Kryptowährungen sind berüchtigt für ihre Kurskapriolen. Denn bei den meisten bestimmen allein Angebot und Nachfrage den Preis. Stablecoins sollen dieses Manko beseitigen, in dem ihr Wert fest an eine Währung oder den Preis von Rohstoffen wie Gold gekoppelt wird.

Daher hätte der jüngste Kursverfall von Bitcoin & Co Stablecoins eigentlich unberührt lassen müssen. Der überraschende Kurskollaps von TerraUSD, dessen Kurs an den US-Dollar gebunden sein sollte, rückt dieses Segment der Kryptowährungen ins Rampenlicht.

Nachfolgend einige Fragen und Antworten zu dem Thema:

Was sind Stablecoins?

Stablecoins sind Kryptowährungen, die auf Kursstabilität ausgerichtet sind. Damit soll ihre Nutzung als Zahlungsmittel oder Wertanlage vereinfacht werden. Zu diesem Zweck wird ihr Kurs oft an klassische Währungen wie den US-Dollar im Verhältnis eins zu eins gekoppelt. Die gemessen an der Marktkapitalisierung wichtigsten Stablecoins sind Tether, USD Coin und Binance USD. Der grösste Stablecoin mit Kopplung an den Euro ist Stasis Euro.

Wie wichtig sind Stablecoins?

Der addierte Börsenwert der Stablecoins beläuft sich dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge auf derzeit knapp 160 Milliarden Dollar. Davon geht etwa die Hälfte auf das Konto von Tether. Mit gut 52 und rund 18 Milliarden Dollar folgen USD Coin und Binance USD abgeschlagen auf den Plätzen. Stasis Euro, der an die Gemeinschaftswährung gekoppelt ist, kommt gerade einmal auf 130 Millionen Dollar.

Innerhalb der Kryptowährungen machen Stablecoins aber nur vergleichweise einen kleinen Teil aus. Die Marktkapitalisierung aller knapp 20'000 Cyber-Devisen liegt bei 1,25 Billionen Dollar. Allerdings haben Stablecoins in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. So stieg der Börsenwert von Tether seit Anfang 2020 von rund vier auf derzeit etwa 74 Milliarden Dollar.

Wer nutzt Stablecoins?

Stablecoins spielen für Kryptowährungshändler eine wichtige Rolle, da sie sich über sie gegen Kursschwankungen bei Bitcoin & Co absichern können. Ausserdem parken sie häufig Gelder vorübergehend in diesen Digital-Devisen, wenn sie ihr Guthaben nicht in klassische Währungen umtauschen wollen.

Zudem nutzten Investoren Stablecoins zunehmend zur Umgehung von Kapitalkontrollen, sagt Joseph Edwards, Chef-Finanzstratege des Kryptowährungsfonds-Anbieters Solrise. Dieser Trend lasse sich seit 2018 beobachten. Tether sei besonders gefragt für Geschäfte in und mit China sowie Südamerika.

Wie funktionieren Stablecoins?

Grundsätzlich gibt es zwei Gruppen von Stablecoins. Die eine sind "gedeckte" Kryptowährungen. Dabei kaufen die Anbieter dieser Cyber-Devisen klassische Währungen, Staatsanleihen oder andere Wertpapiere, um die Koppelung an einen bestimmten Kurs zu gewährleisten. Zu dieser Kategorie gehören die drei grössten Stablecoins Tether, USD Coin und Binance USD. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Kritik wegen mangelnder Transparenz in puncto Wertpapierbestände. Skeptiker bezweifeln, dass die Anbieter dieser Stablecoins ausreichende Finanzreserven haben, um einen Wechselkurs von eins zu eins zu garantieren. Zudem führe die Notwendigkeit des Vertrauens in eine zentrale Stelle das Grundprinzip von Kryptowährungen ad absurdum, das auf Unabhängigkeit von Institutionen basiere, sagt Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.

Daneben gibt es noch "algorithmische" oder "dezentrale" Stablecoins. Zu ihnen gehört TerraUSD. Statt Devisen- oder Wertpapierreserven soll hier automatisiert ein komplexer Mechanismus von Handelsgeschäften mit anderen Kryptowährungen den Kurs stabil halten. Im Fall von TerraUSD sind dies Transaktionen mit der frei handelbaren Cyber-Devise Luna.

Was kann schiefgehen?

Bei TerraUSD versagte der Stabilitätsmechanismus, als Investoren das Vertrauen in Luna verloren. Gleichzeitig verfüge der Anbieter von TerraUSD nicht über ein ausreichendes Finanzpolster, um den spekulativen Druck abzufedern, kritisieren die Analysten der Ratingagentur Fitch.

Theoretisch sollten gedeckte Stablecoin dagegen immun sein. Dennoch gerieten auch die Kurse von Tether ins Rutschen, obwohl der Anbieter dieser Kryptowährung auf seiner Webseite betonte, das Umtausch-Verhältnis von eins zu eins zum US-Dollar bleibe bestehen. "Zweifel an der Deckung bestimmter Stablecoins sind immanent und nicht unglückliche Einzelfälle", warnt Commerzbank-Experte Leuchtmann.

Was sagen die Regulierungsbehörden?

Börsenregulierer, die seit Längerem weltweit um Regeln für den Kryptowährungsmarkt ringen, haben wiederholt auf die Risiken für die Finanzstabilität hingewiesen. Diese träten dann auf, wenn alle gleichzeitig ihre Stablecoins verkaufen wollten und dadurch die Anbieter gezwungen seien, ihre Devisen- und Wertpapierbestände kurzfristig auf den Markt zu werfen. Dies könnte eine Talfahrt an den klassischen Börsen verschärfen. "Womit sich der eine oder andere die Frage stellen dürfte, ob Stablecoins insgesamt sinnvoll sind", sagte Commerzbank-Experte Leuchtmann. "Zumal sie bei Einführung von digitalem Zentralbankgeld eh obsolet werden dürften."

(Reuters)