"Ich denke, er hat bewiesen, dass er die Dinge zum Besseren wenden kann", sagte der Tory-Abgeordnete Paul Bristow am Freitag im Radiosender LBC. "Er kann das Ruder noch einmal herumreissen. Und ich bin sicher, dass meine Kollegen diese Botschaft laut und deutlich hören." Johnson könne die nächste Parlamentswahl gewinnen. Unterstützung dürfte Johnson auch von Verteidigungsminister Ben Wallace erhalten, der in seiner Partei erhebliches Gewicht hat.

Wallace sagte vor der Presse, er werde nicht selbst kandidieren. Er neige aber dazu, Johnson zu unterstützen, unter dem er bereits Verteidigungsminister war. "Ich habe das Gefühl, dass ich den grössten Beitrag zur Sicherheit der Menschen in der Verteidigung leisten kann, indem ich Verteidigungsminister bin", sagte Wallace. "Es ist der Job, den ich gemacht habe, und es ist der Job, den ich beabsichtige zu behalten, also werde ich dieses Mal nicht für den Premierminister kandidieren." Auf die Frage, wen er unterstützen würde, antwortete er: "Im Moment würde ich zu Boris Johnson tendieren."

Nach Angaben von Will Walden, der früher für Johnson arbeitete, kehrt der Ex-Regierungschef gerade aus dem Urlaub zurück und sondiert die Lage. "Das Land braucht einen erwachsenen, ernsthaften Regierungschef", unterstrich Walden in der BBC. "Boris hatte seine Chance, lassen Sie uns weitermachen. Ich vermute, dass die Tory-Partei das nicht tun wird, sie werden ihn wohl wiederwählen." Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg sagte, er unterstütze Boris. Er twitterte seine Unterstützung mit dem Hashtag #Borisorbust (etwa: Entweder Boris oder kaputtgehen).

Premierministerin Liz Truss hatte am Donnerstag angesichts massiver Kritik nach rund sechs Wochen ihren Rücktritt angekündigt. Das Nominierungs- und Abstimmungsverfahren für Truss' Nachfolger soll am Montag beginnen. Dann soll durch eine Serie von Abstimmungen unter den Abgeordneten der regierenden Konservativen die Zahl der Kandidaten auf zwei reduziert werden. Bis Freitag, den 28. Oktober, können dann die Mitglieder der Partei online sich zwischen ihnen entscheiden. Das Ergebnis soll noch an dem Tag bekanntgegeben werden. Eine Umfrage vor einigen Tagen zeigte unter den Parteimitgliedern eine Mehrheit für Johnson. Wettbüros sehen dagegen dessen ehemaligen Finanzminister Rishi Sunak als Favoriten.

Truss hatte vor rund sechs Wochen die Johnsons Nachfolge angetreten, der nach mehreren Skandalen und Eklats seinerseits auf Druck der eigenen Partei den Hut nahm. Truss selbst war wegen ihrer chaotischen Regierungsführung unter massiven Druck geraten. So hatte sie Steuersenkungen durchdrücken wollen, von denen vor allem Reiche profitiert hätten - und das ohne Gegenfinanzierung. 

(Reuters)