Der Arzneimittelhersteller Stada kehrt doch nicht an die Börse zurück und bleibt stattdessen in den Händen von Finanzinvestoren. Die bisherigen Stada-Eigentümer, die Beteiligungsgesellschaften Bain Capital und Cinven, verkaufen bei einer der grössten Firmenübernahmen des Jahres in Europa eine Mehrheitsbeteiligung an die britische CapVest, wie die Unternehmen am Montag mitteilten.
CapVest übernimmt dabei zwei mit der Sache vertrauten Personen zufolge einen Anteil von rund 70 Prozent. Die gesamte Bewertung von Stada liege demzufolge bei rund zehn Milliarden Euro einschliesslich Schulden. Bain und Cinven behalten eine Minderheitsbeteiligung.
Mit dem Verkauf sind die bisherigen Börsenpläne für Stada vom Tisch. Noch in der vergangenen Woche hatte Stada-Chef Peter Goldschmidt einen möglichen Börsengang für den Herbst erwogen. Insidern zufolge bewogen die intensivierten Vorbereitungen für einen Börsengang CapVest dazu, den eigenen Anteil bei dem Deal zu erhöhen.
Ursprünglich habe CapVest nur eine einfache Mehrheit von 50 Prozent plus einer Aktie angestrebt. Bei Finanzberatern galt Stada als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für einen Börsengang in der zweiten Jahreshälfte, neben dem Prothesenhersteller Ottobock, der Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx und der Swiss Marketplace Group.
Der neue Mehrheitseigentümer CapVest kündigte an, erhebliches neues Kapital bereitzustellen, um das Wachstum von Stada zu beschleunigen. Der Londoner Finanzinvestor verfüge über umfassende Branchenkenntnisse und eine mehr als 20-jährige Erfolgsbilanz bei Investitionen im Gesundheitswesen, teilte Stada mit.
Goldschmidt begrüsste CapVest als idealen nächsten Partner. Rückenwind erhält Stada durch starke Geschäftszahlen. Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Umsatz weiter auf 2,1 Milliarden Euro, das operative Ergebnis erreichte einen Rekordwert.
Bain und Cinven hatten den Hersteller von bekannten Marken wie dem Erkältungsmittel Grippostad und der Sonnenmilch Ladival im Jahr 2017 für 5,3 Milliarden Euro gekauft und von der Börse genommen. Unter ihrer Regie wurde Stada von einem deutschen Generika-Anbieter zu einem breiter aufgestellten Gesundheitskonzern mit weltweit rund 11.600 Mitarbeitern umgebaut.
Dabei unterstützten die Finanzinvestoren das Unternehmen bei mehr als 25 Zukäufen, um die Marktpräsenz in Europa und darüber hinaus auszubauen. Der Verkauf an CapVest soll Anfang 2026 abgeschlossen sein, muss aber noch von den Behörden genehmigt werden.
Bei der Transaktion wurden Bain, Cinven und Stada von den Investmentbanken Jefferies und Rothschild beraten. Morgan Stanley, JPMorgan, Goldman Sachs und die Deutsche Bank waren sowohl für den möglichen Börsengang als auch für die Übernahme als Berater tätig. CapVest wurde von Canson Capital Partners und Centerview Partners beraten.
(Reuters)