Warum die Banken mit Blick auf ihr Handelsgeschäft schon bei der Wahl von Donald Trump im November des letzten Jahres frohlockt hatten, zeigt sich nun in der Jahresbilanz: Die Anzahl der Transaktionen an der Schweizer Börse SIX hat per Ende November 2025 bereits das Gesamtjahresniveau des Vorjahres übertroffen. Nicht nur das: Die Schweizer Börse - und auch die meisten Banken - werden heuer bei den Transaktionen von Wertschriften das beste Jahr seit 2021 erreichen.
Es ist, wie es ist: Der neue, alte US-Präsident treibt die Märkte vor ich her. Exemplarisch ist der in der Nachschau immer noch bizarr wirkende «Liberation Day» im April: Das Handelsvolumen kletterte wegen der Börsenwirren nach Verhängung der Zölle schon im April bei den meisten Finanzhäusern auf ein Vierjahreshoch.
Wovon man damals allerdings nicht ausgehen konnte: Dass die Aktien-Börsen am Jahresende deutlich höher stehen. Die Weltwirtschaft verkraftet die Handelszölle bislang besser als erwartet, hielt auch die OECD kürzlich fest, gestützt durch starke Investitionen in künstliche Intelligenz. Der Börsenanstieg ist aber auch wegen eines Rückziehers von Donald Trump zurückzuführen, von dem hier später noch die Rede sein wird.
Unberechenbarkeit ist Programm und Taktik der Trump-Regierung, nicht bloss bei der Wirtschaftspolitik. Daher wird Trump die Märkte weiter befeuern.
Die Frage ist: Wie reagieren die Aktienmärkte im nächsten Jahr?
Zwei Ereignisse sind zentral dafür im 2026. Anfang November finden die Zwischenwahlen für den US-Kongress statt. Die Republikaner drohen im Repräsentantenhaus die Mehrheit zu verlieren. Wer beim US-Wähler traditionell punkten will, muss ein Umfeld von billigen Haus- und Autokrediten schaffen. Dazu sind tiefe Leitzinsen erforderlich.
Womit wir bei Punkt zwei wären. Bald wird Trump einen Nachfolger für den scheidenden Fed-Chef Jerome Powell bestellen. Ob nun der ehemalige Trump-Berater Kevin Hassett neuer Chef der US-Notenbank wird oder jemand anders: Er wird Trumps Mantra einer lockeren Geldpolitik nicht meilenweit entfernt sein. Der vorauseilende Verdacht, dass Trump die Fed noch aktiver zu tiefen Zinsen drängt als bislang schon, ist nicht von der Hand zu weisen.
Hoher Druck auf die Fed: Das ging aber schon einmal schief. Der frühere US-Präsident Richard Nixon weibelte in den 19070er Jahren in ähnlicher Mission heftig vor und hinter den Kulissen für tiefere Zinsen. Wirtschaftshistoriker verweisen auf die hohe Inflation als Folge dieses Dauerdrucks auf die Fed.
Dasselbe ist auch nächstes Jahr vorstellbar: Entsteht der Eindruck, dass der Fed-Chef fast auf Geheiss von Trump Zinsen ohne wirtschaftlichen Nachweis senkt, werden die Anleiheinvestoren weltweit reagieren. Das Vertrauen schwindet, US-Staatsobligationen werden auf den Markt geworfen, die Renditen steigen - Trump sähe sich dann der gleichen Situation ausgesetzt wie in den Chaos-Tagen nach dem «Liberation Day»: Damals kapitulierte er angesichts des Börsen-Chaos vor den Anleihemärkten und musste bei den Zöllen peu à peu zurück krebsen.
Ein Tiefzinsumfeld nach den Wünschen Trumps wird 20226 wohl ein Wunsch bleiben. Daher sind auch den Aktienmärkten die Grenzen aufgezeigt. Sollte die Fed wegen möglicher Wirren am Obligationenmarkt wieder restriktivere Töne andeuten und Zinssenkungen aufschieben müssen, droht den Börsen gar ein Rückschlag.
Das 2026 wird als eher ein Jahr des «Stock Picking» als eines breiten Marktanstieges. Es wird wieder viele selektive Kaufgelegenheiten geben.
Doch bilden Sie sich Ihre eigene Meinung in den kommenden Tagen. cash.ch startet eine Serie von Jahresausblicken für alle wichtigen Anlageklassen. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
