Die Aktien von Julius Bär notieren am Montagmorgen an der Schweizer Börse +0,92 Prozent höher bei 56,82 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,81 Prozent zulegt auf 16'847,5 Punkte. Damit hat der Titel noch immer gut 4 Prozent weniger wert als zu Beginn des Jahres. Auf 52 Wochen resultiert jedoch ein Plus von 18,7 Prozent.

Bei der britischen Bank Barclays ist eine neue Analystin für die Schweizer Privatbank zuständig. Und die stuft das Rating auf «Equal Weight» von «Overweight» herunter und senkt das Kursziel auf 56,70 von 65 FrankenFranken - und sieht damit kein Gewinnpotenzial mehr. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres seien ermutigend ausgefallen, schreibt die Expertin. Die Bewertung sei aber nicht günstig und es blieben erhebliche Risiken und Unsicherheiten bestehen. 

Bereits vor einer Woche, als Julius Bär seine Ergebnisse für das erste Halbjahr 2025 präsentierte, hat die Zürcher Kantonalbank die Privatbank mit «Übergewichten» eingestuft und das Kursziel bei 56,50 Franken angesetzt. Die ZKB schätzt die Entwicklung der Nettoneugelder sowie des angekündigten Kostensparprogramms positiv ein und betrachtet das laufende Jahr weiterhin als Übergangsjahr.

Die Bank Vontobel schätzt es ähnlich ein. In einem Marktbericht vom Freitag schreibt der zuständige Analyst Andreas Venditti, das Jahr 2025 sei von «Säuberungsmassnahmen» geprägt und die Kreditprüfung werde in den nächsten Monaten abgeschlossen. Er rechnet jedoch damit, dass die Umsetzung der Anfang Juni vorgestellten Strategie für die Jahre 2026 bis 2028 länger dauern wird. Entsprechend stuft die Aktien von Julius Bär mit «Hold» ein bei einem Kursziel von 57,00 Franken.

Damit liegt sie leicht unter dem bei Bloomberg erfassten Konsens. Die 21 Analysten veranschlagen das durchschnittliche Kursziel für die nächsten 12 Monate bei 58,44 Franken. Sieben von ihnen geben eine Kaufempfehlung ab, zwölf eine Halteempfehlung und drei eine Verkaufsempfehlung.

Mehr Neugelder aber deutlich weniger Gewinn

Der neue Julius-Bär-Konzernchef Stefan Bollinger macht erste Erfolge seines Firmenumbaus aus. Der bereinigte Gewinn des Schweizer Instituts zog um elf Prozent auf 511 Millionen Franken an, wie der Schweizer Vermögensverwalter am Dienstag mitteilte.

Nachdem Bär vom Signa-Skandal getroffen worden war, verordnete der seit Anfang des Jahres amtierende Bollinger dem Unternehmen einen Sparkurs und ein strengeres Risikomanagement. «Insgesamt sehe ich eine Verbesserung der zugrunde liegenden Performance, denn einige unserer Massnahmen beginnen sich auszuzahlen», erklärte er.

Bei den nicht bereinigten Zahlen hinterliessen die Altlasten weiterhin Bremsspuren. So sank der Gewinn im Halbjahr um 35 Prozent auf 295 Millionen Franken. Ins Gewicht fielen dabei vor allem eine Belastung aus dem Verkauf des lokalen Geschäfts in Brasilien von 99 Millionen Franken sowie bereits bekannte Wertberichtigungen auf Hypotheken und andere Kredite im Umfang von 130 Millionen Franken. Bär machte keine genaueren Angaben, welche Kunden der Bank die Wertberichtigungen eingebrockt hatten. Anfang 2024 hatte Bär bereits Netto-Kreditverluste von 606 Millionen Franken gemeldet, der grösste Teil davon in Zusammenhang mit der vollständigen Abschreibung der Kredite an die Signa-Immobiliengruppe des Tiroler Investors Rene Benko.

Bollinger erklärte, die Prüfung des Buches an Hypothekar- und Lombardkrediten sowie dem verbleibenden Private-Debt-Geschäft, das sehr reichen Kunden Finanzierungen gegen zukünftige Cash Flows und nicht börsennotierte Wertpapiere zur Verfügung stellt, dauere an und solle in den nächsten Monaten abgeschlossen werden. Bislang zeichneten sich keine zusätzlichen Belastungen ab. «Sobald die Kreditprüfung abgeschlossen ist, werden wir in der Lage sein zu entscheiden, ob zusätzliche Wertberichtigungen erforderlich sind oder nicht», erklärte Bollinger.

Bär sammelte bei seinen vermögenden Privatkunden im Halbjahr 7,9 Milliarden Franken an frischem Geld ein. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Bank unter dem Signa-Skandal litt, konnte die Bank den Wert von 3,7 Milliarden Franken mehr als verdoppeln. Damit erreichte Bär auf das Jahr hochgerechnet eine Wachstumsrate von 3,2 Prozent, leicht mehr als die für das Gesamtjahr angepeilten drei Prozent. Bollinger dämpfte angesichts der Überprüfung der Kundenbeziehungen allerdings die Erwartungen. «Ich gehe davon aus, dass die Nettomittelzuflüsse in diesem Jahr von unseren laufenden Massnahmen zum Risiko-Abbau beeinflusst werden.»

(cash/AWP)