Kaufen, halten, nicht taktieren, nicht den bestmöglichen Zeitpunkt finden wollen - das bringt auf Dauer die besten Renditen, heisst es. Eine aktuelle Analyse bestätigt dies - zeigt aber noch etwas anderes.

«Geduld schlägt Taktik», sagt Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst des deutschen Family Office HQ Trust. Seiner Untersuchung zufolge liefert eine «Kaufen-und-Halten»-Strategie 10,6 Prozent pro Jahr. Er hat dazu Marktdaten zum S&P 500 aus der Zeit von Anfang 1993 bis Ende November 2025 ausgewertet. Wer investiert geblieben war, habe sein Vermögen vervielfacht, «trotz aller Krisen, Crashs und geopolitischen Schocks». In die dreissigjährige Periode fallen unter anderem das Platzen der Dotcom-Blase, die Finanzkrise und die Coronapandemie.

Und dennoch: Was passiert, wenn Investoren trotz allem auf Muster setzen und so erfolgreich sein wollen? Auch dazu gibt es eine Antwort: Ein Anleger - der «Trendfolger» - investiert immer dann, wenn die Kurse des marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 am Vortag gestiegen sind. Ein anderer Anleger - «Contrarian» - macht genau das Gegenteil. Er kauft jedes Mal, wenn der Index am Vortag im Minus schloss.

In Kielkopfs Rückrechnung schnitt der Contrarian deutlich besser ab als der Trendfolger: «Wer immer nach negativen Vortagen investierte, erzielte eine Performance von rund 8,3 Prozent pro Jahr. Die Momentum-Strategie brachte dagegen nur 2,1 Prozent pro Jahr», so der Analyst. Wer taktiert, kann dies den Erfahrungswerte gemäss also fast so gut oder dann deutlich schlechter, als einer «Kaufen-und-Halten»-Strategie zu folgen. Allerdings sind Stress, Zeitaufwand und Gebühren in den beiden Trading-Strategien nicht berücksichtigt.

Die Schwäche der Momentum-Strategie zeige sich besonders in Krisen, ergänzt der Experte von HQ Trust: «Während der Finanzkrise verpasste der Trendfolger viele Erholungstage, da diese oft auf Verlusttage folgten.» 

Das generelle Problem des sogenannten Market-Timings sind die Tage, an denen man nicht investiert ist. Es kommt zwar immer wieder vor, dass Aktien über Tage hinweg oder auch deutlich länger fallen. Doch wegen besonders schwacher Tage muss man nicht das Handtuch werfen, sondern kann dabeibleiben, «da es dann überdurchschnittlich oft zu einer starken Erholung am Folgetag kommt», weiss Kielkopf. Ob, wann und wie ausgeprägt dieser Folgetag tatsächlich kommt, weiss man freilich im Voraus nicht - sondern erst in der Rückschau.

Überdies: Auf Dauer überwindet der Aktienmarkt nachweislich jeden Einbruch. Seit 1926 habe niemand, der in Schweizer Aktien investiert und einen Anlagezeitraum von mindestens 14 Jahren habe, einen Verlust auf seine ursprüngliche Anlage erlitten, lautet etwa ein Befund der Bank Pictet, welche die historische Performance von Schweizer Aktien untersucht hat.

Reto Zanettin
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