Trump sagte am Freitag an Bord seines Präsidenten-Flugzeugs, er sei auf dem Weg zu einem Gipfel mit «hohen Einsätzen». Beraten werden solle über einen Waffenstillstand, um den tödlichsten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg zu beenden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der nicht zu den Gesprächen eingeladen wurde, und seine europäischen Verbündeten fürchten aber, Trump könne die Interessen der Ukraine verraten - etwa indem Trump den Konflikt einfriert und Russlands Kontrolle über ein Fünftel der Ukraine anerkennt. Trump versuchte aber, diese Sorgen zu zerstreuen. «Ich bin nicht hier, um für die Ukraine zu verhandeln, ich bin hier, um sie an einen Tisch zu bekommen», sagte er. Vielmehr solle die Ukraine selbst über mögliche Gebietsabtretungen entscheiden.
Selenskyj schrieb am auf der Plattform Telegram, es sei Zeit, den Krieg zu beenden. «Und die notwendigen Schritte müssen von Russland unternommen werden. Wir zählen auf Amerika.» Das Treffen zwischen Trump und Putin solle den Weg für einen «gerechten Frieden» und Drei-Wege-Gespräche unter seiner, Selenskyjs, Beteiligung ebnen.
Das Treffen auf einem Luftwaffenstützpunkt aus der Zeit des Kalten Krieges in Anchorage soll am Abend deutscher Zeit beginnen. Es ist der erste Gipfel zwischen den Staatschefs der USA und Russlands seit 2021. Beide Präsidenten erhoffen sich Erfolge von ihrem ersten persönlichen Gespräch seit Trumps Rückkehr ins Weisse Haus. Trump, der den Krieg als «Blutbad» mit Eskalationsrisiko bezeichnet, drängt auf einen Waffenstillstand in dem seit dreieinhalb Jahren andauernden Konflikt. Dies würde sein Ansehen als globaler Friedensstifter stärken. Für Putin ist bereits das Treffen ein Erfolg - sieht es doch so aus, als ob die jahrelangen Versuche des Westens gescheitert sind, Russland zu isolieren. Über Putin sagte Trump: «Er ist ein kluger Kerl, der das schon lange macht, aber ich auch. Wir kommen miteinander aus, es gibt auf beiden Seiten ein gutes Mass an Respekt.»
Aus dem Umfeld des Kreml - aus dem zumeist nur etwas bekannt wird, wenn es Putin will - hiess es, Putin verstehe Russlands wirtschaftliche Anfälligkeit und die Kosten einer Fortsetzung des Krieges. Daher könne Putin zu Kompromissen bereit sein. Es sei damit zu rechnen, dass neben Russland aber auch die Ukraine schwierige Zugeständnisse machen müsse. «Anscheinend wird man sich auf einige Bedingungen einigen. Denn Trump kann man nichts abschlagen, und wir sind (wegen des Sanktionsdrucks) nicht in der Lage, abzulehnen», so der Insider.
Reuters hatte zuvor berichtet, Putin könnte bereit sein, den Konflikt entlang der Frontlinien einzufrieren. Voraussetzung sei eine rechtlich bindende Zusage, die Nato nicht weiter nach Osten zu erweitern, und die Aufhebung einiger westlicher Sanktionen. Die Ukraine hat indes erklärt, sie werde keine Gebiete formell an Moskau abtreten. Zudem benötige das Land eine von den USA unterstützte Sicherheitsgarantie.
Für die USA sind nach Angaben des Weissen Hauses unter anderem Trump, Aussenminister Marco Rubio, Handelsminister Howard Lutnick, Finanzminister Scott Bessent und der Direktor des Nationalen Geheimdienstes, John Ratcliffe, nach Alaska geflogen. Auf russischer Seite sollen auch verschiedene Geschäftsleute dabei sein. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt geheissen, Trump könnte im Gegenzug für wirtschaftliche Vorteile der USA Positionen der Ukraine preisgeben.
(Reuters)