Seit dem gestrigen Montagabend steht fest: Die deutsche RAG-Stiftung steigt beim Ostschweizer Zugbauer Stadler Rail aus. Im Zuge eines beschleunigten Buchbildungsverfahrens will sich die Grossaktionärin insgesamt von 4,5 Millionen Namenaktien trennen.
Für Beobachter kommt dieser Schritt nicht überraschend. Die Frage sei gewesen nicht ob, sondern vielmehr wann sich die RAG-Stiftung vom verbleibenden Aktienpaket trenne, heisst es. Und tatsächlich wird an der Börse schon eine ganze Weile auf einen Ausstieg der Deutschen spekuliert.
Wie die mit der Platzierung betraute Credit Suisse meldet, konnten die 4,5 Millionen Aktien zu 40,25 Franken das Stück bei neuen Investoren untergebracht werden. Damit ist der Abschlag gegenüber den Schlusskursen vom Vortag ähnlich hoch wie bei der letzten Platzierung im Mai 2020. Damals erzielte die RAG-Stiftung einen Preis von 38,10 Franken, was einem Abschlag gegenüber den Schlusskursen vom Vortag um gut 3,5 Prozent entsprach.
Die Aktie grenzt die anfänglichen Verluste ein. Zur Stunde verliert sie noch 2 Prozent auf 40,80 Franken.
Wie aus den Handelsräumen von Schweizer Banken verlautet, könnte Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler die Gunst der Stunde genutzt und im Rahmen der Platzierung Aktien zugekauft haben. Das tat er einst auch im Mai 2020, als er über seine Beteiligungsgesellschaft PCS Holding 1,5 Millionen der damals angebotenen 5,5 Millionen Namenaktien in den eigenen Bestand übernahm. Seither hält Spuhler direkt und indirekt 41,5 Prozent an Stadler Rail.
Zeitpunkt für einen Zukauf von Titeln nicht eben ungünstig
An finanziellen Mitteln für einen weiteren Beteiligungsausbau dürfte es dem Unternehmer und ehemaligen SVP-Nationalrat jedenfalls nicht mangeln. Schätzungen zufolge flossen ihm Mitte April 2019 aus dem Börsengang von Stadler Rail rund 1,4 Milliarden Franken in bar zu.
Der Zeitpunkt für einen solchen Zukauf scheint nicht ungünstig, ist die Aktie des Zugbauers zuletzt doch weit unter die diesjährigen Höchstkurse vom Januar bei knapp 48 Franken zurückgefallen.
Als belastend erwiesen sich dabei warnende Wortmeldungen aus Bankenkreisen. Während Kepler Cheuvreux vor einer enttäuschenden ersten Jahreshälfte und einem schwachen freien Cashflow warnte, nahm die Bank of America Merrill Lynch die Erstabdeckung der Stadler-Rail-Aktie gar mit einer "Underperform" lautenden Verkaufsempfehlung und einem Kursziel von gerade einmal 41 Franken auf (der cash Insider berichtete).
Mit einem Plus von weniger als einem Prozent hinkt die Aktie des Zugbauers dem breiten Schweizer Aktienmarkt seit Jahresbeginn denn auch weit hinterher. Viele andere Nebenwerte schnitten in dieser Zeit deutlich besser ab. Umso wichtiger ist es, würde Ankeraktionär Spuhler mit dem Zukauf von Titeln ein Zeichen setzen. Womöglich könnten die der Schweizer Börse SIX gemeldeten Management-Transaktionen in den nächsten Tagen für Klarheit sorgen.