Damit ist die Swisscom nicht alleine: Sunrise hat die Abschaltung bereits im Sommer vollzogen. Dagegen will Salt noch bis mindestens Ende 2026 an 3G festhalten, wie eine Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP sagte.
Bei der Swisscom ist das 3G-Netz noch bis Ende 2025 verfügbar, also noch genau zwei Wochen. Danach werde 3G innert weniger Wochen abgeschaltet, erklärte Swisscom-Sprecher Armin Schädeli. Denn die Technologie, die vor über 20 Jahren erstmals den Versand grösserer Datenmengen von unterwegs ermöglichte, ist mittlerweile hoffnungslos veraltet.
3G belegt viel Kapazität im Netz
Die nachfolgenden Mobilfunktechnologien 4G und 5G sind nicht nur viel schneller und effizienter, sondern brauchen auch viel weniger Strom im Betrieb. «Auf dem 3G-Netz von Swisscom läuft heute deutlich weniger als 1 Prozent des mobilen Datenverkehrs, die Technologie belegt aber rund 10 Prozent der Antennenkapazität», erklärte Schädeli.
Aktuell würden noch 180'000 Privat- und Firmenkunden 3G verwenden. Davon seien 100'000 Privatkunden, sagte der Swisscom-Sprecher.
Das sind nur noch wenige im Verhältnis zum Gesamtbestand: Ende September hatte der Branchenprimus 6,4 Millionen Mobilfunkkunden. Davon hatten 5,6 Millionen ein Handyabo und der Rest eine Prepaid-SIM-Karte.
Die Swisscom hatte bereits im März 2022 das Aus von 3G auf Ende 2025 angekündigt. Damit wollte der Konzern den Kunden genügend Zeit für den Wechsel auf modernere Technologien geben. Dafür müssen sie neuere Geräte beschaffen, die mit 4G oder 5G laufen. Ab nächstem Jahr funktionieren reine 3G-Geräte nicht mehr, warnte die Swisscom.
UMTS heizt Phantasien an
Damit endet eine Ära, die Ende der 1990er Jahre einsetzte und damals zu einer Goldgräberstimmung in der Telekombranche führte, die schliesslich kurz nach der Jahrtausendwende mit dem Platzen der Internetblase endete. Dabei gab es mehrere Fieberschübe bei Unternehmen und Investoren: Die Versteigerung der 3G-Lizenzen - damals noch unter dem Namen UMTS - führte zunächst in Grossbritannien zu einem Goldregen. Dort spülte die UMTS-Auktion 22,48 Milliarden Pfund (damals umgerechnet 57 Milliarden Franken) in die Staatskasse.
Noch höher schlug das Thermometer in Deutschland aus. Die deutschen Telekomkonzerne trieben sich im Bietergefecht bis auf fast 100 Milliarden Mark (gut 80 Milliarden Franken) nach oben.
Glücksfall für Anbieter
Die Schweiz hatte Glück, dass die UMTS-Auktion einige Monate später stattfand, als sich das Klima schon markant abgekühlt hatte und Luft aus der Internetblase entwichen war. Und so wurde die Auktion der Schweizer UMTS-Lizenzen im Dezember 2000 für den Bund zu einem Reinfall: Statt der erwarteten Milliarden kamen mit 205 Millionen Franken nur wenig mehr als der Mindestbetrag zusammen. Dabei hatte der damalige Swisscom-Chef Jens Alder nur wenige Monate vorher mit einem Betrag von 2,5 Milliarden Franken alleine für seinen Konzern gerechnet.
So gingen die vier Schweizer UMTS-Lizenzen an die einzigen vier Bieter, die übrig geblieben waren, nachdem kurz vor der Auktion Sunrise und Diax fusioniert hatten: So kamen die Swisscom, Sunrise/Diax und die spanische Telefonica zum Minimalpreis von 50 Millionen Franken zum Handkuss. Orange bezahlte 55 Millionen.
Eigentlich hätte die Auktion einen Monat früher stattfinden sollen, dieser Termin war aber geplatzt. Von den zehn Interessenten hatten sich fünf kurz vor der Versteigerung zurückgezogen. Zudem fusionierten Sunrise und Diax.
Dies führte zu einem Aufschrei in der Politik: Der Eidgenössischen Kommunikationskommission (Comcom) wurde vorgeworfen, die Mindestgebühren zu tief festgelegt zu haben. Der Regulator verteidigte sich: Verglichen mit Grossbritannien oder Deutschland sei die Lizenzgebühr pro Kopf der Bevölkerung in der Schweiz höher.
Während es beim Bund lange Gesichter gab angesichts der hohen Erwartungen nach den Auktionen in Deutschland und England, erwies sich die Schweizer UMTS-Versteigerung für die Telekomunternehmen als Glücksfall. Sie hatten viel mehr Geld für den Aufbau der Mobilfunknetze zur Verfügung. Denn in Deutschland lasteten die Milliardenausgaben für die UMTS-Lizenzen schwer auf den Bilanzen von Deutsche Telekom und Co. was sich noch jahrelang in einer schlechten Netzabdeckung bemerkbar machte.
Mehr Kapazitäten für 4G und 5G
Die Schweizer Mobilfunkanbieter Swisscom, Sunrise und Salt (früher Orange) dagegen gewinnen seit Jahren die Netztests des deutschen Fachmagazins «Connect» zum Teil mit grossem Abstand auf deutsche oder österreichische Telekomunternehmen. Zuletzt erhielten alle drei hiesigen Mobilfunkanbieter erneut die Bestnote «überragend».
Und die Abschaltung von 3G bei Sunrise und der Swisscom kommt den modernen Technologien zugute: Die frei werdenden Frequenzen werden für die Kapazitätserweiterung der 4G- und 5G-Antennen verwendet.
(AWP)
