Der angeschlagene Solarzulieferer Meyer Burger verschreibt sich einem Transformationsprogramm. Das Unternehmen aus dem bernischen Gwatt lagert einen Grossteil der weltweiten Vertriebs- und Servicefunktionen für Standard-Photovoltaik-Lösungen nach Asien aus und baut weitere 100 der noch rund 1100 Stellen ab.

Erklärtes Ziel der Massnahmen ist es, die Gewinnschwelle von 300 auf rund 250 Millionen Umsatzfranken zu senken. Dies wiederum lässt vermuten, dass der Solarzulieferer wohl noch immer mit einer Auftragsflaute zu kämpfen hat.

Das hält Anleger jedoch nicht davon ab, sich an der Schweizer Börse SIX auf die Aktie von Meyer Burger zu stürzen. Nach einem frühen Vorstoss bis auf 0,637 Franken, verliert die Aktie zur Stunde 1,4 Prozent auf 0,586 Franken.

Massnahmen ein wichtiger Schritt

Analysten begrüssen die neuerlichen Kostensenkungsmassnahmen zwar, sehen darin aber gleichzeitig einen Hinweis, dass sich die Auftragslage seit der Reduktion der diesjährigen Umsatzvorgaben von Mitte August nicht verbessert hat. Meyer Burger strebt im laufenden Jahr einen Nettoumsatz von 440 bis 440 Millionen Franken an. Einige Händler messen der hartnäckigen Auftragsflaute deshalb ein grösseres Gewicht ein als der angekündigten Rosskur selbst.

Aus Sicht der Bank Vontobel sind die angekündigten Massnahmen jedoch ein wichtiger Schritt, um die Profitabilität im von einer hohen Wettbewerbsintensität und anderen Herausforderungen geprägten Marktumfeld verteidigen zu können. Während die Massnahmen zu einer zukünftig tieferen Kostenbasis führen würden, bleibe die weitere Entwicklung der Nachfrage sowie der Absatzpreise ungewiss, so die Zürcher Bank. Sie will ihre Schätzungen entsprechenden Anpassungen unterziehen. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Hold", das Kursziel 0,65 Franken.

Die Zürcher Kantonalbank sieht den Solarzulieferer bei zukünftigen Nachfrageschwankungen klar robuster aufgestellt. Ausserdem wird die stärkere Fokussierung auf den Schlüsselmarkt China begrüsst. Allerdings reflektiert dieses Vorhaben der Zürcher Kantonalbank zufolge auch die momentan (schlechte) weltweite Nachfragelage. Die Meyer-Burger-Aktie wird mit "Marktgewichten" eingestuft.

Bei der UBS Investmentbank werden die fehlenden Detailinformationen zu den geplanten Massnahmen kritisiert. Der Schweizer Grossbank zufolge dürfte sich an den Konsenserwartungen der Analysten nicht gross etwas ändern. Die UBS Investmentbank hält sowohl am "Neutral" lautenden Anlageurteil als auch am 12-Monats-Kursziel von 0,73 Franken fest.

Tragen die Massnahmen die Handschrift des russischen Grossaktionärs?

Wie es im hiesigen Handel weiter heisst, könnte Petr Kondrashev die treibende Kraft hinter den geplanten Massnahmen sein. Der russische Milliardär und Grossaktionär übte Mitte August in der Sonntagspresse massive Kritik und forderte den Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Alexander Vogel sowie von Finanzchef Michel Hirschi.

Knapp zwei Wochen später erklärte Hirschi seinen Rücktritt als Finanzchef. Damals hiess es, Hirschi sei ein Bauernopfer, damit Vogel Verwaltungsratspräsident bleiben könne (cash berichtete).

Eigenen Angaben zufolge kontrolliert Kondrashev bei Meyer Burger 6,1 Prozent der Stimmen. Damit hält der russische Milliardär in etwa gleich viele Stimmen wie das Management und der Verwaltungsrat des Solarzulieferers.