Bei Logitech halten sich die Analysten mit Lob nicht zurück. Auch wenn der Hersteller von Tech-Zubehör in seinem zweiten Geschäftsquartal – das dauert dort von Juli bis September – beim Umsatz unter den Konsenserwartungen blieb, hielt die Front der Logitech-Befürworter auch nach der Zahlenvorlage Ende Oktober.

Das Unternehmen sei gut auf Zielkurs, schrieb die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Marktkommentar. Die Bank Vontobel attestierte Logitech ein robustes Geschäftsmodell, ein diversifiziertes Produktportfolio hohe Innovationsfähigkeit. Für die Helvetische Bank ist der Westschweizer Tech-Konzern eine "wachsende" cash-Maschine mit Top-Bilanz. Selbstredend legen die Kommentare der Aktienexperten nahe, die Aktie zu kaufen.

Allerdings haben sich sich zumindest die vergangenen zweieinhalb Monate für Logitech-Aktionäre als deprimierende Erfahrung erwiesen. Vom Langzeithoch bei 48,80 Franken Ende August fiel der Kurs auf 35 Franken. Der Wert der Aktie ist damit auf den Stand zurückgefallen, den er zuletzt im April 2018 hatte – und das ist immer noch hoch, wenn man berücksichtigt, dass der Kurs Mitte 2016 bei knapp 16 Franken gelegen hatte.

Der Kurs der Logitech-Aktie in den vergangenen fünf Jahren (chart: cash.ch)

Aber ein Kurssturz von 25 Prozent in so kurzer Zeit ist auffällig. Für Wirbel sorgte Anfang August Firmenchef Bracken Darrell, nachdem bekannt wurde, dass er offenbar für mehrere Millionen Franken Logitech-Aktien verkaufte. Nach der sehr grossen Kurssteigerung der vergangenen Jahre mag es sein, dass der Mann, der Logitech zurück auf die Erfolgsstrasse führe, einfach mal Kasse machen wollte. Aber dass Darrells Aktienverkauf auch eine Signalwirkung enthalten könnte, wurde da und dort bemerkt.

Den Kursrückgang allein auf diese Aktion zurückzuführen, wäre allerdings verfehlt. Was Anleger eher schon skeptisch machte, war die nicht ganz erfüllte Umsatzerwartung im zweiten Quartal. Es erinnerte die Märkte wieder einmal daran, dass ein Unternehmen wie Logitech zum Erfolg verdammt ist: Selbst hohe Steigerungen bei den relevanten Kennzahlen nützen der Aktie wenig, wenn die Prognosen nicht erfüllt werden. Logitech gehört zu den Unternehmen, zu denen die Märkte eine anspruchsvolle Haltung zeigen.

Die aktuelle Marktschwäche hat allerdings auch mit dem Umfeld zu tun: Die Haltung zu Tech-Aktien ist generell schlechter geworden, die Märkte reagieren mit gewissem Argwohn. So hat beispielsweise der Titel des ebenfalls höchst erfolgreichen Gaming-Chip-Entwickles Nvidia seit Anfang September beim Aktienkurs in ähnlichem Umfang an Wert eingebüsst wie Logitech.

Die Halbleiterindustrie hat generell einen schweren Stand am Markt. Die als Grademesser dienenden FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) haben im Lauf des Spätsommers nach unten gedreht. Der Handelskonflikt USA-China bremst die Branche.

Starke Profitabilität

Der Erfolg von Logitech gründet indessen wesentlich darin, dass das Unternehmen ein breites Angebot an Produkten bietet: Der Umsatzkuchen setzt sich relativ gleichmässig aus Zubehör für Tablets, Spieleausrüstung, Wearables, Konferenzraumeinrichtungen, Videokonferenzvorrichtungen sowie dem altbekannten Logitech-Geschäft mit Computermäusen, Tastaturen und Webcams zusammen. Die Gefahr besteht, dass im schnelllebigen Geschäft mit Geschäfts- und Konsumelektronik ein Trend verpasst wird. Bei Gaming – einer Freizeitbeschäftigung, der längst nicht mehr nur jugendliche nachgehen – hat Logitech den Trend indessen voll erwischt. Die im Branchenvergleich hohen Forschungs- und Entwicklungsausgaben haben es dem Unternehmen bisher erlaubt, vorne dabei zu sein.

Logitech gelingt es, ansehnliche Cashflows zu erzielen und ist auch in der Lage, diese weiter zu steigern. Für Diskussionen sorgen könnte allenfalls die Bewertung: Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29, wie Vontobel es für 2018 errechnet hat, ist relativ hoch. Bei zu erwartender guter Gewinnentwicklung eine solche Bewertung aber vertretbar.  

Somit bietet der Kursverfall eine Gelegenheit zum Einstieg bei Logitech. Wer unsicher ist, wartet noch ab, wie sich der Handelskonflikt entwickelt. Eine Einigung zwischen Washington und Peking würde die Risikofreude der Anleger bei Tech schnell wieder steigen lassen. Am Unternehmen Logitech mit seinen Produkten und seinem Geschäftsmodell ist in der Tat – da haben die eingangs erwähnten Marktkommentare recht – derzeit nicht viel auszusetzen. Auf über 40 Franken steigen kann die Aktie schnell. Bei einer überdurchschnittlich guter Geschäftsentwicklung kann der Kurs auch gegen 50 Franken steigen.