Nachdem er sich mit Tesla-Chef Elon Musk überworfen hat, sucht US-Präsident Donald Trump Insidern zufolge neue Partner für sein geplantes Raketenabwehrsystem «Golden Dome». Die Trump-Administration umwerbe etwa Amazon mit seinem Satelliten-Netzwerk Kuiper sowie grosse Rüstungskonzerne, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Dieser Kurswechsel markiert eine strategische Abkehr von der Abhängigkeit von Musk, dessen Satellitennetzwerke Starlink und Starshield für die US-Militärkommunikation von zentraler Bedeutung geworden sind.

Das Weisse Haus hatte bis vor kurzem den Plan, dass Musks Raketen- und Satellitenunternehmen SpaceX mit dem Softwarehersteller Palantir und dem Drohnenbauer Anduril zusammenarbeiten sollte, um entscheidende Elemente des 175 Milliarden Dollar teuren Projekts mit dem Namen «Golden Dome» zu bauen. Der eskalierende Streit zwischen Trump und Musk stelle allerdings nun nach Angaben von drei Insidern die Dominanz von SpaceX bei dem Projekt in Frage. Aufgrund seiner Grösse, der Erfolgsbilanz von über 9000 eigenen Starlink-Satellitenstarts und der Erfahrung mit öffentlichen Aufträgen habe SpaceX allerdings weiterhin gute Chancen, bei grossen Teilen des «Golden Dome» mitzuwirken.

Im Gespräch mit Amazons Kuiper und anderen

Das Satellitennetzwerk Kuiper, für das bislang erst 78 von geplanten 3000 Satelliten in erdnahe Umlaufbahnen gebracht wurden, wurde vom Pentagon kontaktiert, um sich an dem Projekt zu beteiligen. Bei der Suche nach weiteren Anbietern für die Satelliten von «Golden Dome» sei «Kuiper ein wichtiger Partner», sagte ein US-Beamter. Beamte hätten sich zudem an neue Marktteilnehmer wie die Raketenunternehmen Stoke Space und Rocket Lab gewandt, die an Zugkraft gewinnen und mit zunehmender Reife des Programms Angebote für einzelne Starts abgeben können. Später in der Entwicklung von «Golden Dome» werde jeder einzelne Start ausgeschrieben und neben SpaceX würden dann auch andere Anbieter berücksichtigt, erklärte der Beamte.

Die traditionellen Rüstungsriesen Northrop Grumman, Lockheed Martin und L3Harris befinden sich ebenfalls in Gesprächen zur Unterstützung von «Golden Dome». Kenneth Bedingfield, Finanzvorstand von L3Harris, sagte Reuters, das Unternehmen habe ein gestiegenes Interesse an seinen Raketenwarn- und -verfolgungstechnologien festgestellt, die voraussichtlich eine Schlüsselrolle in dem System spielen werden.

Trump startete die «Golden Dome»-Initiative nur eine Woche nach Beginn seiner zweiten Amtszeit und drängte auf eine schnelle Inbetriebnahme. Im Mai sagte er, der Schutzschild solle bis zum Ende seiner Präsidentschaft im Januar 2029 einsatzbereit sein. Branchenexperten haben jedoch erklärt, dass dieser Zeitrahmen und die voraussichtlichen Kosten von etwa 175 Milliarden Dollar zu optimistisch sein könnten. Space-Force-General Michael Guetlein, der am 17. Juli vom Senat bestätigt wurde, soll das Programm leiten.

Gemäss einer bisher nicht veröffentlichten Anweisung von Verteidigungsminister Pete Hegseth hat Guetlein ab der Bestätigung 30 Tage Zeit, ein Team zusammenzustellen, 60 Tage, um einen ersten Systementwurf zu liefern, und 120 Tage, um einen vollständigen Implementierungsplan einschliesslich Satelliten- und Bodenstationsdetails vorzulegen, so zwei informierte Personen.

Die Einbeziehung kommerzieller Plattformen wie Kuiper wirft allerdings Sicherheitsbedenken auf. Die Satelliten müssten gegen Cyberangriffe und elektronische Kriegsführung abgesichert werden – eine Herausforderung selbst für das Starlink-Netzwerk von SpaceX. Im Mai 2024 hatte Musk gesagt, SpaceX setze «erhebliche Ressourcen für die Bekämpfung russischer Störversuche ein. Das ist ein schwieriges Problem.» 

(Reuters)