Die Software AG weigert sich trotz eines höheren Gebots, Gespräche mit dem Übernahmeinteressenten Rocket Software aufzunehmen. Stattdessen unterstützt die Führung der Darmstädter Softwareschmiede weiterhin die leicht auf 2,4 Milliarden Euro angehobene Offerte der Silver Lake Management. Der Aktienfantasie tat das am Freitag nicht gut; die Papiere fielen.

Am späten Donnerstag hatte die Software bekanntgegeben, dass Silver Lake ihr Angebot von 30 auf 32 Euro je Aktie angehoben habe, nachdem ihr ein Gegenangebot präsentiert worden sei. Zu diesem Angebot machte die Software keine weiteren Angaben.

Informierten Kreisen zufolge handelt es sich bei dem Gegenbieter um die Rocket Software, hinter der der Finanzinvestor Bain Capital steht. Über dieses Gebot hatte Bloomberg News am Donnerstag berichtet. Dem Vernehmen nach wäre Rocket Software bereit, 34 Euro je Aktie zu zahlen, wenn es über einen Beherrschungsvertrag die volle Kontrolle erlangen könnte. Dafür müsste der Übernehmer einen Anteil von 75 Prozent an der Software AG erreichen.

Angesichts der Tatsache, dass Silver Lake sich bereits 30 Prozent der Software gesichtert hat, ist diese Bedingung ohne Zustimmung der Silver Lake allerdings schwer zu erfüllen. Ohne Beherrschungsvertrag wäre Rocket Software bereit, 32 Euro zu zahlen, heisst es.

Software AG fielen in Frankfurt um bis zu 5,6 Prozent auf 33,26 Euro. Wegen der sich abzeichnenden Übernahmeschlacht waren die Anteilsscheine zuletzt stark gestiegen.

"Angesichts des erhöhten Angebots von Silver Lake hat das Unternehmen keine Absicht, in Gespräche mit dem US-Wettbewerber, der das vorläufige unverbindliche Angebot abgegeben hat, einzutreten", hiess es in der Mitteilung der Software vom Donnerstag. "Dieses unverbindliche Angebot war an bestimmte Bedingungen geknüpft, die nicht erfüllt werden konnten." Ausgeführt wurden diese Bedingungen nicht.

Die Software AG hob allerdings die "übereinstimmende strategische Vision für die Software AG als erfolgreiches, unabhängiges Unternehmen mit Sitz in Darmstadt" hervor.

Zwei der sechs Aufsichtsräte der Software sind Vertreter von Silver Lake, darunter auch der Vorsitzende Christian Lucas. Die technologieorientierte Private-Equity-Firma hatte Ende 2021 über eine Wandelanleihe 344 Millionen Euro in die Software nvestiert. Laut der Software haben sich die Vertreter von Silver Lake im Aufsichtsrat an der Bewertung des Angebots nicht beteiligt.

Nach Ansicht der Analysten von Oddo hat das Angebot von Silver Lake die höchsten Erfolgschancen. Allerdings könnten Aktionäre auf eine erneute Erhöhung des Angebots drängen, damit das Unternehmen von der Börse genommen werden kann.

Bain hatte dem Vernehmen nach bereits vor dem Bekanntwerden des Angebots von Silver Lake Interesse an der Software AG signalisiert. Rocket Software hat eine Position aufgebaut, die 10 Prozent der Stimmrechte entspricht, wie die Software am Samstag bekannt gegeben hatte. Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar zufolge ist Silver Lake "auf einer Linie" mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens.

Vertreter von Bain und der Software lehnten eine Stellungnahme ab.

(Bloomberg)