«Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wenn es heisst, die Finma sei zu lax. Bei uns hat sie sich deutlich durchgesetzt», sagte er im Interview mit der «Handelszeitung».

Seine Firma schaue sich den Too-Big-To-Fail-Bericht sehr genau an, so Frost. «Zum Beispiel, ob die Finma nun wieder mehr Eigenkapital fordert und von wem, obwohl wir - Banken und Versicherungen - schon die weltweit mit Abstand strengsten Vorgaben haben.»

Er verstehe zwar, dass man im Nachgang der CS-Übernahme darüber diskutiere, wie die grossen Banken zu regulieren seien. «Aber bitte lasst uns Versicherer in Ruhe!», so Frost. Banken und Versicherungen bewegten sich nämlich «in zwei völlig unterschiedlichen Welten», etwa wenn es um das Thema Liquidität gehe. «Banken haben liquide Verbindlichkeiten, die Kundinnen und Kunden können ihre Guthaben jederzeit abheben. Da kann es zu einem Bank-Run kommen. Bei uns ist es genau umgekehrt. Wir haben liquide Anlagen und stark gebundene Verbindlichkeiten.»

Er gehöre nicht zum Lager derer, die sagten, dass die Aufsicht bei der CS versagt hat, sondern zu denen die sagen, dass die Schweiz es geschafft hat, einen volkswirtschaftlichen Schaden zu vermeiden. «Wir können stolz sein auf unsere Behörden, dass sie es geschafft haben, dass die Schweiz nicht zu einem Fanal einer Weltfinanzkrise wurde», sagte Frost.

Zudem äusserte er sich zu den Abschreibern bei den AT1-Anleihen. «Wenn ich auf eine Anleihe 8 bis 10 Prozent Zins bekomme, ist da vermutlich ein Risiko drin. Man musste ja nur den Prospekt lesen und seine Hausaufgaben machen.» Er könne die Diskussion darum deshalb nicht nachvollziehen.

Als «erledigt» bezeichnet Frost in dem Interview die Einführung des Swiss Solvency Tests (SST) durch die Finma. Anfangs hätten Personalwechsel bei der Finanzmarktaufsicht mehrfach dazu geführt, dass die Solvenzwerte wieder anders berechnet worden seien, sagte er. «Das war sehr schwierig für uns. Irgendwann sagte der damalige Finma-Direktor Mark Branson: Jetzt ist fertig mit dem Hin und Her. Er brachte Ruhe rein, und das hat das gegenseitige Vertrauen enorm gestärkt.»

Negativzinsphase kein Problem für Swiss Life

In Frosts Amtszeit fiel die Negativzinsphase, die vielen Versicherern auf die Erträge gedrückt hat, insbesondere den Lebensversicherern. Für die Swiss Life sei diese Phase allerdings kein Nachteil gewesen, weil man die Strategie frühzeitig angepasst und vermehrt auf Immobilien gesetzt habe. «Gleichzeitig bauten wir eben die Finanzberatung und das Assetmanagement aus, wo wir von den Zinsen weniger abhängig sind.»

Für die Versicherten hingegen war die Negativzinsphase ein Nachteil: Ihre Zinserträge gingen zurück, ebenso der Steuervorteil, wie Frost erklärt. Doch die während dieser Zeit gebildeten Rückstellungen würden nun wieder aufgelöst. «Wir haben bereits begonnen, Reserven wieder aufzulösen, was zum grössten Teil den Versicherten und zu einem kleinen Teil auch den Aktionären und Aktionärinnen zugutekommt», so der CEO.

Von wieder steigenden Rentenumwandlungssätzen der Pensionskassen ist man laut Frost aber noch «weit entfernt»: «Dafür müssten die Zinsen deutlich stärker steigen. Denn der wichtigste Grund für die Senkungen besteht noch immer: die höhere Lebenserwartung.»

Start-up-Hype vermieden

Während andere Chefs grosser Versicherungsunternehmen Start-ups gekauft und um diese herum sogenannte «Ökosysteme» aufgebaut haben, nur um sie nun haufenweise wieder zu verkaufen, verzichtete die Swiss Life unter Frost auf diese Praxis. «Wir sind nicht der Best Owner für Start-ups - auch wenn es da immer Ausnahmen gibt», sagte er. Kulturell sei die Swiss Life auf Jahrzehnte ausgelegt und stark reguliert.

«Start-ups want to break things - wir wollen nichts zerbrechen. Diese Welt ist sehr weit weg von uns», so der CEO, der noch bis Mitte Mai im Amt ist und dann in zwei Jahren in den VR gewählt werden soll.

(AWP)