Mit dem Börsengang werde Sunrise unternehmerisch wieder in die Freiheit entlassen, teilten der Mutterkonzern Liberty Global und Sunrise am Montag am Kapitalmarkttag in Glattbrugg mit. Das Schweizer Unternehmen wird operativ vom US-Kabelnetzgiganten getrennt. Um die Verschuldung von Sunrise zu senken, wolle Liberty 1,5 Milliarden Franken investieren.
Liberty-Bosse als Grossaktionäre
Die Trennung vom Mutterkonzern Liberty Global werde voraussichtlich im vierten Quartal 2024 vollzogen. Beim Sunrise-Börsengang handle es sich aber nicht um einen klassischen Börsengang mit einer Kapitalaufnahme, sondern um eine Abspaltung, hiess es weiter. Die Entscheidung darüber fällt an einer Generalversammlung von Liberty, die voraussichtlich im Oktober stattfinden werde.
Dabei werden zwei Aktienkategorien geschaffen. Die bisherigen Liberty-Aktionäre erhalten 1 A-Aktie von Sunrise für 5 Aktien von Liberty Global. Zudem gibt es eine zweite Aktienkategorie B mit zehnfacher Stimmkraft. Diese bleibt zum Grossteil im Besitz der Liberty-Bosse John Malone und Mike Fries, die damit zu rund einem Viertel am Schweizer Konzern beteiligt sind.
«Ich bin sehr zufrieden, dass John Malone und Mike Fries weiterhin bei Sunrise engagiert bleiben», sagte Sunrise-Chef André Krause. Mike Fries amte als Verwaltungsratspräsident von Sunrise.
Weiterhin Geschäftsbeziehungen
Und ganz nabelt sich Sunrise auch künftig nicht vom Mutterkonzern ab. So bleiben noch Geschäftsbeziehungen bestehen. «Dank verschiedener Dienstleistungsverträge wird Sunrise weiterhin von der Partnerschaft mit Liberty Global profitieren.»
«Der Zugang zu Technologie-, Finanz- und anderen Dienstleistungen bleibt gewährleistet», schrieb Sunrise. Der Schweizer Telekomanbieter wird weiterhin beispielsweise für die nächsten 5 Jahre die TV-Empfangsboxen von dem britisch-amerikanischen Konzern beziehen.
Operativ werden dieses und nächstes Jahr noch Übergangsjahre ohne Wachstum, sagte Konzernchef Krause. Ab dem nächsten Jahr soll dann der operative Gewinn nach Leasingkosten (EBITDAaL) stabil bleiben oder leicht wachsen. Mittelfristig soll es dann ein stabiles bis niedriges einstelliges Umsatzwachstum geben.
Zulegen soll auch wieder die Hauptmarke Sunrise, die unter der Abwanderung von UPC-Kunden gelitten hatte. Man wolle mehr Bündelangebote verkaufen und das Geschäft mit Pauschalabos für neue iPhones und Samsung-Smartphones ausgebaut werden. Auch im KMU-Geschäft und in den Bereichen Cloud oder Cybersicherheit ortet die Konzernspitze Wachstumsmöglichkeiten.
Milliardenschwere Übernahme
Liberty Global hatte Sunrise Ende 2020 in einer 6,8 Milliarden Franken schweren Übernahme erworben und in der Folge mit der eigenen Kabelnetzbetreiberin UPC zusammengelegt. Damit wurde ein potenterer Herausforderer für den Platzhirsch Swisscom geschaffen, der mehr Kunden und Marktanteil erreichte.
Ein Ziel der Fusion war es auch, die jeweiligen Schwachstellen zu beseitigen. So erhielt Sunrise ein eigenes Festnetz, während UPC ein Handynetz bekam. Nach der Fusion der beiden Firmen wurde Sunrise von Liberty im Frühling 2021 von der Schweizer Börse genommen.
Mehrere Beziehungsversuche gescheitert
Auf dem Weg zur mächtigeren Nummer zwei hinter der Swisscom gab es allerdings viele Kehrtwenden: Ein Jahr vorher wollte Sunrise die Liberty-Tochter UPC kaufen. Die Übernahme scheiterte allerdings am Widerstand der Sunrise-Aktionäre unter der Führung des damaligen Grossaktionärs Freenet. Danach wollte Liberty den Schweizer Mobilfunker Salt kaufen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt war.
Nach beiden gescheiterten Annäherungsversuchen spannten in der Folge Salt und Sunrise zusammen, um ein eigenes Festnetz zu bekommen, damit sie nicht länger die Leitungen von Swisscom oder den Stromversorgern mieten müssen. Beide gründeten Mitte Mai das Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber, um 1,5 Millionen neue Glasfaserleitungen in die Haushalte (FTTH) zu legen. Insgesamt sollten 3 Milliarden Franken in den Ausbau investiert werden.
Dieses Projekt wurde dann auch aufgegeben, als Liberty die Übernahme von Sunrise ankündigte.
(AWP)