Mit der Softbank Group ist es ein wenig wie mit dem Vermögensverwalter Blackrock. Der Tech-Investor ist meist im Hintergrund aktiv, hat seine Finger aber praktisch überall im Spiel, zumindest in der Tech-Branche. Softbanks Geschäftsmodell ist das Investieren in aufstrebende Technologien wie etwa Künstliche Intelligenz (KI) oder selbstfahrende Autos.

Angefangen hat Softbank Anfang der 1980er-Jahre als kleiner Händler von Computerzubehör irgendwo in Tokio. Mit einem kleinen Technik-Laden hat Softbank heute allerdings nicht mehr viel zu tun. Das Unternehmen mauserte sich mehr und mehr von einem reinen Telekomdienstleister hin zu einer global tätigen Investmentgesellschaft, die Milliardenbeträge hin und her schiebt.

Der Coup mit Alibaba

Das Geschäftsmodell änderte sich laufend, die Branche blieb stets dieselbe. Zuerst investierte man in Telekommunikationsunternehmen, später drang man dann mehr und mehr in andere Technologie-Bereiche vor, wie etwa Finanzen, Halbleiter, Internet oder E-Commerce. Heute hat Softbank mehrere hundert Beteiligungen. Darunter finden sich Firmen wie Alibaba, Uber, Slack, Nvidia, Wirecard oder Boston Dynamic.

Den grossen Coup landetet Softbank-Gründer Masayoshi Son im Jahr 2000. Für 20 Millionen Dollar kaufte er sich mit 30 Prozent bei einem kleinen aufstrebenden Startup ein, das sich gerade in Asien im Online-Handel versuchte. Knapp 30 Jahre später ist Alibaba Chinas grösstes IT-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 450 Milliarden Dollar. Das Aktienpaket von Softbank dürfte derzeit einen Wert von etwa 140 Milliarden Dollar haben. Anfang Juni verkaufte Son einige Prozent seiner Alibaba-Anteilsscheine und generierte dadurch Milliardeneinnahmen.

Zu niedrig bewertet?

Der gesamte Nettovermögenswert von Softbank wird auf etwa 190 Milliarden Dollar geschätzt (zu den wichtigsten Beteiligungen). Das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 meldete Softbank einen Reingewinn von 12,9 Milliarden Dollar – ein Anstieg von rund 36 Prozent. Trotzdem liegt die Marktkapitalisierung der Softbank-Aktie derzeit lediglich bei rund 113 Milliarden Dollar. Das hat einen Grund: Um in immer mehr Tech-Firmen investieren zu können, nimmt Softbank laufend neue Kredite auf. Der Schuldenberg beträgt derzeit etwa 140 Milliarden Dollar. Das schreckt nicht wenige Anleger ab.

CEO Son ist die tiefe Bewertung seiner Firmengruppe seit längerem ein Dorn im Auge. Regelmässig betont er, dass die Softbank Group massiv unterbewertet sei. Um dem etwas entgegenzusetzen, kündigte Son bereits Anfang Februar an, über die nächsten elf Monate 112 Millionen Anteilsscheine mit einem Gesamtwert von etwa 5,5 Milliarden Dollar zurückzukaufen – das bislang grösste Aktienrückkaufprogramm von Softbank. Allein die Ankündigung zeigte Wirkung. Innerhalb einer Woche schossen die Titel um 30 Prozent in die Höhe. Seitdem bewegt sich der Kurs seitwärts.

Kursentwicklung der Softbank-Aktie seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch. 

Neuer Investmentfonds

2017 legte Softbank mit dem "Softbank Vision Fund" den weltweit grössten Private-Equity-Fonds auf. Der Fonds mit einem Volumen von 100 Milliarden Franken investiert in junge Wachstumsunternehmen, darunter etwa Uber, WeWork oder Slack. Neben Apple ist auch der Staatsfond von Saudi-Arabien daran beteiligt. Letzte Woche kündigte Son die Lancierung eines zweiten Vision-Fonds an. Mit Hilfe von Partnern soll er ebenfalls über 100 Milliarden Dollar schwer werden und sich speziell auf Firmen konzentrieren, die im Bereich "Künstliche Intelligenz" (KI) federführend sind.

Das Geschäftsmodell von Softbank klingt einleuchtend: Es wird konsequent in zukunftsträchtige Tech-Branchen investiert, denen grosse Wachstumschancen eingeräumt werden. Das Unternehmen glaubt an die Vernetzung von Mensch und Maschine mithilfe von KI und Robotern. Ein Einstieg bei Softbank kann als Möglichkeit gesehen werden, relativ breit in verschiedene Technologien zu inevstieren. 

Allerdings: Der hohe Schuldenberg von Softbank ist nicht wegzudiskutieren. Manch einen wird das aggressive Investieren auf Pump an frühere Blasen erinnern. Und was, wenn es zu Verwerfungen an den Finazmärkten kommt? Dann trifft die Negativstimmung in der Regel immer Firmen mit hoher Verschuldung. 

Die wichtigsten Beteiligungen des Tech-Investors:

Alibaba

2000 kaufte Softbank 30 Prozent des damaligen Online-Startups für 20 Millionen Dollar. Heute hat sich der Wert der Beteiligung mit etwa 140 Milliarden Dollar versechshundertfacht.

ARM Limited

Laut Bloomberg befinden sich in etwa 85 Prozent aller Smartphones weltweit Chips des japanischen Herstellers von Mikroprozessoren ARM Limited. 2016 kaufte Softbank das britische Unternehmen für 31 Milliarden Dollar.

Uber

Anfang 2018 investierte Softbank rund 9 Milliarden Dollar in den Fahrdienstvermittler, der zudem im Bereich selbstfahrende Autos aktiv ist. Der Tech-Investor hält somit etwa 15 Prozent von Uber.

Sprint

Seit einem Investment von 22 Milliarden Dollar hält Softbank seit 2013 die Mehrheit an dem US-amerikanischen Mobilfunkbetreiber.

Nvidia

Der Softbank-Vision-Fonds investierte im Mai 2017 rund vier Milliarden Dollar in den Chiphersteller, dessen Komponenten vor allem im Bereich KI gebraucht werden. Aber: Im Frühjahr verkaufte der Fonds wieder Anteile im Wert von 3,6 Milliarden Dollar.

Wirecard

Ende April stieg Softbank mit 900 Millionen Euro bei dem deutschen Zahlungsabwickler Wirecard ein. Beide Seiten betonten, dass der Einstieg von Softbank Grundlage einer strategischen Partnerschaft sei.

Boston Dynamic

Für etwa 100 Millionen Dollar kaufte Softbank im Juni 2017 das Robotik-Unternehmen, welches allem im Bereich autonomer Laufroboter forscht und entwickelt. Das Unternehmen aus Massachusetts gilt derzeit als weltweit federführend in der Robotik-Forschung.