Der US-Zollsatz auf die meisten Stahl- und Aluminiumeinfuhren hat sich am Mittwoch verdoppelt. Die entsprechende Verordnung unterzeichnete Trump am Vorabend und machte damit seine Ankündigung wahr, die seit März geltenden Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 Prozent auf satte 50 Prozent zu erhöhen.
Die neue US-Zollkeule traf die Handelspartner just an dem Tag, an dem sie Vorschläge abgeben sollten, um zu vermeiden, dass Anfang Juli höhere Einfuhrzölle auf andere Waren in Kraft treten. Etwa ein Viertel des in den USA verwendeten Stahls wird importiert. Laut Experten könnten sich die vom US-Präsidenten zum Schutz der heimischen Stahlbranche getroffenen Massnahmen als Bumerang erweisen.
«Trump sorgt an der Zollfront unverdrossen weiter dafür, dass seinem Land Schaden zugefügt wird», meint der Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Mit «nahezu prohibitiv hohen Zollsätzen» seien Autobauer, die Maschinenbauindustrie und der Bausektor in den USA auf knappe und teure Stahl- und Aluminiumprodukte aus dem Inland angewiesen: «So wird es nicht gelingen, die US-Industrie wettbewerbsfähiger zu machen und neue Arbeitsplätze zu schaffen.»
Die Handelspolitik Trumps lässt auch die deutschen Unternehmen in den USA deutlich pessimistischer in die Zukunft blicken. Nur noch 14 Prozent rechnen mit einer konjunkturellen Verbesserung in den kommenden zwölf Monaten, wie aus einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht. Im Herbst 2024 - also vor Trumps Amtsantritt im Januar - lag dieser Wert noch bei 38 Prozent.
Trotz des neuen Zollschocks knüpften Dax-Anleger wieder an ihre Rekordjagd an. «Die Börsen reagieren mittlerweile immer weniger auf neue Zölle», kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Einige auf dem Parkett vermuteten, dass diese Zölle eher ein kurzzeitiges Druckmittel sein könnten und womöglich nicht allzu lange Bestand haben würden.
Daten des US-Census Bureau zeigen, dass die erhöhten Abgaben im Stahl- und Aluminiumbereich die Nachbarn der USA – Kanada und Mexiko – besonders hart treffen werden. Sie belegen die Nummer Eins beziehungsweise Drei bei den Stahllieferungen in die USA. Kanada ist noch stärker von den Aluminiumabgaben betroffen: Die Menge an Aluminium, die Kanada liefert, ist etwa doppelt so hoch wie die der anderen zehn grössten Exporteure zusammen. Die USA beziehen etwa die Hälfte ihres Aluminiums aus dem Ausland.
Ausnahme für Grossbritannien
Die Zollerhöhung gilt für alle Handelspartner mit Ausnahme von Grossbritannien. Das Vereinigte Königreich hat ein vorläufiges Handelsabkommen mit den USA geschlossen. Trump hatte den 2. April zum «Tag der Befreiung» erklärt und zahlreichen Ländern pauschale Zölle von 20 Prozent aufgedrückt. Diese wurden kurz danach zwar für 90 Tage auf Eis gelegt. Dennoch bleiben in vielen Fällen Basiszölle in Kraft.
US-Regierungsvertreter führen seit Trumps Ankündigung einer Aussetzung der Zölle Gespräche mit einer Reihe von Ländern. Bisher ist jedoch nur das Abkommen mit Grossbritannien herausgesprungen. Da nur noch wenige Wochen verbleiben, ist das Weisse Haus bestrebt, weitere Deals abzuschliessen.
(Reuters)