Geld fürs Studium, eine allfällige Weltreise oder für die Altersvorsorge: Wer seinen Kindern, Enkeln oder Patenkindern einen finanziellen Zustupf mitgeben will, hat heutzutage viele Möglichkeiten – etwa das traditionelle Sparkonto, Investments in einen Fonds- oder ETF-Sparplan (Exchange Traded Fund) oder in andere Wertpapiere wie Aktien.

Trotz der gewachsenen Anlagemöglichkeiten legen noch immer mehr als zwei Drittel der Erwachsenen das Geld für den Nachwuchs auf einem Sparkonto an. In einer Welt ohne Zinsen ist dies verschenktes Potenzial, denn der angesparte Batzen wird wegen der Inflation über die Jahre ziemlich sicher weniger wert sein. Zudem wird der Zinseszinseffekt praktisch hinfällig, trotz meist langem Anlagehorizont von 18 Jahren und mehr. Wer also über Zeit Vermögen für seinen Nachwuchs aufbauen will, ist mit Sparplänen in Fonds oder ETFs besser beraten.

Zur Verdeutlichung ein fiktives Beispiel:

Esther ist Gotti geworden. Ab sofort möchte sie 18 Jahre lang jeden Monat 50 Franken für ihr Gottikind sparen. Ihre Bank hat Geschenksparkonten für Kinder im Angebot. Der Zinssatz beträgt 0,25 Prozent, die Kontoführung ist kostenlos und es fallen keine weiteren Gebühren an. Esther rechnet im Schnitt mit einer jährlichen Inflation von 1,25 Prozent. Mit dem Geschenksparkonto kann sie ihrem Gottikind zum 18. Geburtstag 9875 Franken (inflationsbereinigt) überweisen. Das sind über 1000 Franken weniger, als sie in der Summe jeden Monat eingezahlt hat (10’800 Franken plus Rendite inklusive Zinseszins von 248 Franken).

Esthers Bank bietet auch Sparpläne an. Als moderate Anlegerin sucht Esther ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Rendite. Sie zieht einen passiv verwalteten ETF mit einem Aktienanteil von 60 Prozent als Investitionsmöglichkeit in Erwägung. Dieser hat pro Jahr eine langfristig erwartete durchschnittliche Nettorendite von 4,5 Prozent abzüglich Gebühren. Nach 216 Monaten Einzahlen könnte Esther ihrem Gottikind im schlechtesten Szenario inflationsbereinigt 12’500 Franken auszahlen. Im mittleren Szenario könnten die insgesamt investierten 10’800 Franken auf 16’000 Franken anwachsen und im besten Fall sogar auf 21’500 Franken fast verdoppeln.

Vier grundlegende Fragen

Sparpläne funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Regelmässig fliesst ein bestimmter Betrag automatisch in ein zuvor eröffnetes Depot, meist in einen ETF oder Fonds. Die Sparrate kann flexibel erhöht, verringert oder auch mal ausgesetzt werden. Das Depot kann entweder auf den Namen der erwachsenen Person oder mit einem Junior-Konto auf den Namen des Kindes laufen. Die meisten Finanzdienstleister bieten solche mittlerweile an.

Vor dem Anlegen in Kinder-Depots sollte man sich, wie bei allen anderen Investments, über folgende Punkte im Klaren sein: Anlagehorizont, Risikotoleranz, Renditeerwartung und die Anlageregion, erklären Luba Schönig und Tonia Zimmermann, Co-Gründerinnen der Finanzplattform Umushroom auf Anfrage von cash.ch.

ETF statt Einzelaktien?

Für welches Anlagevehikel man sich entscheidet, hängt also davon ab. Wer beispielsweise in eine kleine Auswahl von Aktien investiert, hat die Chance, den breiten Markt deutlich zu übertreffen, erklärt Schönig. Jedoch werde das investierte Geld für das Kind abhängig von unternehmensspezifischen Risiken, insbesondere wenn das Portfolio nur aus wenigen Titeln bestehe, so Schönig. Ein Klumpenrisiko. Ralf Beyeler von moneyland.ch würde sogar ganz auf Einzelaktien im Kinderdepot verzichten.

Die Finanzexperten sehen ETFs als kostengünstige Alternative zu aktiv gemanagten Fonds. «ETFs sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds deutlich kostengünstiger, was sich langfristig positiv auf die Rendite auswirkt», erklärt Luba Schönig. Die Erfahrung zeige, dass viele aktiv gemanagte Fonds trotz höherer Gebühren nicht besser als der Markt abschneiden.

