«Nach sorgfältiger Abwägung des Branchenumfelds und der eigenen Entwicklungsstrategie hat sich die Syngenta-Gruppe entschieden, ihren Antrag auf einen Börsengang im Hauptsegment der Shanghai Stock Exchange zurückzuziehen», teilte das zur chinesischen Sinochem gehörende Unternehmen mit Sitz in Basel am Freitag mit.

Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge scheiterte die Transaktion wie zuletzt auch andere Deals an der Flaute am chinesischen Aktienmarkt, wo viele Anleger lieber die Finger von Neuemissionen lassen. Dies gelte insbesondere für eine Riesentransaktion wie die von Syngenta.

Wenn die Voraussetzungen dafür gegeben seien, werde Syngenta den Börsenzulassungsprozess wieder aufnehmen, entweder in China oder an einer anderen globalen Börse, hiess es in der Mitteilung. In der Vergangenheit hatten Experten London, Zürich oder Hongkong als mögliche Alternativen genannt.

Der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut lote auch eine Finanzierung über andere Quellen aus. Der mit der Situation vertrauten Person zufolge wird eine Privatplatzierung geprüft. In der Vergangenheit hätten unter anderem Staatsfonds aus dem arabischen Raum Interesse an einem solchen Investment signalisiert. Ein Syngenta-Sprecher wollte sich über die Angaben in der Mitteilung hinaus nicht äussern.

Der Umsatz von Syngenta schrumpfte 2023 um vier Prozent auf 32,2 Milliarden Dollar. Gross- und Einzelhändler hätten ihre Lagerbestände weiter reduziert, die als Massnahme gegen Lieferketten-Störungen im Vorjahr aufgebaut worden waren. Viele Vertriebsfirmen und Landwirte bestellten wegen höherer Zinsen und gestiegener Kosten für ihr Betriebskapital Pflanzenschutzmittel und Saatgut erst unmittelbar vor dem Ausbringungszeitpunkt.

Der daraus resultierende Nachfragerückgang führte branchenweit zu tieferen Absatzvolumen und Preisen, insbesondere in Lateinamerika. Das operative Ergebnis (Ebitda) sackte vom Rekordstand des Vorjahres um 18 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar ab. Zu den Wettbewerbern der Schweizer gehören Bayer, BASF und die amerikanischen Corteva.

Syngenta wurde 2017 von ChemChina für 43 Milliarden Dollar gekauft und 2021 in Sinochem eingegliedert. Damals begannen auch die Vorbereitungsarbeiten für einen Gang aufs Parkett. Die chinesische Muttergesellschaft fasste dabei einen Unternehmenswert von rund 60 Milliarden Dollar ins Auge. Beim Börsengang sollten Aktien im Wert rund zehn Milliarden Dollar platziert werden.

Doch das Vorhaben verzögerte sich immer wieder, unter anderem weil die Behörden immer neue Anforderungen stellten und die Marktbedingungen ungünstig waren. Noch im November 2023 stellte das Unternehmen ein IPO in Shanghai bis Ende 2024 in Aussicht.

Doch daraus dürfte nun nichts werden. Syngenta ist aber nicht allein. Chinas Wertpapieraufsichtsbehörde hat die Prüfung von Börsengängen in diesem Jahr deutlich verschärft. Dies hat dazu geführt, dass Unternehmen ihre Pläne für eine Notierung im Inland scharenweise aufgegeben haben und sich teilweise anderen Handelsplätzen wie Hongkong oder New York zugewandt haben.

Im Zeitraum von Januar bis März 2024 sind die über chinesische Börsengänge aufgenommenen Gelder im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel auf nur 2,4 Milliarden Dollar gesunken. Dies entspricht dem tiefsten Wert in einem Quartal seit 2018. 

(Reuters)