Zwar fuhr die Aktie der Swisscom keine Minuszahl im zweistelligen Prozentbereich ein wie die Aktie der Credit Suisse, doch mit einem Abschlag von bis 4,5 Prozent reagierte der Titel des Telecomkonzerns am Donnerstag ungewöhnlich heftig. Die Jahreszahlen 2015 waren nicht dermassen schlecht. Die Umsätze lagen trotz der deutlich stärkeren Konkurrenz im Rahmen der Erwartungen. Der Reingewinn fiel 20 Prozent tiefer aus als im 2014, was aber auch auf etliche Sondereffekte zurückzuführen ist.

Es war denn weniger der Blick zurück als derjenige nach vorne, welche die Anleger am Mittwoch verunsicherte. "Der Markt reagiert primär auf unsere Guidance", antwortet Swisscom-CEO Urs Schaeppi im cash-Video-Interview auf die Frage nach den Gründen für der Kursreaktion der Aktie. So sieht Swisscom für das laufende Geschäftsjahr Jahr 150 Millionen Franken weniger Betriebsgewinn.

Auch Telecom-Experten ist aufgefallen, dass sich Swisscom in einem verschärftem Geschäftsumfeld bewegt. Die Bank Vontobel hat den Eindruck, dass Swisscom für 2016 schwierige Märkte erwarte. Laut dem Analyst der englischen Bank Barclays zeigten die Swisscom-Jahreszahlen, dass der Druck auf den Konzern in allen Sparten zugenommen habe. Der Ausblick mache deutlich, dass dieser Druck nicht nachlassen werde. 

Schaeppi strich an einer Medienkonferenz in Zürich wiederholt das schwierige Umfeld von Swisscom heraus. Ständig sinkende Preise bedingt durch den Wettbewerbsdruck führen zu weniger Einnahmen, Komplexität der Geschäfte und wachsende Investitionen erhöhen die Kosten. 

«Ich bin optimistisch»

"Das führt zu einem Margendruck", sagt Schaeppi zu cash. "Unser Markt und unser Geschäft sind einer permanenten Veränderung unterworfen. Swisscom muss sich daher laufend verändern, das ist unser Tagesgeschäft."

Bei der Swisscom steht nebst den Geschäftszahlen auch immer die Höhe der Dividende im Fokus. Denn wie kaum eine andere Schweizer Aktie wird der Titel auch von einer breiten Masse an Privatanlegern wegen dieser Ausschüttung gekauft. Aufgrund der Beteiligung der Eidgenossenschaft von 51 Prozent und der konstanten Dividendenzahlung umgibt die Aktie auch ein Hauch von Schweizer Staatsanleihe. Allerdings hat die Swisscom im Gegensatz zu anderen Schweizer Grosskonzernen die Dividende seit 2011 nicht mehr erhöht.

Ist der Markt wegen des etwas schlechteren Ausblicks von Swisscom nun auch beunruhigt, dass die Dividende zurückgehen könnte? Schaeppi winkt ab. "Die Dividende von 22 Franken pro Aktie werden wir auch für 2016 beantragen, sofern wir unsere Finanzziele erfüllen", sagt der Swisscom-CEO zu cash. "Da bin ich auch optimistisch, dass wird dies erreichen werden." Er sei auch überzeugt, dass sich der Aktienkurs von Swisscom erholen werde.

Derzeit rentiert die Aktie von Swisscom 4,5 Prozent. Sie befindet sich damit seit Jahren in der oberen Liga der Aktien im Swiss Market Index. Nur Swiss Re und Zurich (beide 7,8 Prozent) sowie die UBS und Credit Suisse (5,6 und 4,8 Prozent) weisen derzeit höhere Dividendenrenditen auf.

Im cash-Video-Interview äussert sich Urs Schaeppi auch zur OECD-Empfehlung, dass die Swisscom vollständig privatisiert werden sollte.