Die Verbraucherpreise legten im Februar nur noch um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Januar hatte die Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft noch bei 2,8 Prozent gelegen, nach 2,9 Prozent im Dezember. Volkswirte hatten mit einer Rate von 2,5 Prozent gerechnet. Das sagten die Ökonomen in einer ersten Reaktion:

Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank:

«Die Inflationsrate befindet sich weiter im Rückwärtsgang. Auch wenn das EZB-Preisziel in Sicht ist, wird der Weg dorthin beschwerlich sein. Lohnanstiege deutlich über dem Produktivitätszuwachs halten Preisüberwälzungen am Leben. Für das dritte Quartal 2024 winkt dennoch eine temporäre Zielunterschreitung. Die EZB dürfte Zinssenkungspläne weiter schmieden.»

Christoph Weil, Commerzbank:

«Auf den ersten Blick dürfte der Rückgang der Inflationsrate im Euroraum von 2,8 Prozent im Januar auf 2,6 Prozent im Februar den Tauben im EZB-Rat Aufwind geben. Doch ein guter Teil des Rückgangs ist darauf zurückzuführen, dass der starke Preisanstieg im Februar 2023 aus dem Vorjahresvergleich herausgefallen ist. Auf kürzere Sicht hat sich der unterliegende Preisauftrieb sogar wieder verstärkt. Darüber kann auch der Rückgang der Kernteuerungsrate von 3,3 Prozent auf 3,1 Prozent nicht hinwegtäuschen.»

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

«Ist die EZB deshalb nun zufrieden? Die Antwort dürfte lauten: Jein. Eine Kerninflationsrate von 3,1 Prozent sieht ebenfalls nach Teilerfolg in der Inflationsbekämpfung aus – ist es zu einem hohen Mass auch. Doch gerade mit Blick auf die Kernteuerung beginnt jetzt die kritische Phase, denn der Preisanstieg im Dienstleistungssektor ist noch immer hoch. Im Februar stiegen die Preise im Dienstleistungssektor gegenüber dem Vorjahr noch immer mit 3,9 Prozent. Im direkten Monatsvergleich lag die Teuerung sogar bei hohen 0,8 Prozent. Gerade im Dienstleistungssektor steigen die Löhne deutlich. Die Gefahr von Zweitrundeneffekten ist noch nicht gebannt. Und gerade deshalb wird die EZB den Rückgang der Inflationsrate nicht zum Feiern nutzen. Stattdessen dürfte die Lohnentwicklung weiter sorgfältig beobachtet werden und vorerst auch keine Zinssenkung lanciert werden. Wir rechnen im Juni mit einer ersten Zinssenkung.»

(Reuters)