Die deutschen Exporte sind im Oktober überraschend den zweiten Monat in Folge gewachsen. Sie nahmen um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang von 0,5 Prozent erwartet, nach einem Wachstum von 1,5 Prozent im September. In ersten Reaktionen hiess es:

MICHAEL HERZUM, LEITER VOLKSWIRTSCHAFT UNION INVESTMENT:

«Doch so schön das Bild scheint, überbordend laufen die Exporte immer noch nicht. Für einen positiven Impuls für die deutsche Konjunktur ist der Aussenhandel nach wie vor zu schwach. Und der Ausblick begeistert auch nicht.

Positiv ist: Nach dem Hin-und-Her im Zollstreit mit den USA kehrt langsam wieder mehr Ruhe ein. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob sich die Exporte im nunmehr planbaren Zollumfeld auch weiter verbessern können. Zu beachten ist dabei, ob sich die Handelsbarrieren der USA auf der Importseite negativ auf Deutschland auswirken. Denn wenn die bislang in die USA exportierten chinesischen Produkte in andere Regionen der Welt umgeleitet werden, setzt das auch die deutsche Industrie unter Druck.

Trotz des gestiegenen Exports ist der Blick in die nähere Zukunft nicht sehr rosig. Der starke Euro belastet die Exportwirtschaft. Zudem ist die konjunkturelle Lage in den für Deutschland wichtigen Absatzmärkten wie China und den USA derzeit verhalten.»

CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:

«Die EU stabilisiert die Exportperformance der deutschen Unternehmen. Während die Firmen in den USA und China Marktanteile verlieren und im Oktober deutlich weniger in diese Länder verkauft haben, konnte die Ausfuhr in die EU, dem bei weitem wichtigsten Markt, signifikant gesteigert werden. Hier zeigt sich der Vorteil des Binnenmarktes besonders klar. Gegen die US-Zölle und die Abwertung des chinesischen Yuan gegenüber dem Euro, beides für deutsche Firmen wettbewerbsschädliche Entwicklungen, kann man zunächst nur gegenhalten, in dem andere Märkte stärker bespielt werden und die EU-Länder spielen dabei die wichtigste Rolle.»

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

«Die Exporte halten sich. 'Immer höher, immer weiter' zählt für den Sektor aber längst nicht mehr. Der Handel mit den USA wird wegen der Zölle weiter belastet bleiben und das China-Geschäft schwächeln. Ohnehin dürfte es wegen der US-Zölle erst noch zu weiteren negativen Mengenreaktionen kommen. Lieferketten und Absatzwege werden deshalb ein Stück weit anders aufgestellt werden. Dazu trägt bei, dass Unternehmen wegen Standortnachteilen abwandern dürften.» 

(Reuters)