Die Temenos-Aktien notieren kurz nach Eröffnung bzw. um 09.40 Uhr 19,7 Prozent tiefer auf dem Stand von 52,50 Franken, dies in einem grundsätzlich festeren Gesamtmarkt (SPI +0,7%). Die dabei gehandelten Volumen sind sehr hoch, bereits ist weit mehr als das Doppelte eines üblichen Tagesvolumens umgesetzt.

In Analystenkreisen zeigt man sich ziemlich konsterniert. Angesichts des schwierigen Marktumfelds sei zwar klar gewesen, dass das dritte Quartal für Temenos ein eher schwächliches werden könnte. Dass das Tagesgeschäft derart stark darunter leiden würde, komme nun aber doch ziemlich überraschend, heisst es etwa.

Das Ausmass der Verfehlung sei unerwartet und werde die Stimmung und die Glaubwürdigkeit des Managements erneut stark belasten, meint die Bank Vontobel in einem ersten Kommentar. Der Vorfall werfe auch Fragen zur Unternehmensführung und -kontrolle sowohl auf Verwaltungsrats- als auch auf Managementebene auf.

Lizenzeinnahmen gehen stark zurück

Bei den Q3-Zahlen sorgt unter anderem der starke Rückgang bei den Lizenzeinnahmen um 20 Prozent auf 76,3 Millionen Dollar für Stirnrunzeln. Experten hatten hier durchschnittlich eigentlich mit einer Zunahme auf 108,2 Millionen Dollar gerechnet. Auf Stufe EBIT werden die Markterwartungen sogar um mehr als 50 Prozent verfehlt.

Der Gewinneinbruch zwingt den Bankensoftwarehersteller zu einer Reduktion seiner diesjährigen Ziele. Diese liegen beim EBIT neuerdings um mehr als 20 Prozent unter den Erwartungen der Analysten. Die ZKB etwa rechnet damit, dass die EBIT-Konsensschätzung um bis zu 30 Prozent sinken könnte.

Auch das Management zeigt sich mit der eigenen Performance nicht zufrieden. Entsprechend wurden auch personelle Konsequenzen gezogen, verlässt der Chief Revenue Officer das Unternehmen nach nur sieben Monaten schon wieder.

Selbst die britische Barclays will bei ihren Schätzungen nun den dicken Rotstift ansetzen. Und das, obwohl sie mit ihren Annahmen schon seit längerer Zeit auf der eher vorsichtigen Seite lag. Aus Sicht der Grossbank bleibt die Frage, was Temenos denn nun mit der hohen Fixkostenbasis vorhat, vorerst unbeantwortet.

Jefferies wiederum zögert nicht lange und streicht das Kursziel für die Aktien auf 55 (74) Franken zusammen. Die US-Investmentbank trägt damit ihren deutlich tieferen Gewinnerwartungen für das Unternehmen Rechnung. Jefferies sieht auch für 2023 gewisse Unsicherheiten vom jetzigen Gewinneinbruch ausgehen.

Aktie mit schwerem Stand

Die Valoren von Temenos hatten in den vergangenen Wochen über weite Strecken einen schweren Stand. Selbst die Nachricht, wonach sich mit Petrus Advisers ein für seine aktive Einflussnahme berüchtigter Finanzinvestor eingenistet habe, verhalf den Aktien nur kurzzeitig zu einer Kurserholung. Dieser hat sich auch heute wieder gemeldet und will bei Kursschwächen weiter zukaufen.

Spekulationen über mögliche Käufen sind in den letzten Wochen und Monaten immer mal wieder aufgeflackert, konnten den Kurs allerdings jeweils auch nur kurzfristig bewegen. Die Analysten der Bank Vontobel werden denn auch schon fast grundsätzlich in ihrem Kommentar: "Es muss ein klarer Weg aus der Krise aufgezeigt werden, und es sollten alle strategischen Optionen in Betracht gezogen werden, um den Wert des Unternehmens freizusetzen."

(AWP)