Sie erhöhte den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag um 0,75 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Es war die kräftigste Anhebung der Bank of England (BoE) seit 1989 - und dies mitten in einer sich abzeichnenden Rezession. BoE-Chef Andrew Bailey verteidigte die Entscheidung: "Wenn wir jetzt nicht konsequent handeln, wird es später noch schlimmer."

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Federal Reserve haben zuletzt mehrfach dieses außergewöhnliche Maß beim Zinsschritt genutzt, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten. Die Notenbank in London reagierte mit der kräftigen Anhebung auf die hohe Teuerung auf der Insel, die zuletzt bei 10,1 Prozent lag. Zwei Währungshüterinnen votierten angesichts von Rezessionssorgen aber für einen kleineren Zinsschritt.

Der Konjunkturausblick der BoE fällt düster aus: Demnach dürfte die Wirtschaft bereits im dritten Quartal in eine Rezession gerutscht sein, die aus Sicht der Notenbank bis Mitte 2024 andauern wird. Trotz der wirtschaftlichen Malaise signalisierte die Mehrheit im geldpolitischen Ausschuss, dass weitere Zinsschritte nötig würden - auch kräftige, falls nötig. Zugleich ergänzte die BoE in einem ungewöhnlich deutlichen Hinweis an die Finanzmärkte, dass der Zinsgipfel wohl nicht bei über fünf Prozent liegen werde. Laut BoE-Chef Bailey kann die Zentralbank zwar keine Versprechungen über zukünftige Zinssätze machen: "Aber basierend auf unserem heutigen Stand glauben wir, dass der Leitzins um weniger steigen muss, als derzeit an den Finanzmärkten eingepreist wird", fügte er hinzu.

Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank geht von einem rasch auf über 4,00 Prozent steigenden Leitzins aus, da die Inflationsrate noch länger zweistellig bleiben werde. "Davon wird sich die BoE auch dann nicht abbringen lassen, sollte das Politik-Chaos zurückkehren. Da mancher im Rat aber schon heute vorsichtiger war, werden künftige Zinsschritte wohl kleiner werden."

Im August und auch im September hatte die BoE die Zinsen noch um jeweils lediglich 0,50 Prozentpunkte hochgesetzt. An den Finanzmärkten war nun fest mit dem Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten gerechnet worden. Zeitweise war im Zuge der Finanzmarktturbulenzen, die durch die Wirtschafts- und Steuersenkungspläne von Ex-Premierministerin Liz Truss ausgelöst wurden, sogar eine Erhöhung um eine vollen Prozentpunkt erwartet worden. Truss hatte Zweifel an der Tragfähigkeit ihrer Pläne ausgelöst, was zu schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten führte. Dadurch sah sich die BoE zu Stützungskäufen am Anleihemarkt gezwungen. Nach massiver Kritik war Truss nach nur rund sechs Wochen im Amt zurückgetreten.

Ihr Nachfolger Rishi Sunak steuert nun um: Er signalisierte, dass die öffentlichen Ausgaben gekürzt und möglicherweise höhere Steuern erhoben werden müssen. Details dürften in einem Finanzbericht stehen, der am 17. November vorgelegt werden soll. Regierungskreisen zufolge wird auch eine Ausweitung der Übergewinnsteuer für Öl- und Gaskonzerne erwogen. Ein Insider bestätigte einen Bericht der "Times", wonach in der Regierung die Idee kursiert, die Steuer von 25 auf 30 Prozent bis 2028 zu erhöhen. Auf diese Weise sollten innerhalb von fünf Jahren rund 40 Milliarden Pfund eingenommen werden, was zur Sanierung öffentlicher Kassen beitragen solle.

Für die nächste BoE-Sitzung am 15. Dezember rechnet LBBW-Ökonom Elmar Völker mit einer Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte. Die Fiskalpläne der neuen Regierung dürften seiner Ansicht nach aufzeigen, dass die Notenbank keinen Gegenwind mehr seitens einer lockeren Fiskalpolitik fürchten müsse. 

(Reuters)