Dividenden-Aristokraten sind praktisch allen Anlegerinnen und Anleger ein Begriff. Die US-Investmentbank Goldman Sachs wartet in einer Studie mit dem Begriff «Buyback-Aristokraten» auf. Das sind US-Firmen, die ihre Aktienanzahl in mindestens neun der letzten zehn Jahre um ein oder mehr Prozent reduziert haben. Gemeinsam ist diesen Unternehmen, den S&P-500-Index performancemässig übertroffen zu haben. 

Der durchschnittliche «Buyback Aristocrat» hat seine Aktienanzahl in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 4 Prozent pro Jahr reduziert, während sich die Aktienanzahl des durchschnittlichen S&P 500 praktisch nicht verändert hat, schreiben die Analysten um Ben Snider von Goldman Sachs in der jüngst publizierten Kundennotiz. Das Resultat lässt sich sehen. Die Buyback-Aristokraten haben den gleichgewichteten S&P 500 seit Jahresbeginn um 4 Prozentpunkte und seit 2012 um durchschnittlich 3 Prozentpunkte übertroffen - trotz eines ähnlichen Konsenswachstums des Gewinns pro Aktie für 2026, werden diese Aktien mit einem geringen Abschlag beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gegenüber dem S&P 500 gehandelt.

Die Aktienrückkäufe im S&P 500 dürften gemäss den Experten von Goldman Sachs im nächsten Jahr um 12 Prozent auf 1,2 Billionen Dollar steigen, was die Rückkaufrendite in der Nähe des aktuellen Niveaus stabilisieren sollte. Ein gesundes Gewinnwachstum ist der wichtigste Rückenwind für Rückkäufe. Ein Anstieg der Cashflows aufgrund der neuesten US-Steuergesetzgebung dürfte ebenfalls zu höheren Rückkäufen beitragen. Auf der anderen Seite dürften die erhöhten Zinsen und die steigenden Investitionsausgaben das Rückkaufwachstum jedoch bremsen - es sei denn, die Aktienbewertungen sinken unerwartet oder die KI-Investitionen verlangsamen sich stark, so die US-Investmentbank weiter. 

Unter den Buyback-Aristokraten finden sich bekannte Namen wie Best Buy, Domino's Pizza, Apple, Applied Materials, Visa, Mondelez sowie die Kartenanbieter American Express, Mastercard und Visa. Ebenfalls stark vertreten sind die Banken und Finanzwerte mit Citigroup, Wells Fargo, JPMorgan und Morgan Stanley

Mit Mettler Toledo schafft es auch ein Schweizer Unternehmen auf die Liste von Goldman Sachs. Das Unternehmen aus dem zürcherischen Greifensee ist ein globaler Anbieter von Waagen, Mess- und Präzisionsinstrumenten für Industrie, Labore & Einzelhandel. Der Hintergrund für das Interesse aus Übersee liegt bei der Abspaltung von Ciba-Geigy im Jahr 1996 und dem damaligen Verkauf an den amerikanischen Finanzinvestor AEA Investors, welcher Mettler-Toledo im Folgejahr am 13. November 1997 zu einem erfolgreichen Debüt an der New York Stock Exchange verhalf. 

Unter den Buyback-Aristokraten sticht unter den Top Ten mit den höchsten, prozentualen Rückkäufen HP als bekannter Name hervor. Die neun anderen Titel sind Mid Caps - Marktkapitalisierung unter 100 Milliarden Dollar - DaVita und McKesson (Gesundheitswesen), eBay (Onlinehandel), Synchrony Financial (Konsumkredite), Ameriprise (Kapitalmarktdienstleistungen), Autozone und O'Reilly Automotive (Spezialitätenretailer) sowie Pulte Group (Bauunternehmen) und Loews (Versicherung). 

Für langfristig orientierte Anleger sind gerade die Titel interessant, die weiterhin ein tiefes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und eine hohe Rückkaufrendite - sogenannter Buyback-Yield - ausweisen. Die Rückkaufrendite ist das Verhältnis zwischen dem Wert der Netto-Aktienrückkäufe eines Unternehmens und seiner Marktkapitalisierung zu Beginn eines Zeitraums, ausgedrückt als Prozentsatz.

Besonders attraktiv sind der Gesundheitsdienstleister DaVita (KGV 11x, Rückkaufrendite 11 Prozent), der Elektronikkomponentenhersteller Jabil (KGV 19x, 13 Prozent), der Versicherer Globe Life (KGV 9x, 11 Prozent), Citi (KGV 9x, 5 Prozent) sowie der Spitalbetreiber HCA Healthcare (KGV 15x, 8 Prozent).

Ende der Rekord-Aktienrückkäufe in Sicht

Gemäss Goldman Sachs spricht das aktuelle makroökonomische Umfeld besonders für die Buyback-Aristokraten, da diese in der Vergangenheit typischerweise während Schwächephasen beim Wirtschaftswachstum besser abgeschnitten haben.

Die New Yorker Experten erwarten ein gesundes Gewinnwachstum, welches der wichtigste Rückenwind für Aktienrückkäufe sei. Ein Anstieg der Cashflows aufgrund der jüngsten Steuergesetzgebung dürfte ebenfalls zu höheren Rückkäufen beitragen.

Auf der anderen Seite würden aber die erhöhten Zinsen und steigende Investitionsausgaben das Wachstum der Aktienrückkäufe bremsen - es sei denn, die Aktienbewertungen sinken unerwartet oder die Investitionen in Künstliche Intelligenz verlangsamen sich deutlich.

Thomas Daniel Marti
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