Die globalen Stabilitätswächter wollen die Schwachstellen in der neuen Welt der dezentralisierten Finanzierungen (DeFi) angehen, die der Kollaps der Kryptobörse FTX zum Vorschein brachte. Wie stark Turbulenzen dort die traditionelle Finanzwirtschaft mitreissen können, hängt aus Sicht der Stabilitätswächter davon ab, wie diese Unternehmen mit Banken und anderen klassischen Finanzfirmen verzahnt sind.

"Die Tatsache, dass Krypto-Assets, die einem Grossteil von DeFi zugrunde liegen, keinen inhärenten Wert haben und sehr volatil sind, vergrössert die Auswirkungen dieser Verwundbarkeiten, wenn sie auftauchen, wie die jüngsten Vorfälle zeigen", heisst es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Finanzstabilitätsrats (FSB) für die Finanzminister der G20-Staaten.

Der Kollaps der Krypto-Börse FTX und eine Reihe von Skandalen im vergangenen Jahr hatte weltweit Schockwellen und Rufe nach einer schärferen Regulierung der Branche ausgelöst. Seit dem FTX-Zusammenbruch kämpfen viele Unternehmen aus der Branche ums Überleben, inzwischen rollt eine Entlassungswelle durch die Branche.

Unternehmen der DeFi-Branche bieten unter anderem den Handel, die Ausleihe und Kredite in Kryptowährungen an, wobei für Transaktionen Blockchain-Technologie genutzt wird ohne zentrale Kontroll- und Steuerungsinstanzen.

Verwundbarkeiten angehen

Der FSB will die von der DeFi-Branche ausgehenden Verwundbarkeiten eingehend analysieren. Der Kollaps von FTX habe viele Schwachstellen deutlich gemacht, hiess es in dem Bericht. Das volle Ausmass der Auswirkungen werde angesichts mangelnder Transparenz in diesen Märkten erst mit der Zeit klar werden. Als Antworten der Politik kämen etwa aufsichtliche Vorschriften für das direkte Engagement der Banken in der DeFi-Branche in Betracht. Solche Regeln könnten auch andere Verflechtungswege betreffen.

Auch sei denkbar, die Verwundbarkeiten innerhalb der Branche selbst anzugehen, sollte der Sektor weiter wachsen aber von der traditionellen Finanzwirtschaft abgekoppelt bleiben. Bislang seien die Verflechtungen noch begrenzt. Der FSB koordiniert die Ausarbeitung von internationalen Standards und Finanzregeln innerhalb der Gruppe der wichtigsten Industrie und Schwellenländer (G20).

Die EU setzt sich unterdessen dafür ein, dass die G20-Länder schnell in Koordination mit Regulierungsstellen ein aufsichtliches Regelwerk für Firmen, die Krypto-Währungen auf den Markt bringen, und Krypto-Dienstleister entwickeln und umsetzen, wie aus einem Positionspapier hervorgeht, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

Im vergangenen Juli hatten sich das EU-Parlament und die EU-Länder auf ein Regelwerk für Kryptowährungen mit dem Titel "Markets in Crypto Assets" (MiCA) verständigt. Damit will die EU als erste grosse Wirtschaftsregion Cyberdevisen beaufsichtigen.

(Reuters)