Kaputte Unterseekabel sind einer Studie der Allianz zufolge mit Abstand die häufigste Schadenursache bei Windparks in der Nord- und Ostsee. 53 Prozent der Schadenmeldungen von 2014 bis 2020 entfielen auf beschädigte, abgeknickte oder verloren gegangene Kabel, berichtete der Versicherer in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Das könne ganze Anlagen lahmlegen. Ein Fünftel der Schäden machten defekte Windturbinen aus. Eine Häufung von Ausfällen bei den immer grösser werdenden Turbinen sei aber nicht festzustellen, sagte Harald Dimpflmaier, der als Chief Underwriter in Deutschland für das Geschäft des Münchner Versicherungsriesen mit Energie und Bau verantwortlich ist, der Nachrichtenagentur Reuters. «Bei Kabelschäden entsteht ein grosser Teil bereits während der Bauphase.» Vor allem von Schiffsankern droht den Kabeln zu den Offshore-Plattformen nahe dem Meeresgrund Gefahr.

Die grösste Bedrohung für die wachsende Branche sieht die Allianz in Engpässen bei den Schiffen und den Experten, die zum Bau der Anlagen gebraucht werden. «Die Offshore-Anlagen werden immer grösser und liegen immer weiter von der Küste entfernt», sagt Dimpflmaier. Binnen 20 Jahren seien die Türme von 70 auf 260 Meter gewachsen, die Durchmesser der Windräder hätten sich in den vergangenen 30 Jahren verfünffacht. Und die technischen Grenzen seien noch nicht erreicht. «Wenn die Branche wie geplant wachsen möchte, braucht man mehr Spezialschiffe in allen Regionen der Welt», sagt der Allianz-Experte. «Zudem besteht die Gefahr, dass es in der Zukunft nicht genügend Fachkräfte für den Bau solcher Anlagen gibt.»

Allein in der Nordsee sollen bis 2030 bis zu 2500 Windturbinen installiert werden, um die Energiewende zu stemmen. China hat Europa aber als grössten Markt für Offshore-Windanlagen überholt. Im laufenden Jahr entfalle voraussichtlich die Hälfte aller Neuinstallationen von Windrädern auf hoher See auf China. Zurzeit sind weltweit Offshore-Anlagen mit einer Kapazität von 64 Gigawatt (GW) in Betrieb, in den nächsten zehn Jahren sollen 380 Gigawatt hinzukommen. Dabei stehe die Branche vor neuen Herausforderungen. Vor Taiwan oder der Ostküste der USA müssten die Windparks deutlich mehr Wind und Wellengang aushalten. Und der Klimawandel und die Erwärmung der Meeresoberfläche könnten zu noch häufigeren und stärkeren Wirbelstürmen führen.

Die Allianz versichert seit 2010 Offshore-Windparks. Als Investor ist sie auch an zahlreichen Windanlagen auf dem Meer beteiligt.

(Reuters)