Der Markt für Künstliche Intelligenz (KI) wächst schnell und verspricht hohe Gewinne. Firmen, die diese Technologie für sich nutzen wollen, suchen aber verstärkt nach Alternativen zum Pionier ChatGPT. Einige wollen sich nicht von Microsoft abhängig machen, dem Hauptaktionär des ChatGPT-Entwicklers OpenAI. Andere benötigen speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene KI.
"Haben wir nur einen Internet-Anbieter?", fragt George Mathew, Manager und KI-Experte beim Finanzinvestor Insight Partners. "Für ein gesundes funktionierendes Ökosystem benötigen wir verschiedene Anbieter von KI-Grundlagenmodellen." Darunter verstehen Experten die unzähligen Datensätze, auf denen sogenannte Generative KI basiert. ChatGPT & Co können dann auf Grundlage weniger Stichworte scheinbar von Menschen erschaffene Texte oder Bilder erstellen.
So nutzt das Startup Tome, dessen Software Nutzer bei der Erstellung von Präsentationen unterstützen soll, neben der ChatGPT-Datenbank GPT-3 auch das Konkurrenz-Angebot von Anthropix. Ausserdem soll die auf Bild-Erstellung spezialisierte OpenAI-KI "Dall-E" durch "Stable Diffusion" von Stability AI ersetzt werden. Das Ziel sei, für die jeweilige Anwendung das beste Ergebnis in der geringsten Zeit zu erreichen, sagt Tome-Chef Keith Paris.
Diesen Ansatz verfolgt auch HyperWrite mit dem gleichnamigen Schreib-Assistenten. Die App nutze ChatGPT für längere und den Rivalen Cohere für kürzere Texte, die Letzerer schneller und günstiger liefere.
Furcht vor Abhängigkeiten
Mike Volpi, Partner beim Wagniskapitalgeber Index Ventures, der unter anderem bei Cohere investiert ist, weist auf einen anderen Aspekt hin: Die Künstlichen Intelligenzen interagierten mit den Kunden der Firmen, die diese Technologie nutzten. Dabei seien auch sensible Unternehmensdaten im Spiel. "Viele dieser Unternehmen fühlen sich unwohl, wenn sie von Microsoft oder einem Unternehmen, das von Microsoft kontrolliert wird, abhängig sind." Weder der Software-Konzern noch OpenAI wollten sich zu diesem Thema äussern.
Srinath Sridhar, Chef von Regie.ai, führt Kostenersparnisse und eine bessere Verfügbarkeit als Gründe an, für seinen auf Vertriebsmitarbeiter spezialisierten Schreib-Assistenten mehrere KI zu nutzen. "Die Server von OpenAI sind oft überlastet."
Für andere Firmen wie den Anbeiter von Kundendienst-Software Intercom führt dagegen kein Weg an OpenAI vorbei. Die aktuelle Version des Grundlagenmodells, GPT-4, sei zwar "sehr teuer", räumt Fergal Reid, für KI zuständiger Intercom-Manager ein. "Wir sind aber derzeit der Meinung, dass wir GPT-4 verwenden müssen, um die Genauigkeit zu erreichen, die wir für den Kundendienst benötigen."
OpenAI peilt für das laufende Jahr einen Umsatz von 200 Millionen Dollar an. Der Branchendienst PitchBook traut dem KI-Markt bis 2026 ein Volumen von insgesamt rund 98 Milliarden Dollar zu.
(Reuters)