Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften sei im März so hoch ausgefallen wie seit Mai 2020 nicht mehr, geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Demnach wurden im vergangenen Monat 959 Fälle registriert und damit 15 Prozent mehr als im Februar. Im Vergleich zum März 2022 sei dies sogar ein Anstieg von 24 Prozent. Damit liege die Zahl der Insolvenzen nur noch vier Prozent unter dem März-Durchschnitt der Jahre vor der Corona-Pandemie.

"Die Zeiten ungewöhnlich niedriger Insolvenzzahlen sind vorerst vorbei", sagte der Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung, Steffen Müller. Höhere Produktionskosten durch teure Energie und Materialien, wachsende Personalausgaben und der deutliche Zinsanstieg belasten derzeit viele Unternehmen. "Unsere Frühindikatoren lassen für die kommenden Monate aber keinen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen erwarten", sagte Müller. Ein Grund dafür könnte sein, dass die lange befürchtete Rezession in Deutschland wohl ausbleibt: Die führenden Institute rechnen in ihrer Gemeinschaftsdiagnose für die Bundesregierung sowohl für das gerade beendete erste Quartal als auch für das Gesamtjahr jetzt mit einem leichten Wachstum.

Die meisten Pleiten von Personen- und Kapitalgesellschaften entfielen erneut auf Nordrhein-Westfalen - dort waren es 213. Der stärksten Anstieg gab es demnach in Schleswig-Holstein: In den ersten drei Monaten dieses Jahres lagen die Insolvenzen dort um mehr als 60 Prozent über dem Mittelwert des Jahres 2022. Der IWH-Analyse zufolge waren in den grössten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im März gemeldet wurde, 8000 Arbeitsplätze betroffen. Etwas mehr als ein Drittel davon entfiel auf die Industrie.

(Reuters)