Ein Phänomen hat den Schweizer Aktienmarkt erreicht: Investoren, vermutlich vor allem Privatanleger, kaufen wie wild Aktien sehr kleinen und fast etwas obskuren Firmen. In Asien werden diese Titel "BEVI-Stocks" genannt: "B" für Biotech, "EV" für "anything to do with Electric Vehicles" und "I" für Internet. Das Merkmal dieses Phänomens ist, dass Pharma- und Tech-Aktien in die Höhe getrieben wurden, bei denen es nur wenig Anhaltspunkte für irgendeine Form von Substanz gibt.

Am Schweizer Markt ist es die Perfect Holding, die diese Woche alles in den Schatten gestellt hat. Die Westschweizer Firma ist zwar kein Tech-Titel, sondern ein Unternehmen, das über zwei Gesellschaften in der Schweiz und in Grossbritannien Dienstleistungen, Handel und Vermittlung rund um das Thema Privatjets und Helikopter anbietet.

Aber es ist ein so genannter "penny stock", also eine Aktie, deren Kurs sich im Rappenbereich bewegt. Und: Die Perfect Holding gehört zu jenen Unternehmen, über die Anleger relativ wenig wissen, weil kaum publiziertes Banken-Research auffindbar ist und relativ wenig über sie berichtet wird.

Die Aktie ist diese Woche um 53 Prozent angestiegen. Diese Zahl alleine zeigt aber nicht den eigentlichen "Spike", den der Titel diese Woche gesehen kann. Die Aktie, die am 6. August 0,23 Rappen wert gewesen war, sprang nach dem letzten Wochenende auf 3 Rappen. Seitdem brach der Kurs wieder auf 0,04 Rappen ein. Um die Perfect Holding ranken sich Gerüchte. Die letzte Agenturmeldung von Ende Mai spricht davon, dass die Firma einen Käufer suche.

In die gleiche Kategorie fallen die Kursgewinne bei der Rohstoff-Beteiligungsfirma Blackstone Resources (+27,2 Prozent). Bei den Kursverlieren bildet diese Woche Relief Therapeutics das Schlusslicht. Die Aktie des Medikamentenentwicklers ist um ein Viertel zurückgefallen. Das Jahresplus beträgt der wochenlang massiv gesuchten beträgt immer noch 43'000 Prozent. Anfang Woche waren es noch 60'000 Prozent gewesen.

Unter den seriöseren Investments fällt die Performance von Sunrise auf. Mit der Bekanntgabe der Übernahme des Telekomunternehmens durch UPC am Mittwoch wurde auch deutlich, dass Aktionäre durch den Kaufpreis eine Prämie von 32 Prozent erhalten. Völlig normal, dass ich der Kurs nun in diese Richtung bewegt.

Auch der von der Coronakrise schwer gebeutelte Duty-Free-Konzern Dufry ist im Kurs um 12,7 Prozent gestiegen. Die Reise- und Flugzahlen nehmen wieder zu. Aber das verschuldete Unternehmen, dem massiv Geschäft weggebrochen ist, drohen weiterhin schwierige Zeiten. Wie Fondsmanager Martin Lehmann im cash-Börsen-Talk sagte, könnte bei Dufry in absehbarer Zeit eine Kapitalerhöhung nötig werden.

Bei den Blue Chips haben diese Woche drei Unternehmen Zahlen vorgelegt. Bei der Swisscom (+5,9 Prozent) kamen diese an der Börse offensichtlich besser an als bei der Zurich (-0,5 Prozent). Die Swiss Life (+4,5 Prozent) wieder legte auch solide Zahlen vor, kam aber wie viele Finanztitel und Zykliker gegen Ende der Woche wieder unter Druck.

Jahres-Überflieger Lonza (-2 Prozent) bildet zur Abwechslung das Wochen-Schlusslicht: Wohl weniger wegen operativer Probleme beim Pharma-Auftragshersteller, sonden in Folge von Gewinnmitnahmen.