Riesige Investmentfonds wie der Staatsfonds Norwegens und Temasek Holdings aus Singapur haben zwar zuletzt chinesische Aktien abgestossen. Experten sind sich aber sicher, dass das nur vorübergehend ist und die Fondsmanager bald wieder zugreifen.
Staatsfonds stehen in den Startlöchern
Zahlreiche Staatsfonds stünden in den Startlöchern, um ihr Engagement in chinesischen Aktien und Fonds auszubauen, sagt Elliot Hentov, Manager beim Fondsanbieter State Street Global Advisors (SSGA). Der regulatorische Vorstoss in der Volksrepublik habe solche Überlegungen sogar beschleunigt, da die Politik dort im Vergleich zu anderen Schwellenländern azyklisch sei. Zudem sei das Vertrauen in Urbanisierung und Konsumwachstum nach wie vor gross und Investoren rechneten damit, dass die Wirtschaft in China mittel- bis langfristig weiter wachse, meint Greg Hyland vom Gewerbeimmobilien-Dienstleister CBRE.
Experten gehen davon aus, dass alleine in festverzinsliche Wertpapiere 130 Milliarden Dollar fliessen werden, wenn China in den FTSE World Government Bond Index aufgenommen wird. Aktien und Immobilien stehen ebenfalls hoch im Kurs. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Staatsfonds 26 Immobilien-Deals im Wert von 2,8 Milliarden Dollar abgeschlossen. 2020 waren es 28 Deals im Wert von 4,9 Milliarden Dollar, wie die Analysefirma Global SWF zeigt, die Daten von 400 Staatsfonds auswertet.
Regierung verschärft Kontrolle
Die kommunistische Regierung in China hat in den vergangenen Wochen beinahe täglich die Vorschriften für sämtliche Branchen verschärft. Ihr Ziel ist, nach Jahren des rasanten Wachstums die Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft zu verstärken. Unter anderem schreibt sie der Videospiel-Branche vor, wie viel Zeit Jugendliche mit Spielen verbringen dürfen. Davon ist etwa der Tech-Konzern Tencent betroffen. Online-Händlern wie Alibaba werden Milliarden-Geldbussen wegen Verstössen gegen Verbraucherrechte aufgebrummt und sie dürfen künftig keine Algorithmen mehr verwenden, um Kaufentscheidungen der Kunden zu beeinflussen. Auch im Showbusiness und der Bildungsbranche hat die Regierung massiv die Zügel angezogen.
Die Staatsfonds schauen sich die Entwicklung zwar an, da ihre Anlagestrategien in der Regel sehr langfristig seien, liessen sie sich davon nicht beunruhigen, sagt Winston Ma, Ex-Geschäftsführer von Pekings eigenem Staatsfonds China Investment Corp. "Langfristige Investoren wie Staatsfonds werden ihr Engagement bei der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt nicht über Nacht auf Null senken. So taktisch gehen sie nicht vor."
Die strengere Regulierung ist nach Einschätzung von Fachleuten für die Staatsfonds auch wegen des Trend-Themas Nachhaltigkeit - ESG - interessant. Immer mehr Anleger und Investmentfirmen legen wert darauf, dass Umweltthemen (Environment), Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Corporate Governance) eingehalten werden. "Die strikteren Vorschriften könnten deshalb positiv sein für die Staatsfonds", sagt Rod Ringrow, der beim Asset Manager Invesco für institutionelle Kunden zuständig ist.
(Reuters)