US-Präsident Donald Trump kündigte am Mittwochabend einen selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich hohen Strafzoll von 50 Prozent auf Importe aus Brasilien ab 1. August an und verband dies mit einer persönlichen Fehde gegen dessen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva. Dieser hatte Trump bereits vorgeworfen, sich als «Imperator» aufzuführen und drohte nun mit Vergeltungsschritten.

Die Ankündigung eines hohen Strafzolls gegen Brasilien durch US-Präsident Donald Trump hat die Landeswährung und Aktien brasilianischer Firmen auf Talfahrt geschickt. Der brasilianische Real wertete am Mittwoch (Ortszeit) um gut zwei Prozent auf 5,58 je Dollar ab. Die in den USA gehandelten Papiere des Ölkonzerns Petroleo Brasil gaben im nachbörslichen Handel um 1,3 Prozent nach, die des Flugzeugbauers Embraer um rund sechs Prozent. Der börsengehandelte Fonds iShares MSCI Brazil verlor zwei Prozent. 

Für Brasilien sind die USA der zweitgrösste Handelspartner nach China. Für die USA steht Brasilien zwar erst an 15. Stelle, ist aber ein wichtiger Lieferant etwa von Kaffee und Orangensaft. Zu den wichtigen Gütern aus Brasilien zählen auch Rohöl und Eisenerzprodukte. Die USA erzielten nach Angaben ihres Statistikamtes 2024 einen Handelsüberschuss von 7,4 Milliarden Dollar mit Brasilien. Das gesamte Handelsvolumen belief sich auf 92 Milliarden Dollar.

Trump äusserte sich erneut lobend über den ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, den Rivalen des linksgerichteten Lula. Bolsonaro steht in Brasilien wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs vor Gericht. Trump erklärte in einem Schreiben, der Zoll sei eine Vergeltung für «heimtückische Angriffe Brasiliens auf freie Wahlen».

Dem vorausgegangen war ein Streit am Sonntag, als Trump den Gipfel der BRICS-Gruppe aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika in Rio de Janeiro kritisierte. Lula sagte dann am Montag, als er zu Trumps Zolldrohungen gefragt wurde: «Die Welt hat sich verändert. Wir wollen keinen Imperator.» Die Nationen seien souverän. «Wenn er glaubt, dass er Zölle erheben kann, haben andere Länder das Recht, ebenfalls Zölle zu erheben.»

Bolsonaro war von 2019 bis 2022 im Amt, ehe er in einer Stichwahl knapp gegen Lula unterlag. Der Bundespolizei zufolge soll Bolsonaro versucht haben, das Militär nach seiner Wahlniederlage 2022 zu einem Putsch anzustiften. Bolsonaro soll auch für den Plan eines Staatsstreichs verantwortlich sein, mit dem Lula an der Übernahme des Amtes gehindert werden sollte.

Lula drohte Trump am Mittwochabend mit Gegenmassnahmen. Jede einseitige Anhebung von Zöllen werde nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit beantwortet. «Souveränität, Respekt und die unerschütterliche Verteidigung der Interessen des brasilianischen Volkes sind die Werte, die unsere Beziehung zur Welt leiten», schrieb Lula in einem Social-Media-Post nach einer Krisensitzung mit Regierungsmitgliedern.

Die brasilianische Lebensmittelindustrie erwartet für US-Verbraucher erhebliche Auswirkungen des Strafzolls. Der Kaffee-Exporteurverband Cecafé erklärte, die Last würden US-Konsumenten tragen. Der Verband der Exporteure von Zitrusfrüchten, CitrusBR, erklärte, die Massnahme treffe auch die US-Saftindustrie. Der Rindfleischverband Abiec sprach von einem Hindernis für den internationalen Handel. Brasilien ist der weltgrösste Kaffeeproduzent und liefert rund ein Drittel des in den USA konsumierten Kaffees. Zudem stammt mehr als die Hälfte des in den USA verkauften Orangensafts aus dem südamerikanischen Land.

(Reuters)