Für die Aktionäre von Adecco war 2017 ein eher durchschnittliches Jahr. Gerade weil der Stellenvermittler bei Analysten von Beginn weg in der Favoritenrolle war, enttäuscht die Jahresbilanz. Die Dividende miteinbezogen, bewegte sich die Aktie mit einem Plus von 13 Prozent unter den Mitgliedern des Swiss Market Index (SMI) bestenfalls im Mittelfeld. Zum Vergleich: Der dividendenbereinigte SMI selber legte gar um 18 Prozent zu (cash berichtete).

Nun gilt die Adecco-Aktie zusehends als zurückgeblieben und unterbewertet. Kommt dazu, dass der Stellenvermittler als einer der Gewinner der freundlicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa hervorgehen dürfte. Am frühen Freitag stuft Toby Reeks von Morgan Stanley die Aktie deshalb von "Underweight" auf "Equal-weight" herauf, nachdem er sie über die letzten knapp zwei Jahre stets zum Verkauf empfohlen hatte.

Hat Adecco den digitalen Wandel verschlafen?

Seine Angst, Adecco und andere Stellenvermittler könnten den digitalen Wandel verschlafen haben, kann Reeks zwar nicht ablegen. Angesichts der vergleichsweise attraktiven Bewertung und der rund um den Globus an Fahrt gewinnenden Wirtschaftsentwicklung hält er eine Verkaufsempfehlung nicht länger als gerechtfertigt.

Im Zuge der Heraufstufung erhöht er das Kursziel für die Aktie auf 74,50 (bisher 64) Franken. Gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag errechnet sich damit nur noch ein leichtes Rückschlagspotenzial von 4 Prozent.

Gar eine 180-Grad-Wende vollzog vor wenigen Tagen sein Berufskollege Andy Grobler von der Credit Suisse. In einer Studie zur europäischen Geschäftsdienstleistungsindustrie stufte er die Adecco-Aktie mit einem Kursziel von 90 (zuvor 70) Franken von "Underperform" auf "Outperform" herauf (der cash Insider berichtete).

Deutlich mehr Kauf- als Verkaufsempfehlungen

Wie Reeks sieht auch der für die Credit Suisse tätige Grobler Gefahren vom digitalen Wandel ausgehen. Auf längere Sicht rechnet er in diesem Zusammenhang mit einem intensiveren Wettbewerb und dadurch mit Druck auf die Margen. Allerdings räumt Grobler ein, dass Adecco bei der Digitalisierung der eigenen Geschäftsaktivitäten grundlegende Fortschritte gelungen seien. Darüber hinaus verweist er auf das freundliche Wirtschaftsumfeld in der Schlüsselregion Europa.

Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zufolge wird die Adecco-Aktie mittlerweile nur noch bei der Deutschen Bank (Kursziel 62 Franken) und der US-Investmentbank Jefferies (Kursziel ebenfalls 62 Franken) zum Verkauf empfohlen. Nicht wenige als sieben Banken raten hingegen zum Kauf der als spätzyklisch geltenden Aktie. Das höchste Kursziel hat mit 99 Franken die britische Grossbank HSBC ausstehend.