Die Bank of Japan (BOJ) wird laut einem Finanzexperten ihre Politik der Anleiherenditenbegrenzung wahrscheinlich modifizieren oder beenden, da sie immer mehr negative Auswirkungen hat. "Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird die neue Führung der BOJ die YCC (Yield Curve Control), d.h. die Kontrolle der Zinskurve, wahrscheinlich ändern oder abschaffen", sagte der ehemalige stellvertretende Gouverneur Hiroshi Nakaso in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Zeitung "Nikkei". Die zunehmenden Nebeneffekte seien ein Zeichen dafür, dass die Wirkung der YCC-Politik in der Wirtschaft ankäme.

Die massiven Stimulierungsmaßnahmen von Haruhiko Kuroda, dessen Amtszeit als Gouverneur am Samstag endete, trugen zur Beendigung der Deflation bei. Sie konnten aber das Preisziel der Zentralbank von zwei Prozent nicht nachhaltig erreichen, da die Inflationserwartungen niedrig blieben, so Nakaso in dem Interview. Infolgedessen musste die BOJ die ultralockere Geldpolitik über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten, trotz steigender Kosten, wie mehr Belastungen für die Banken und Störungen auf dem Anleihemarkt. Im Rahmen des YCC legt die BOJ die kurzfristigen Zinssätze auf minus 0,1 Prozent fest und begrenzt die Rendite 10-jähriger Anleihen bei Null, um die Inflationsrate von zwei Prozent nachhaltig zu erreichen.

Die Märkte spekulieren, dass die BOJ unter ihrem neuen Gouverneur Kazuo Ueda die YCC anpassen oder beenden wird, da die Inflation über zwei Prozent liegt und die enormen Anleihekäufe der Zentralbank wegen der Verzerrung der Marktpreise in der Kritik stehen.

Die nächste Herausforderung werde laut Nakaso nun darin bestehen, die negativen Zinssätze zu beenden und eine vollständige Normalisierung der Politik einzuleiten. Dafür müsse es klare Anzeichen geben, dass sich Japans Produktionslücke verbessere und die Löhne nachhaltig steigen würden, damit die BOJ die Negativzinsen aufgeben könne.

(Reuters)