Damit zeigen einerseits die Zinserhöhungen durch die Nationalbank SNB offenbar Wirkung, andererseits entspannt sich die Lage in den Lieferketten und bei den Energiepreisen.

Konkret sank die Jahres-Inflation im April auf 2,6 Prozent von 2,9 Prozent im März, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag mitteilte. In den ersten beiden Monaten war sie noch wegen höherer Strom- und Flugpreise deutlich angestiegen.

Für Chefökonom Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin sind die Inflationsdaten für April "erfreulich niedrig" ausgefallen. Sie dürften auch die Nationalbank positiv überrascht haben. Erfreut zeigt sich auch die UBS. "Die Entspannung bei den Lieferketten und der Rückgang der Erdölpreise in den letzten Quartalen widerspiegelt sich nun - endlich - in der Inflation", kommentierte Alessandro Bee von der Grossbank.

Die Nationalbank dürfte gemäss Bee allerdings ihr Augenmerk inzwischen mehr auf die Kerninflation, die die volatilen Güter wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoffe ausschliesst, richten. Und die liegt mit unverändert 2,2 Prozent im April noch ein Stück von der SNB-Zielinflationsrate von unter 2 Prozent entfernt, ergänzte VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel.

Stabil zum Vormonat

Im Vergleich zum Vormonat blieb der sogenannte Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) stabil bei 106,0 Punkten. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten hatten hier einen leichten Anstieg um 0,1 bis 0,3 Prozent erwartet.

Die Preisstabilität gegenüber dem Vormonat erklärt das BFS aus entgegengesetzten Entwicklungen, die sich insgesamt aufgewogen hätten. So seien die Preise für Flug- und Pauschalreisen sowie für Bekleidung und Schuhe gesunken.

Demgegenüber stiegen die Preise für die Hotellerie wie auch für Heizöl und Fruchtgemüse. Sowohl Importgüter (+2,4%) als auch Inlandgüter (+2,6%) kosteten mehr als im April 2022. Damit haben sich insbesondere die Importgüter aber nicht mehr so stark verteuert wie im März.

Moderat im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich fällt die Teuerung in der Schweiz deutlich moderater aus. Auch nach zahlreichen Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed betrug die Inflationsrate in den USA im März noch 5,0 Prozent und kam damit immerhin deutlich von den 6,0 Prozent im Februar zurück. Die Daten für April sind für den 10. Mai angesetzt.

Für die Eurozone liegen bereits Daten für den April vor - hier stieg die Inflation von 6,9 Prozent im März sogar leicht auf 7,0 Prozent an. Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte erst am (gestrigen) Donnerstag ihre Zinsen im Kampf gegen die Inflation erneut um 0,25 Prozentpunkte. Zuvor war es allerdings drei Mal im Folge um 0,50 Punkte nach oben gegangen.

SNB wird Zinsen wohl noch erhöhen

Mit dem klar abflauenden Preisdruck hierzulande und dem starken Franken geht beispielsweise Raiffeisen Schweiz in den kommenden Monaten von einer weiter abnehmenden Dynamik bei den Endkonsumentenpreisen aus. Das dürfte auch den Handlungsbedarf der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiter begrenzen, so Experte Alexander Koch.

Sein Kollege Maxime Botteron von der Credit Suisse erwartet allerdings durch den Anstieg des Referenzzinssatzes gegen Ende des Jahres steigende Mieten, daher dürfte die Verlangsamung der Inflation nur vorübergehend sein. Das dürfte dann wohl zu weiteren Zinserhöhungen über die Marke von 2 Prozent bis zum September durch die SNB führen dürfte. Auch Anastassios Frangulidis von Pictet & Cie geht davon aus, dass die Nationalbank ihren Zinserhöhungszyklus fortsetzen dürfte.

Nervosität müsse auf den Gängen der SNB nicht aufkommen, doch bestehe auch kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen, fasste es Gitzel zusammen. Auch die SNB werde bemüht sein, in ein "restriktives" geldpolitisches Terrain zu gelangen, bei dem die Leitzinsen über der Inflationsrate liegen.

(AWP)