Rund ein Viertel der Erwachsenen in der Schweiz verfügt gemäss Bund über ein Anlagevermögen zwischen 200’000 und 2 Millionen Franken. Damit gelten sie bei den Banken als wohlhabend, oder englisch ausgedrückt als "affluent". Dieses mittlere Segment vereinigt rund 40 Prozent der Vermögenswerte in der Schweiz. Die Studie "Swiss Affluent Clients" von Deloitte hat diese Vermögensgruppe einer Untersuchung unterzogen und wollte herausfinden, in welchem Verhältnis das Finanzwissen und Investitionsentscheide zueinander stehen, wie das Prüfungs- und Beratungsunternehmen am Freitag in einer Mitteilung schreibt.
Für die Studie wurden Ende 2021 zunächst 300 vermögende Schweizer Bankkundinnen und Bankkunden zu ihren Kenntnissen und Anliegen in Finanzbelangen sowie zur Abdeckung ihrer spezifischen Bedürfnisse durch ihre Bank befragt. Ende 2022 wurde die Befragung mit weiteren 150 Personen aus derselben Zielgruppe wiederholt.
Die wohlhabenden Leute, so das Resultat, stufen sich in der Deloitte-Umfrage als durchaus versiert in Bezug auf die eigene Anlagekompetenz ein. Etwa 71 Prozent dieser Kundinnen und Kunden sind überzeugt, dass sie einschätzen können, welchen Risikograd sie eingehen sollten. Fast zwei Drittel (63 Prozent) können nach eigener Einschätzung bei Finanzthemen kompetent mitreden. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) vertraut den eigenen Fähigkeiten, wenn es um die Anlage ihrer Ersparnisse geht, und glaubt abschätzen zu können, wie viel Geld nach der Pensionierung zur Verfügung stehen wird, schreibt Deloitte.
Diese Selbsteinschätzung in Bezug auf das eigene Finanzwissen passe jedoch nicht zu den Investitionsentscheiden dieser vermögenden Kundschaft, so die Studie. Nur 28 Prozent der Befragten haben sich beim Investieren klare Renditeziele gesetzt und nur 16 Prozent verstehen komplexere Finanzinstrumente wie Derivate. Auch legen drei Viertel (75 Prozent) ihr Geld in Aktien an, aber nur knapp die Hälfte (48 Prozent) investiert in Fonds oder ETFs (Exchange Traded Funds), die sich besonders gut für das untersuchte Segment eignen würden. Ferner verfügen 31 Prozent nicht über ein Konto der Säule 3a. Dabei steht unter den Finanzthemen, welche die vermögenden Kundinnen und Kunden am meisten beschäftigen, die Planung der Altersvorsorge (59 Prozent) ganz zuoberst.
Nicht erstaunlich ist aufgrund der Selbstsicherheit bei Finanzfragen, dass bei vielen wohlhabenden Menschen ein Desinteresse an aktiver Beratung bei Banken besteht. Es liege auch der Schluss nahe, "dass dieses Kundensegment sich (...) von den Banken nicht abgeholt fühlt", schreibt Deloitte.
7 Kommentare
Ich denke, dass nicht nur Wohlhabene Leute das Finanzsystem verstehen. Was heisst eigentlich verstehen? Wenn wir es verstehen würden, hätten wir uns sehr wahrscheinlich davon abgewandt. Ich empfehle allen den FIAT Standard (nicht Auto) zu lesen!
Leider ist das Fachwissen sehr bescheiden bei den Beratern.
Meistens sind es eher Verkäufer... deshalb Fonts, ETF, Strukturierte Produkte etc. weil da am meisten Provision für sie rausspringt.
Als Kunde trage ich das Risiko (die Bank gewinnt immer) deshalb mache ich es selber und gehe mit den 2% Verwaltungsgebühren in die Ferien....
Nun mit der Kompetenz der Anlageberater ist es nicht besser. Da können viele Laien locker mithalten. Fonts sind häufig übel, besonders die Produkte, die die Berater gerne verkaufen (mit hohen Kosten).
Stimmt
Wenn mir der Anlageberater im Jahr 2000 gesagt hätte, dass der Goldpreis von ca. 270$ auf ca. 1900$ (x7) in nur 23 Jahren steigt, würde ich ihn heute wieder nach seiner Meinung fragen. 🥳
Sie reden im Konjunktiv, das heisst der Anlageberater hat es nicht gesagt. Genau dort liegt das Problem, die Experten und Anlageberater sind treffen noch schlechtere Entscheidungen als die Laien.
Die Anleger mögen nicht die besten Entscheide fällen, im Vergleich zu den Profis sind sie aber allemal noch besser.
Die ETF's eignen sich besonders gut? Da kann ich nur lachen. Ich kenne kein ETF, das es bei amerikanischen Aktien schafft, die vollen 30% der Quellenabzüge auf Dividenden zurückzuholen. Bei Direktanlagen ist das ein Kinderspiel, und schon hat man nur deshalb ca 2% mehr Rendite pro Jahr, ohne dass sich am Risiko irgendetwas ändert!
Dafür musste im letzten Jahrzehnt einiges an Fremdwährungsverlust von über 10% eingegangen werden…. Bei ETF und Fondsmanager ist Vertrauen ein Wert der oft enttäuschend von sogenannt jungen Managern und Hochspekulativen Derivaten verspielt wird.