Es war am 14. Januar 2015 - der Tag vor der Auflösung des Euro-Franken-Mindestkurses -, als die Aktie von Schmolz+Bickenbach letztmals einen Wert von über 1 Franken besass. Seither haftet am Titel das unschöne "Penny Stock"-Etikett.

Es folgten Aufs und Abs mit einem Tief bei 45 Rappen (Februar 2016) und einem Hoch bei bei 96 Rappen (Mai 2017). In diesem Jahr ist mit minus 8 Prozent wieder einmal eine Abwärtsbewegung im Gange. Wie die Kursgrafik verdeutlicht, ist die Volatilität der Aktie hoch:

Kursentwicklung der Schmolz+Bickenbach-Aktie seit Januar 2015, Quelle: cash.ch

Auf Sicherheit bedachte Anleger sollten von Schmolz+Bickenbach die Hände lassen. Es lauern einige Risiken: Die Stahlindustrie ist sehr zyklisch, ein Rückgang der Nachfrage wäre schnell negativ in den Büchern spürbar. Ausserdem stellt die im Februar erfolgte Übernahme der französischen Ascometal, die zuvor insolvent war, ein anspruchsvolles Unterfangen dar. Denn die darbende Stahlfirma muss zunächst wieder auf Profit getrimmt werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Es sind denn wohl auch diese erwähnten Sorgen, die dem Aktienkurs von Schmolz+Bickenbach in diesem Jahr etwas zusetzen. Hinzu kommt die quasi erzwungene Beteiligungsreduktion des Grossaktionärs Viktor Vekselberg von 42 auf unter 27 Prozent aufgrund von US-Sanktionen gegen den russischen Oligarchen.

Von den US-Strafzöllen auf Stahlimporte ist die Firma nur minim betroffen, lediglich 3 Prozent des Umsatzes werden in die USA exportiert. Ausserdem werden die Zölle wahrscheinlich direkt an die Kunden weitergegeben, wie CEO Clemens Iller im März erklärte.

Die Bewertung ist tief

Viele der "Bad News" dürften inzwischen im Aktienkurs eingespreist sein, das sehr günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019 von 11 unterstreicht diese These. Da dürfte der eine oder andere Schnäppchenjäger Lunte riechen. Doch damit endlich wieder Schwung in die derzeit 77 Rappen teure Aktie kommt und sogar wieder die 1-Franken-Schwelle überschritten werden kann, braucht es positive Kursimpulse.

Ein solcher Impuls ginge von einem Überschreiten der eigenen Zielsetzung aus. Was gar nicht mal so unrealistisch scheint: Der für 2018 angestrebte operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) zwischen 200 bis 230 Millionen Euro wird von der UBS als zu konservativ eingeschätzt. Die Grossbank rechnet mit einem leicht höheren Wert, auch die ZKB nennt diese Einschätzung "sehr zurückhaltend". 

Schmolz+Bickenbach setzt derzeit eine neue Strategie um, die Effizienzverbesserungen und einen besseren Produktemix vorsieht. Dem Edelstahlhersteller spielt ausserdem die positive Marktdynamik in die Hände: Ende 2017 war der Bestellungseingang um knapp 42 Prozent höher als im Vorjahr, Ende März war dieser sogar noch etwas darüber. Das spricht für ein gutes Jahr. Ob der Fahrplan für 2018 weiterhin stimmt, wird am 8. August bei der Offenlegung der Zweitquartalszahlen ersichtlich.

Ein guter Einstiegsmoment

Einen Kursschub könnte auch ein Eintritt eines neuen Grossaktionärs auslösen. Durch die Reduktion von Vekselberg ist zumindest wieder Raum für einen weiteren Ankerinvestor vorhanden. Ein möglicher Kandidat ist Artemis-Chef Michael Pieper: Bereits 2013 legte er ein Angebot für eine Minderheitsbeteiligung bei Schmolz+Bickenbach vor - ohne Erfolg. Im Interview mit cash Ende Mai zeigte er sich zu diesem Thema sehr bedeckt, schloss einen Einstieg aber nicht aus.

Risikofreudige Anleger können einen Einstieg bei Schmolz+Bickenbach wagen, da eine Kurserholung durchaus drin liegt. Diese Meinung teilt auch die UBS, die mit einem Kursziel von 1,1 Franken ein Anstiegspotenzial von über 40 Prozent sieht. Zurückhaltender sind Credit Suisse, Commerzbank und ZKB, die allesamt den Titel auf "Halten" einstufen.