Der Konzern sieht dabei nicht nur eine Vielzahl an Synergien zum bisherigen Geschäft, sondern will auch von der grossen Bekanntheit der Marke profitieren. Dabei will Sonova - primär dank organischem Wachstum - komplett neue Kundengruppen erschliessen.

Das sagte der Chef der neuen Konzernsparte, Martin Grieder, im Interview mit AWP Finanznachrichten. Die Integration der im März 2022 abgeschlossenen Consumer Division von Sennheiser komme gut voran, betonte er. "Wir konnten sogar bereits mehrere neue Produkte erfolgreich auf den Markt bringen, die uns erlaubt haben, Marktanteile zu gewinnen." In der Fabrik in Irland habe Sonova bereits die Produktivität gesteigert und einen kulturellen Wandel eingeleitet.

Sennheiser passe gut zu Sonova, sagte Grieder, weil die Produkte auf dem Markt sehr komplementär seien. Als Sonova könne man mit der Übernahme ausserdem in das sogenannte 'situative Hören' einsteigen. Dieser neu entstehende Markt bestehe aus Kundinnen und Kunden, die noch keinen klassischen Hörverlust haben. "Wer grundsätzlich noch gut hört, aber zum Beispiel Mühe hat, in einem lauten Restaurant ein Gespräch zu verfolgen, für den haben wir nun besondere Produkte im Angebot."

Mit dem Schritt kannibalisiere sich Sonova mit seinen bekannten Phonak-Hörgeräten keineswegs selbst. "Leute, bei denen ein Hörschaden diagnostiziert wird, warten heute im Schnitt sieben Jahre, bis sie sich ein Hörgerät kaufen. Und genau diese Kundengruppe wollen wir nun ansprechen", sagte Grieder.

Faktor OTC-Markt

Ob das Unternehmen unter der Marke Sennheiser nun bald auch sogenannte OTC (over-the-counter)-Hörgeräte auf den Markt bringen wird, schloss der Manager im Gespräch nicht aus. "Mit dem neuen Geschäftsbereich Consumer Hearing und der Marke Sennheiser hätten wir die Möglichkeit in den OTC-Markt einzusteigen, falls Sonova dies als attraktives Geschäft ansieht", sagte er.

Was das künftige Wachstum anbelangt, so möchte der Chef der Sennheiser Consumer Division dieses primär organisch stemmen. "Natürlich schliessen wir nicht aus, dass in der mittel- bis langfristigen Zukunft die eine oder andere Firmenübernahme interessant sein könnte. Wir sprechen aber eher von kleineren Zukäufen."

Ansonsten wolle man die erfolgte Akquisition auf die richtigen Gleise leiten, die Integration vorantreiben und die Profitabilität Jahr für Jahr verbessern. "Konkret streben wir hier - wie bereits kommuniziert - eine zweistellige EBITA-Marge an, derzeit liegt diese im einstelligen Bereich."

Was die Lieferketten anbelangt, so hatte man bei Sonova in dieser Sparte bis Mitte 2022 Engpässe. "Chips waren teilweise nicht lieferbar. Das hat sich jetzt zum Glück gelöst und wir haben keine Lieferprobleme mehr", sagte Grieder. Allerdings habe man wegen der Inflation die Preise erhöhen müssen - oder werde dies per 1. April 2023 noch tun.

(AWP)