Die nächsten Wochen werden darüber entscheiden, ob 2015 als ein gutes Börsenjahr in die Geschichte eingeht. Nur eine Jahresendrallye kann das Ruder jetzt noch herumreissen. Viele Banken rechnen denn auch mit einem solchen - eine glückliche Fügung oder bloss Zweckoptimismus?

Bereits etwas weiter in die Zukunft blickt man bei der UBS Investmentbank. Wie die Autoren in ihrem Konjunkturausblick für das kommende Jahr schreiben, wird sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht viel ändern. Die Wachstumsaussichten werden genauso wie der Teuerungsdruck als weiterhin moderat bezeichnet.

Alles bleibt anders

Bei allen Ähnlichkeiten rechnen die Ökonomen jedoch auch mit neuen Aspekten. An dieser Stelle kommt die Federal Reserve ins Spiel. Sie werde im Jahresverlauf weitere Leitzinserhöhungen vornehmen, so die Autoren. Anders als bei früheren Zinszyklen erwarten die Experten aber eine langsamere Taktfrequenz.

Nicht nur der amerikanischen Wirtschaft, auch Europa wird eine Wachstumsbelebung zugetraut. Neben der Politik des billigen Geldes versprechen sich die Ökonomen auch vom nachlassenden Spardruck frische Impulse für die europäische Konjunktur.

China sagen die Ökonomen eine - wenn auch kontrollierte - Fortsetzung der Wachstumsverlangsamung der letzten Monate vorher. Diese werde auch die umliegenden Schwellenländer in Mitleidenschaft ziehen und in anderen Weltregionen zumindest helfen, die Teuerung im Zaum zu halten, so heisst es weiter.

Umfeld für Aktien noch immer günstig

In einem Punkt sind sich die Experten mit ihren in der Aktienanalyse der UBS Investmentbank angesiedelten Kollegen einig: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben weiterhin geradezu ideal für die Aktienmärkte. Diese sind gerade von europäischen Dividendenpapieren angetan. In Erwartung eines Gewinnwachstums von 13 Prozent, trauen sie dem breit gefassten Stoxx Europe 600 Index bis Ende des nächsten Jahres einen Anstieg auf 435 Punkte zu. Das entspräche einem Plus von rund 15 Prozent.

Mit überdurchschnittlich starken Kursgewinnen rechnen die Aktienstrategen bei Aktien von Firmen mit einem starken Standbein auf dem Heimatkontinent und einer hohen Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung. Anlegern wird deshalb zu einem Übergewicht bei Banken, Investitionsgüterherstellern, Telekommunikations- und Medienunternehmen, Technologiefirmen, Transportunternehmen sowie bei solchen aus der Bauindustrie geraten.

Ähnlich zuversichtlich liest sich der Ausblick der Deutschen Bank auf das Börsenjahr 2016. Darin trauen die Verfasser dem Stoxx Europe 600 Index einen Anstieg auf 410 Punkte zu, was immerhin noch knapp einen prozentual zweistelligen Anstieg suggeriert.

Keine harte Landung in China

Dieses Aufwärtspotenzial sehen die Experten ausschliesslich von einer Erholung bei den Unternehmensgewinnen ausgehen. An der Aktienbewertung werde sich trotz expansiver Geldpolitik und historisch tiefen Zinsen nichts ändern, so ist dem Ausblick weiter zu entnehmen.

Mögliche Risiken sehen die Strategen in Form voreiliger Leitzinserhöhungen durch die Federal Reserve, einer Verschlechterung der amerikanischen Konjunktur oder steigender Realzinsen in Europa. Eine harte Landung der Wirtschaft in China fürchten die Experten hingegen nicht.

Wie bei der UBS Investmentbank setzt man auch bei der Deutschen Bank auf konjunkturabhängige Sektoren sowie auf die Bankaktien.

Vorsichtige Credit Suisse

Etwas zurückhaltender äussern sich die für die Credit Suisse tätigen Autoren des Ausblicks für das kommende Jahr. Sie wähnen die Börsenhausse in einem fortgeschrittenen Stadium und rechnen sowohl in Bezug auf die Unternehmensbewertung als auch auf das Wirtschaftsumfeld vermehrt mit Gegenwind.

Zwar halten die Strategen den amerikanischen S&P-500-Index für ausreichend bewertet, sehen diesen bis Mitte nächsten Jahres aber dennoch auf 2200 Punkte klettern. Die Experten äussern die Vermutung, dass es an den Aktienmärkten rund um den Globus kurzfristig zu Übertreibungen nach oben kommen könnte. Das schliessen sie zumindest aus der ultralockeren Geldpolitik führender Zentralbanken, der regen Aktienrückkauftätigkeit von Unternehmen sowie aus den übertrieben pessimistischen Annahmen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung.

Obschon die Prognosen der Credit Suisse etwas vorsichtiger als jene von Deutsche Bank und UBS Investmentbank sind, bleibt auch die zweitgrösste Schweizer Bank optimistisch für die Aktienmärkte. Über die kommenden Wochen dürften weitere Ausblicke für das Börsenjahr 2016 eintreffen. Mit grossen Abweichungen von den drei vorliegenden Strategiepapieren ist aus heutiger Sicht nicht zu rechnen.