Immer mehr Schweizer Unternehmen ächzen unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie. Seit gut zwei Wochen vergeht am hiesigen Aktienmarkt kaum ein Tag, ohne dass nicht mindestens ein Unternehmen die diesjährigen Zielvorgaben kassiert, Kurzarbeit einführt oder mit einer einschneidenden Dividendenkürzung aufwartet.

So auch am heutigen Donnerstagmorgen wieder: Der Solarzulieferer Meyer Burger führt an zwei Standorten Kurzarbeit ein, Georg Fischer auch. Zudem verzichtet der Schaffhauser Industriekonzern - entgegen seinen Gepflogenheiten - auf Prognosen für das laufende Jahr. Und der Automobilzulieferer Feintool strebt einen Dividendenverzicht an.

Wenn Unternehmen zu solch drastischen Massnahmen greifen und die Belegschaft und die Aktionäre Abstriche machen müssen, müsste dann nicht auch die Chefetage zu Zugeständnissen bereit sein? Einen Tabubruch beging diesbezüglich vor wenigen Tagen ABB. Der schweizerisch-schwedische Industriekonzern kündigte an, dass sowohl der Verwaltungsrat als auch die Geschäftsleitung auf 10 Prozent ihres Jahressalärs verzichten werden.

Dies werden Verwaltungsratspräsident Peter Voser und sein neuer Firmenchef Björn Rosengren finanziell verkraften können. Dennoch setzt ABB ein wichtiges Zeichen: In Zeiten der Coronavirus-Pandemie ist Opfersymmetrie angesagt.

Der Druck auf UBS und Credit Suisse wächst

Es überrascht denn auch nicht, dass andere Unternehmen mitziehen. Bei Meyer Burger verzichtet das Management auf 15 Prozent der Bezüge, bei Georg Fischer sogar auf bis zu 20 Prozent.

Mit jedem weiteren Unternehmen wächst der Druck auf die Führungsetage von UBS und Credit Suisse. Die beiden Schweizer Grossbanken stehen schon seit Jahren in der Kritik von völlig überrissenen Management-Salären. Zur Erinnerung: Alleine UBS-Chef Sergio Ermotti erhielt für 2019 eine Gesamtentschädigung in Höhe von 12,5 Millionen Franken.

Dass die Aktie der grössten Schweizer Bank im vergangenen Jahr zu den Schlusslichtern aus dem Swiss Market Index (SMI) zählte und das Börsenjahr sogar mit einem leichten Minus beendete, scheint da kaum eine Rolle zu spielen. Sein Counterpart bei der Credit Suisse, Tidjane Thiam, verdiente trotz unschöner Beschattungsaffäre immerhin 10,7 Millionen Franken.

Ausserordentliche Zeiten fordern ausserordentliche Massnahmen

Der Raum für Zugeständnisse ist riesig. Nicht nur bei UBS-Chef Ermotti und seinen Geschäftsleitungskollegen, sondern auch in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat der Credit Suisse.

Nun ist es an den beiden Grossbanken, ein Zeichen zu setzen. Umso mehr, als dass die Aktienkurse von UBS (-29 Prozent seit Jahresbeginn) und Credit Suisse (-42 Prozent seit Jahresbeginn) zuletzt weit unter 10 Franken gefallen sind. Selbst auf dem Höhepunkt der Bankenkrise von 2008/09 sowie im Sommer 2011, als den Grossbanken ein zusätzlicher Eigenmittelbedarf in Milliardenhöhe nachgesagt wurde, waren die Aktien nicht so billig zu haben wie in den vergangenen zwei Wochen.

Aussergewöhnliche Zeiten verlangen nach aussergewöhnlichen Massnahmen. Davor können sich auch UBS und Credit Suisse nicht drücken. Und falls doch, haben es die Aktionärinnen und Aktionäre in der Hand, etwas zu ändern. Denn ihnen gehören diese beiden Unternehmen ja eigentlich.