Die Konsumentenpreise stiegen im Juni binnen Jahresfrist nur noch um 5,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten 5,6 Prozent erwartet. Im Mai hatte die Teuerung noch bei 6,1 Prozent gelegen, nach 7,0 Prozent im April.

Trotz des Rückgangs ist die Inflationswelle in der 20-Ländergemeinschaft aber noch nicht gebrochen. Die Kernrate, in der unter anderem die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak außen vor bleiben, stieg im Juni leicht auf 5,4 Prozent von 5,3 Prozent im Mai. Diese gilt als wichtige Messgröße für die zugrundeliegenden Inflationstrends.

"Die Teuerung verliert weiter an Kraft", kommentierte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib die Daten. "Der Spielverderber ist aber die Kerninflation, die hartnäckig auf deutlich zu hohem Niveau seitwärts tendiert." Ein weiterer Zinsschritt der EZB im Juli sei trotz der sich zuletzt eintrübenden konjunkturellen Stimmungsindikatoren und einer stagnierenden Kreditvergabe eine ausgemachte Sache. 

Auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, erwartet, dass die Kernrate vorerst hoch bleiben wird. "Der EZB ist dies ein Dorn im Auge", sagte er.

Teuerung immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der EZB

Mit den neuen Inflationsdaten ist die Teuerung immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der EZB von zwei Prozent, die sie als optimales Niveau für die Wirtschaft erachten. Sie hat die Zinsen bereits acht Mal in Folge erhöht. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz liegt mittlerweile bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für den Juli bereits den nächsten Schritt nach oben in Aussicht gestellt. Ewartet wird am Finanzmarkt eine Anhebung wie im Juni um einen viertel Prozentpunkt. Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil glaubt, dass der Juli-Schritt womöglich vorerst der letzte sein wird. "Anders als der Markt gehen wir davon aus, dass die EZB nach der quasi angekündigten Leitzinsanhebung im Juli um 25 Basispunkte die Zinsen nicht weiter erhöhen wird." An den Börsen wurde zuletzt erwartet, dass der Zinsgipfel dieses Jahr bei einem Einlagensatz von 4,0 Prozent erreicht wird.

Die Inflationsdaten aus den einzelnen Ländern fielen höchst unterschiedlich aus. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Euro-Raum nahm die Teuerung nach europäischer Messung im Juni auf 6,8 Prozent zu nach 6,3 Prozent im Mai.

Dagegen sank in Spanien die Rate sogar unter die EZB-Zielmarke auf 1,6 Prozent nach 2,9 Prozent im Mai. Hinter dem Rückgang des Preisschubs in der gesamten Ländergemeinschaft standen die Energiepreise. Diese gingen im Juni binnen Jahresfrist kräftig um 5,6 Prozent zurück nach einem Rückgang von 1,8 Prozent im Mai. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 11,7 Prozent an, nach einem Plus von 12,5 Prozent im Mai. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 5,5 Prozent nach zuvor 5,8 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich um 5,4 Prozent, nach 5,0 Prozent im Mai.

(Reuters)