Minus 31 Prozent seit Jahresbeginn, minus 50 Prozent auf Jahressicht. Das ist die Performance der Aktien von Leonteq. Der jüngste Absacker von letzter Woche erfolgte, weil es beim Derivatespezialist schon wieder zu einem Wechsel auf der Position des Finanzchefs gekommen ist. Hans Widler tritt die Nachfolge von Antoine Boublil an.

Der abrupte CFO-Wechsel ist kein Anlass für mehr Vertrauen, etwas, was Leonteq eigentlich seit dem Herbst 2022 eigentlich nötig hat. Die «Financial Times» hatte damals unter Berufung auf Whistleblower berichtet, Leonteq habe möglicherweise Geldwäscherei und Steuerhinterziehung zugelassen. Leonteq wies die Vorwürfe «entschieden» zurück.

Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stellte vergangenen November «schwere Defizite unter anderem bei der Auslagerung von internen Sicherungsmassnahmen, der Anwendung von Sorgfaltspflichten und bei den Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten» fest. Und wie die französische Zeitung «Les Echos» Anfang März vermeldete, hat die dortige Aufsichtsbehörde ACPR bei der Staatsanwaltschaft in Paris Meldung erstattet. Dem Bericht zufolge befasst sich die Aufsichtsstelle schon länger mit dem Anti-Geldwäscherei-Dispositiv der örtlichen Niederlassung der Zürcher Derivatespezialistin.

Vertrauen ist die eine Baustelle von Leonteq, der Grossaktionär Raiffeisen mit seinem 29-Prozent Aktienanteil die andere: Die Opposition von Raiffeisen an der letztjährigen Generalversammlung und der jüngste Verzicht auf den letzten Verwaltungsratssitz, sowie die mehrmalige Verzögerung der Verlängerung der Kooperation, haben laut Daniel Regli, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), Zweifel an der Beziehung zu Raiffeisen geweckt. Allerdings wurden beide Zweifel weitestgehend ausgeräumt, da die Raiffeisen bei der letzten Generalversammlung dann allen Anträgen zugestimmt hat, sowie die Kooperation definitiv verlängert wurde.

Neues Zinsniveau als Problem

«Leonteq kommt aus einer Phase, in der die Investitionsbereitschaft der Privatanleger generell gering war. Noch wichtiger ist jedoch, dass das neue Zinsniveau die relative Attraktivität strukturierter Anlagen verändert hat. Der Markt wartet daher auf ein Update zu den Zielen für 2026», erklärt hingegen Reto Huber, Analyst bei Research Partners, das Abschneiden der Aktien an der Börse.

Diese Shift in den Zinsen haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach strukturierten Produkten zumindest vorübergehend stark gelitten hat. Mit Zinsen auf den Konten ist der Anreiz für Anleger weniger gross solche Produkte zu kaufen. Und gleichsam bedeutend: Auch für die Bank ist das Zinsgeschäft wieder ein sehr attraktives Geschäft. Die Institute haben geringeren Anreiz, um Kunden dazu zu motivieren, das Geld in strukturierte Produkte zu bewegen. Das Geschäftsmodell von Leonteq bleibt ein Buch mit sieben Siegeln. Die Resultate waren sehr volatil, was gewisse Unsicherheiten mit sich bringt. 

Im vergangenen Jahr musste Leonteq einen drastischen Einbruch bei den Ergebnissen hinnehmen. Der Reingewinn sank von rekordhohen 156,4 Millionen Franken auf 20,6 Millionen Franken (-87%), wie das Unternehmen bekannt gab. Der Gewinn vor Steuern brach sogar um 90 Prozent auf 18,4 Millionen ein. 

Viele Fragezeichen, keine Antworten

«Rein fundamental betrachtet sieht Leonteq momentan günstig aus, allerdings gibt es Fragezeichen bezüglich Corporate Governance und Compliance. Der überraschende Weggang von CFO Antoine Boublil ist meines Erachtens eine Red Flag. Um positiver auf die Aktie zu werden, müsste ich mit hinreichender Sicherheit  sämtliche Negativ-Szenarien ausschliessen können», sagt Daniel Regli von der ZKB.

Leonteq bietet Anlegern weiterhin keinen wirklichen Strohhalm, woran man sich klammern kann. Die Firma wird sich wohl einen Gefallen tun, wenn sie insgesamt etwas klarer kommunizieren würde, was ihre Erwartungen sind und was man als Investor von einem solchen Geschäft erwarten kann. Trotz Aktienkorrektur bietet sich ein Investment noch nicht an.

ManuelBoeck
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