Aussagen.

Wie Analysten festhalten, war das zweite Quartal von höheren Erträgen, gleichzeitig aber auch von überproportional steigenden Kosten geprägt. Es müsse sich nun erst noch zeigen, welche dieser Kosten von Dauer und welche nur temporärer Natur sind. Wichtige Erkenntnisse erhofft man sich in diesem Zusammenhang von den kommenden Quartalen. 

Die unzähligen Wertberichtigungen und neu gebildeten Rückstellungen lassen Experten vermuten, dass die UBS "was-auch-immer-möglich-war" ins zurückliegende Quartal "hineinverpackt" hat. Es sei bei einer Übernahme wie jener der Credit Suisse nicht unüblich, dass die Käuferin ein sogenanntes "Kitchen Sinking" vornehme, so der Tenor.
 
Die geschäftsstrategischen Aussagen und die Aussagen zur künftigen Eigenkapitalrendite werden mehrheitlich begrüsst. Dass das Schweizer Geschäft der Credit Suisse vollständig integriert werden soll, sorgt nach entsprechenden Medienberichten im Vorfeld kaum noch für Gesprächsstoff. 
 
Für Vontobel-Analyst Andreas Venditti kommt der Entscheid, das Schweizer Geschäft der Credit Suisse voll zu integrieren, nicht überraschend. Er gewinnt dem vorliegenden Quartalsausweis vorwiegend positive Aspekte ab. Venditti begrüsst, dass sich die Vermögensflüsse stabilisiert haben. Auch an den neuen Mittelfristzielen sowie am kurzfristigen Ausblick findet er sichtlich Gefallen. Dennoch bleibt Venditti bei der Einschätzung, dass auf die UBS weiterhin viel Arbeit wartet.

Kian Abouhossein von JP Morgan sagte, dass das Wealth Management der Credit Suisse überraschenderweise intakt ist und die Neugeldzu- und abflüsse über die gesamte Gruppe besser als erwartet sind. Zu beachten sind indessen die begrenzten Angaben unter anderem zur Bad Bank. «Insgesamt sind die Ergebnisse dennoch weniger chaotisch als erwartet.»

Andrew Coombs von Citigroup erklärte, dass die Kapitalausstattung und das Netto-Neugeld besser als erwartet sind. Der Ausblick sowie die zusätzliche Offenlegungen und die neuen finanziellen Ziele sollten ausreichen, um weiterhin Unterstützung für den Aktienkurs zu gewährleisten.

Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten

Die UBS-Gruppe bleibe zwar auf kurze Sicht eine Baustelle, die Ergebnisse und Ankündigungen dürften jedoch für Zuversicht sorgen, schreiben die Analysten der Deutschen Bank in einem Kommentar.

Michael Klien, Bankenanalyst bei der Zürcher Kantonalbank schreibt in einer ersten Einschätzung: "Die UBS macht früher als von uns erwartet eine klare Aussage zur Zukunft der Credit Suisse (Schweiz) AG: Diese soll bereits 2024 rechtlich vollständig integriert sein, wobei die Marke Credit Suisse und der Betrieb bis 2025 weitergeführt werden, bis die Migration der Kunden auf die Systeme der UBS abgeschlossen ist."

Als Fazit meint Klien, dass die Ergebnisse für das 2. Quartal 2023, in dem die Credit Suisse erstmals für den Monat Juni konsolidiert wurde, ein zuversichtlich stimmendes Bild zeigen - wobei der Netto-Neugeldzufluss von 16 Milliarden Dollar bei UBS im 2Q23 ins Auge sticht. Insgesamt beliefen sich die Nettozuflüsse bei Einlagen der neuen UBS auf USD 23 Milliarden Dollar.

Sein Berufskollege Chris Hallam bei Goldman Sachs räumt hingegen ein, dass es bei der Vielzahl der Informationen schwer sei, den Überblick zu behalten. Doch auch für ihn stehen die erfreuliche Entwicklungen wie das operative Ergebnis oder die Nettoneugeldentwicklung im Vordergrund. 
 
Beobachter sehen im vorliegenden Zahlenkranz und in den Neuigkeiten rund um die Credit-Suisse-Übernahme zwei triftige Gründe, welche auch in den nächsten Tagen und Wochen für Anschlusskäufe und damit verbunden für ein weitere Kursanstiege sorgen könnten.

Zwischenzeitlich dürfte es aber auch zu Gewinnmitnahmen kommen, weshalb ein allfälligerer Kursanstieg bis Ende Jahr weniger steil ausfallen dürfte als in den letzten 8 Monaten. Die UBS-Aktie hat seit Jahresbeginn 33 Prozent an Wert zugelegt. 

(cash/AWP)