Das bestätigt Beyeler, gibt jedoch zu bedenken, dass es durchaus vorkommen könne, dass ein aktiver Fonds mit Berücksichtigung der höheren Gebühren trotzdem eine höhere Rendite als ein günstiger, passiver Fonds oder ETF erzielt. Grundsätzlich solle man immer im Hinterkopf haben, dass sich die Renditen immer auf die Entwicklung der Vergangenheit beziehen. Ein ETF oder Fonds, der in der Vergangenheit überdurchschnittlich abgeschnitten habe, müsse dies in Zukunft nicht auch tun, erklärt Beyeler.

Weltweite Diversifikation als Grundpfeiler

Bei der Auswahl raten die Experten zu möglichst breit gestreuten, weltweiten Investments. Zwar würden am heimischen Aktienmarkt Währungsrisiken vermieden, so Zimmermann von Umushrooms, allerdings sei der Markt stark auf bestimmte Branchen wie Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen oder Basiskonsumgüter konzentriert – Technologie- und Zukunftsbranchen wie KI seien kaum vertreten.

Deshalb könnte es sinnvoll sein, breiter zu diversifizieren und dem Portfolio beispielsweise einen Welt-ETF oder einen USA-ETF beizumischen. Auch laut Beyeler sollte man bei der Wahl auf günstige Gebühren achten und darauf, dass der Fonds oder ETF möglichst weltweit diversifiziert anlegt: «Mit einem ETF oder einem passiven Fonds auf einen Weltindex kann man nichts falsch machen.»

Kleine Beiträge, grosse Wirkung

Wie viel muss man eigentlich investieren? Im Grundsatz gilt die Annahme: Je höher der einbezahlte Betrag, desto höher das Kapital nach 18 Jahren. Schon ab kleinen Beiträgen und etwas Disziplin lassen sich über den Anlagehorizont ein beachtliches Vermögen aufbauen.

Beyeler rechnet vor: «Bereits wenn man alle drei Monate nur 100 Franken einzahlt – also 33 Franken pro Monat –, sammeln sich bei 7 Prozent Jahresrendite nach 18 Jahren 14'200 Franken an. Eingezahlt wurden nur 7200 Franken.»

Bei 100 Franken monatlich wird der Zinseszinseffekt noch deutlicher: «Nach 18 Jahren stehen 42'000 Franken zur Verfügung, obwohl nur 21'600 Franken eingezahlt wurden – das Geld hat sich fast verdoppelt.»

Schönig und Zimmermann denken in ihrem Beispiel noch grösser: Wer das monatliche Kindergeld von 200 Franken über 20 Jahre investiert, könne auf 90'000 bis 100'000 Franken kommen. Alle drei betonen jedoch, dass Verluste nie ausgeschlossen werden können.

Monatlich oder quartalsweise einzahlen? Es kommt darauf an

Beim Einzahlungsrhythmus gehen die Meinungen auseinander. Schönig und Zimmermann plädieren für den monatlichen Rhythmus: Durch das «Time Averaging» investiere man kontinuierlich zu unterschiedlichen Kursniveaus und erziele einen günstigen Durchschnittspreis. Das schwer kalkulierbare «Market Timing» entfalle.

Beyeler sieht das entspannter: «Meist spielt es nicht so eine grosse Rolle, wie man einzahlt. Es muss insgesamt passen.» Sein praktischer Hinweis: Bei Anbietern mit Pauschalgebühren pro Kaufauftrag könne es günstiger sein, seltener und dafür grössere Beträge einzuzahlen.

Wenn das Kind volljährig wird

Spätestens zur Volljährigkeit stellen sich neue Fragen. Steuerlich ist die Sache klar, wie Beyeler erklärt: «Die Eltern oder das Gotti müssen das Guthaben in ihrer Steuererklärung als Vermögen versteuern. Wenn das Kind selber eine Steuererklärung abgeben muss, dann muss das Kind die Konten in der Steuererklärung deklarieren.» Der Übertrag selbst sei meist unproblematisch: «Je nach Bank ist ein Übertrag notwendig, manchmal kann der Sparplan aber auch einfach weitergeführt werden», so Beyeler.

Bei Sparplänen sollte man beim Übertrag oder Konto auflösen das Timing im Hinterkopf behalten. Was, wenn gerade eine Börsenbaisse herrscht? «In solchen Momenten ist es nicht ratsam zu verkaufen, sondern besser, Ruhe zu bewahren und abzuwarten», rät Schönig: «Die Geschichte zeigt: Langfristig erholen sich die Märkte von jeder Krise.»

Monique Misteli
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