Die Währungshüter wollen mit dem Projekt nun in eine Vorbereitungsphase gehen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch nach einer Sitzung ihres 26-köpfigen EZB-Rats mitteilte. Unter anderem soll dabei das Regelwerk fertiggestellt werden. Überdies sollen Anbieter für die Entwicklung von Plattform und Infrastruktur ausgwählt werden. Es folgen die wichtigsten Punkte, die zum digitalen Euro bereits bekannt sind:

Warum ein digitaler Euro?

In Europa sind im digitalen Zahlungsverkehr ausländische Anbieter wie Paypal, Apple Pay oder Google Pay dominierend. Mit einem digitalen Euro würde nicht nur der Wettbewerb im digitalen Zahlungsverkehr belebt. Europa würde zudem unabhängiger werden von internationalen Anbietern. «Eine solche Lösung würde Unabhängigkeit und europäische Souveränität im Zahlungsverkehr sicherstellen», sagt etwa Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz. Die Bürger bekämen eine von der EZB ausgegebene Digitalwährung, deren Stabilität durch die Notenbank garantiert wäre. Als digitale Version des Euro wäre sie auch genauso wertstabil wie dieser. Mit dem digitalen Euro würde blitzschnelles Bezahlen ermöglicht, auch über Ländergrenzen hinweg, das zudem so sicher sein soll wie Bargeld. Nach den Vorstellungen der EU-Kommission sollten wie beim Bargeld jederzeit Zahlungen mit dem digitalen Euro möglich sein - 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.

Soll Bargeld abgeschafft werden?

Die EZB hat immer wieder versichert, ein digitaler Euro werde Euro-Scheine und -Münzen nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Sie will in einer zunehmend digitalen Welt auch ein digitales Zahlungsmittel anbieten. Dieses soll wie Euro-Scheine und -Münzen im gesamten Euroraum genutzt werden können. «Im Falle der Einführung wäre der digitale Euro ein öffentliches Gut, und die Menschen würden davon ausgehen, dass sie überall im Euroraum auf ihn zugreifen und ihn problemlos verwenden können», hatte EZB-Direktor Fabio Panetta im EU-Parlament gesagt.

Wie soll das Bezahlen funktionieren?

Wie genau ein digitaler Euro ausgestaltet sein wird, ist noch offen. Fest steht bereits, dass Nutzer ihn auf dem Smartphone halten können - in einer elektronischen Geldbörse, einer sogenannten Wallet. Weitere Optionen wie Karten könnten später noch hinzukommen. Verbraucher könnten dann direkt per Handy die digitalen Euro aus der elektronischen Geldbörse nehmen und ihren Einkauf bezahlen ohne eine Bank, einen Kreditkartenanbieter oder Zahlungsdienstleister wie Apple Pay zwischenschalten zu müssen. «Zahlungen wären nicht nur von Person zu Person oder an der Ladenkasse möglich, sondern auch im Onlinehandel oder gegenüber staatlichen Stellen», erläutert Bundesbank-Vorstand Balz. Wie beim Bargeld, soll das auch offline möglich sein - es muss also keine Internetverbindung bestehen, um den digitalen Euro von Gerät zu Gerät zu übertragen. «Denn bei steigender Nachfrage nach digitalem Bezahlangeboten müssen wir sicherstellen, dass auch ohne stabile Internetverbindung stets digital gezahlt werden kann», sagt Balz.

Wie soll der Euro in Umlauf gebracht werden?

Laut EU-Kommission soll der digitale Euro von der EZB eingeführt und von Geschäftsbanken und anderen Zahlungsdienstleistern an die Nutzer verteilt werden. Die Verbraucher sollen ein digitales Euro-Konto bei jeder Geschäftsbank oder jedem anderen Zahlungsdienstleister eröffnen können. Grundlegende Funktionen wie das Bezahlen mit der Digitalwährung und Geld-Transfers sollen laut EZB und auch nach den Vorschlägen der EU-Kommission kostenlos sein. Zudem soll es eine von den Euro-Notenbanken entwickelte App geben.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Die jetzt eingeleitete Vorbereitungsphase soll am 1. November starten und ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. «Wenn ich in die Glaskugel schauen müsste, würde ich einen Zeitrahmen von mindestens vier bis fünf Jahren erkennen, bis ein digitaler Euro wirklich marktreif wäre», prophezeite Balz zuletzt. Die EU-Kommission hatte im Juni einen Gesetzesvorschlag veröffentlicht. Er sieht vor, dass der digitale Euro ein gesetzliches Zahlungsmittel wird - damit müsste er von allen Geschäften akzeptiert werden. Die EU-Länder und auch das EU-Parlament müssen diesem Vorschlag noch zustimmen. Dabei kann es auch noch zu Änderungen kommen. Die Brüsseler Behörde geht davon aus, dass ein digitaler Euro wahrscheinlich frühestens 2028 eingeführt werden könnte. 

(Reuters)