Die verdienten Nettoprämien werden nach neun Monaten in einem Analysten-Konsens von AWP im Schnitt bei 33,58 Milliarden Dollar erwartet verglichen mit 32,37 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Reingewinn wird im Schnitt auf 2,315 Milliarden Dollar geschätzt nach einem Verlust von 285 Millionen Dollar im 2022.
Der Rückversicherer dürfte nach einem guten ersten Halbjahr somit auch nach neun Monaten auf dem Weg zu seinem erklärten Jahresziel sein, einen Gewinn von 3 Milliarden Dollar zu erreichen. Die Aktien von Swiss Re zählen mit einem Kursplus von rund 17 Prozent im laufenden Jahr zu den Top-Ten unter den Standardwerten in der Schweiz. Grund dafür sind die erfreuliche operative Entwicklung mit eher moderaten Katastrophen-Schäden und daher eine berechtigte Hoffnung auf eine positive Ergebnisüberraschung am morgigen Freitag.
Gespannt sind die Investoren darauf, wie sich die "Naturkatastrophen-Saison" präsentiert. Insgesamt erwarten die meisten Beobachter weiterhin nur moderate Katastrophen-Schäden für die Sparte "Property & Casualty Reinsurance" (P&C Re) und für "Corporate Solutions" (CorSo). Die Schäden könnten damit möglicherweise unter den vom Unternehmen budgetierten Beträgen ausfallen. Stark beachtet werden auch Aussagen der Swiss Re über die Entwicklung der Rückversicherungstarife.
Swiss Re strebt im laufenden Jahr 2023 einen Reingewinn von 3 Milliarden Dollar an, zum Halbjahr konnte er mit einem Ergebnis von 1,45 Milliarden bereits knapp die Hälfte davon verbuchen. Zudem soll in der Nichtlebensparte der Schaden-Kosten-Satz zum Ende unter 95 Prozent zu liegen kommen und bei "Corporate Solutions" unter 94 Prozent.
Für die Lebensparte (L&H) strebt Swiss Re zudem ein Reingewinnziel von rund 900 Millionen Dollar an. Die Mittelfristziele blieben zuletzt unverändert: Weiterhin gilt ein Zielwert für die Eigenkapitalrendite von 24 Prozent bis Ende 2024, zudem wird ein Wachstum des ökonomischen Eigenkapitals (Economic Net Worth ENW) von 10 Prozent pro Jahr angestrebt.
Nachfrage bei Erstversicherern nach solchen Deckungen steigen
Swiss Re rechnet im weltweiten Markt für Nichtleben-Rückversicherungen mit weiterem Wachstum. Insbesondere die im Zuge des Klimawandels häufiger auftretenden Unwetter liessen die Nachfrage bei Erstversicherern nach solchen Deckungen ansteigen, teilte der Konzern im September am Branchentreffen in Monte Carlo mit. Es sei davon auszugehen, dass es weitere Jahre mit versicherten Schäden von über 100 Milliarden US-Dollar geben werde.
Im Jahr 2022 etwa hatten Unwetter der Versicherungsbranche Kosten in Höhe von rund 125 Milliarden beschert. Der Nichtleben-Rückversicherungsmarkt werde zudem in den nächsten Jahren stärker wachsen als das globale BIP. Der Zehnjahresausblick lasse für den Markt in US-Dollar gerechnet ein nominales Wachstum von rund 5,4 Prozent pro Jahr erwarten, was inflationsbereinigt etwa 3 Prozent entspreche.
Swiss Re strebt auch in Europa weiteres Wachstum im Katastrophengeschäft an. Das erklärte Thorsten Steinmann, Leiter der Region "Northern, Central & Eastern Europe", im Oktober im Rahmen des jährlichen Branchentreffens im deutschen Baden-Baden. Im Geschäft mit Naturrisiken hätten in der Vergangenheit sogenannt zweitrangige Naturgefahren ("secondary perils") wie Waldbrände, Sturm, Hagel oder Überschwemmungen an Häufigkeit und Schwere zugenommen und Versicherer suchten nach Möglichkeiten, um diese Risiken zu reduzieren. Allerdings werde das Wachstum nur zu adäquaten Preisen vorangetrieben, betonte er.
Gleichzeitig will Swiss Re künftig auch stärker in der Lebens- und Krankenrückversicherung punkten. Die Chancen dazu stehen laut Spartenchef Paul Murray wegen der Alterung der Gesellschaft gut. Viele Menschen weltweit seien kaum oder gar nicht gegen Sterbe- oder Gesundheitsrisiken versichert, sagt er im Oktober im Gespräch mit AWP. L&H Re spielte im letzten Jahr 15 Milliarden US- Dollar an verdienten Nettoprämien und Honorareinnahmen ein. Das Volumen bei P&C Re war knapp anderthalbmal so gross.
Swiss Re-Aktien stark nachgefragt
Die Swiss Re-Aktien haben seit Jahresbeginn einen Anstieg um 17 Prozent verzeichnet, während sich der Gesamtmarkt (SMI) seitwärts bewegt hat. Bereits im vergangenen Jahr entwickelten sich die Papiere überdurchschnittlich.
Dagegen warnt Rahn+Bodmer, dass Swiss Re nun doch etwas überkauft sei. Dennoch träumen manche Anleger nun trotzdem von einem Anstieg auf das Vorcoronahoch auf über 116 Franken.
(AWP/cash)