Taiwan hebt die Prognose für das Wirtschaftswachstum wegen des Booms bei Künstlicher Intelligenz (KI) und einer starken Exportnachfrage deutlich an. Im laufenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,45 Prozent zulegen, wie die Statistikbehörde am Freitag in Taipeh mitteilte. Im Mai hatte sie nur ein Wachstum von 3,1 Prozent vorhergesagt. Grund für den Optimismus ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Technologieprodukten aus dem Land. Taiwan ist ein weltweit führender Hersteller von Halbleitern, die für KI-Anwendungen entscheidend sind.

Besonders deutlich zeigt sich die Stärke der taiwanischen Wirtschaft bei den Ausfuhren. Die Exporte sollen der neuen Prognose zufolge in diesem Jahr um gut 24 Prozent zulegen. Bislang war die Behörde von einem Plus von lediglich knapp neun Prozent ausgegangen. Wegen der hohen Nachfrage nach Tech-Produkten und Vorzieheffekten wegen drohender US-Zölle wuchsen die Ausfuhren allein im Juli um 42,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Sie summierten sich damit auf 56,68 Milliarden Dollar (48,6 Milliarden Euro). So viel verkauften die taiwanischen Unternehmen noch nie in einem Monat ins Ausland.

Der optimistische Ausblick kommt, obwohl die US-Regierung unter Präsident Donald Trump einen neuen Zoll von 20 Prozent auf Waren aus Taiwan verhängt hat. Die Regierung in Taipeh hat den Zoll als «vorübergehend» bezeichnet. Sie verhandelt nach eigenen Angaben über günstigere Sätze. Taiwan ist ein zentraler Knotenpunkt in der globalen Technologie-Lieferkette für Konzerne wie Nvidia und Heimat des weltgrössten Chip-Auftragsfertigers TSMC, zu dessen Kunden etwa der iPhone-Konzern Apple zählt. Halbleiter aus Taiwan sind für KI-Anwendungen von grosser Bedeutung. TSMC hatte zuletzt zwar einen Rekordgewinn gemeldet, aber zugleich vor den Folgen von US-Zöllen gewarnt. 

(Reuters)