Ja, wieso eigentlich nicht? Der japanische Softbank-Konzern und die Schweizer Swiss Re könnten als Unternehmenspaar durchaus Sinn ergeben. Die Stichworte dazu lauten: Technologie und "Big Data". Das ist zumindest die Meinung von Marktbeobachtern und Experten.

Der Hintergrund: Laut dem "Wall Street Journal" soll Softbank an bis zu einem Drittel der Aktien von Swiss Re interessiert sein und dafür zehn Milliarden Dollar oder mehr ausgeben. Der japanische Konzern würde damit zum mit Abstand grössten Aktionär von Swiss Re. Bislang ist dies der US-Vermögensverwalter Blackrock mit einem Anteil von 5 Prozent.

Wie das "Wall Street Journal" schreibt, sei das Management von Swiss Re bereits nach Tokio gereist, um Softbank-CEO Masayoshi Son zu treffen. Der Zürcher Rückversicherer teilte allerdings mit, die Gespräche über eine Minderheitsbeteiligung seien noch in einem frühen Stadium.

Wie dem auch sei: Die überraschende Nachricht kommt aus Schweizer Sicht bei Anlegern gut an. Die Aktien von Swiss Re steigen an der Schweizer Börse rund 5 Prozent in einem richtungslosen Gesamtmarkt. Die Valoren von Softbank verlieren an der deutschen Börse hingegen 1 Prozent an Wert.

Vom Telekom- zum Tech-Konzern

Für Softbank wäre die Beteiligung ein weiterer Schritt auf dem Pfad rascher Expansionen. Ursprünglich ein Telekomkonzern, hat sich Softbank in den letzten Jahren an einer Reihen von Firmen weltweit beteiligt. Der gemeinsame Nenner: Technologie.

So hält der Konzern unter anderem Beteiligungen am chinesischen Online-Händler Alibaba, dem amerikanischen Fahrdienstvermittler Uber und dem US-Mobilfunker Sprint. Jüngst wurde auch der britische Chipdesigner ARM übernommen. Im vergangenen Jahr sollen rund 100 Investitionen im Wert von 36 Milliarden Dollar durchgeführt worden sein.

Softbank-CEO Son will laut eigenen Angaben zu einem der global bedeutendsten Zukunftstechnologie-Investoren werden. Das Geld für diese Zukäufe und Beteiligungen stammen zu einem grossen Teil aus dem eigenen Vision-Investitionsfonds, an dem unter anderem Saudi-Arabien und Apple beteiligt sind. Das Fondsvolumen soll dereinst auf 100 Billionen Yen (ca. 860 Milliarden Franken) anwachsen, wie Son im Oktober der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei sagte.

Reinsurance + Technology = Reinsurtech

Wo aber könnten die Synergien mit dem eher als langweilig bekannten Rückversicherungsgeschäft von Swiss Re sein? Fakt ist, dass Rückversicherer im Besitz einer Menge wertvoller Daten sind. Diese könnten durch die Erfahrung und das Portfolio von Softbank besser genutzt werden. Durch eine bessere Datenanalyse könnten bessere Kundenservices und vernünftigere Preismechanismen erstellt werden, schlägt die Deutsche Bank in einem aktuellen Research-Bericht vor.

Das "Wall Street Journal" spekuliert, dass die Produkte von Swiss Re direkt an die Konsumenten verkauft werden könnten, indem digitale anstelle von physischen Versicherungsvermittler eingesetzt würden. Zum Beispiel an die vielen tausenden Mitarbeiter aus dem Softbank-Portfolio. Swiss Re gilt zudem als sehr engagiert in der Entwicklung neuer Versicherungstechnologien wie selbstfahrende Autos und Cybergefahren.

Im Dezember investierte Softbank bereits in Lemonade, einem Startup, das mithilfe von künstlicher Intelligenz den gesamten Versicherungsprozess digitalisieren will. Gut möglich, dass auch Swiss Re bald verstärkt als Tech-Firma wahrgenommen wird - als Reinsurtech-Firma.