In weniger als drei Wochen stehen die Präsidentschaftswahlen an. Umfragen zufolge liegen der ehemalige Präsident Donald Trump und die Vizepräsidentin Kamala Harris praktisch gleichauf. Auf Prognosemärkten wie Polymarket, wo man auf den Wahlausgang wetten kann, sieht es jedoch anders aus. Seit Anfang Oktober gibt es eine auffällige Diskrepanz zwischen den Wettmärkten und den Umfragen.
Trotz enger Umfrageergebnisse beider Kandidaten tendieren die Wettmärkte zugunsten von Trump. Es wird spekuliert, dass grosse Wetten im Wert von insgesamt 30 Millionen Dollar auf Polymarket die Quoten zugunsten von Trump beeinflussen könnten. Dies berichtet die Finanznachrichtenplattform «Business Insider».
Eine Übersicht, was man wissen muss:
1. Was ist Polymarket?
Polymarket ist ein kryptobasierter Prognosemarkt, der 2020 gegründet wurde und zu einem beliebten Ort für Wetten auf bevorstehende Wahlen geworden ist. Nutzer platzieren ihre Wetten über Stablecoins, die an eine Fiat-Währung wie den Dollar gekoppelt sind. Auf Polymarket können Anleger auf Ja- oder Nein-Fragen wetten, wie beispielsweise «Wird Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen 2024 gewinnen?»
Zudem bietet Polymarket die Möglichkeit, Wetten zu «handeln» oder vorzeitig zu verkaufen, um Gewinne zu realisieren oder Verluste zu begrenzen. Im Laufe des Jahres 2024 hat Polymarket ein Handelsvolumen von 1,75 Milliarden Dollar verzeichnet, wobei allein im Oktober ein Volumen von 1,24 Milliarden Dollar erreicht wurde. Vor 2024 lag das monatliche Handelsvolumen von Polymarket selten über 10 Millionen Dollar.
2. Wer ist in Polymarket investiert?
Zu den Investoren von Polymarket gehören Peter Thiel, Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin und Airbnb-Mitbegründer Joe Gebbia. Laut Crunchbase hat das Unternehmen insgesamt 74 Millionen Dollar aufgebracht.
3. Wie stehen die Wahlchancen auf den Wettmärkten jetzt?
Trump hat auf den Wettmärkten einen deutlichen Vorsprung vor Harris. Am Montag um 09:00 Uhr zeigten die Polymarket-Quoten, dass Trump eine 60,7 Prozent Chance hat, der 47. Präsident zu werden, verglichen mit 39,0 Prozent für Harris. Es wurden 677 Millionen Dollar auf Trump und 438 Millionen Dollar auf Harris gewettet. Der Markt Kalshi, der vor kurzem die Genehmigung zur Annahme von US-Wahlwetten erhielt, sieht Trump mit 57 Prozent ebenfalls vor Harris mit 43 Prozent.
In den Umfragen hingegen ist das Rennen viel knapper. Laut dem neuesten Umfragedurchschnitt von FiveThirtyEight liegt Harris mit 48,3 Prozent gegenüber 46,3 Prozent um 2 Punkte vor Trump. In Staaten wie Wisconsin, Michigan, Pennsylvania und Nevada sind die Umfragewerte nahezu ausgeglichen.
4. Was hat es mit dem «Trump-Wal» auf den Wettmärkten auf sich?
Polymarket ist dezentralisiert und akzeptiert Wetten über Kryptowährungen, wodurch viele Daten analysiert werden können, einschliesslich der Herkunft der Kryptowährung. Das Wall Street Journal berichtete, dass vier Polymarket-Konten zusammen 30 Millionen Dollar auf einen Trump-Sieg gesetzt haben. Arkham Intelligence fand heraus, dass diese Konten, die als Fredi9999, Theo4, PrincessCaro und Michie bekannt sind, ähnliches Verhalten zeigten und alle durch Einzahlungen von der Kryptobörse Kraken finanziert wurden. Dadurch gibt es Hinweise, dass sie von derselben Entität stammen könnten.
5. Ist der 30-Millionen-Dollar-«Trump-Wal» eine Beeinflussungskampagne?
Da die Wettmärkte relativ illiquide sind, kann eine 30-Millionen-Dollar-Wette erheblichen Einfluss auf die Quoten zugunsten von Trump haben. Die Konten haben auch Millionen von Dollar auf Trumps Gewinn in wichtigen Swing States wie Pennsylvania gesetzt, was als sehr unwahrscheinlich gilt. Adam Cochran, ein erfahrener Krypto-Investor, vermutet, dass die Wetten auf Polymarket eine Strategie sein könnten, um das Narrativ zu fördern, dass Trump vor dem Wahltag im Aufwind ist.
«Es ist bei weitem die effizienteste politische Werbung, die man kaufen kann», sagte Cochran dem Journal. Als Trumps Gewinnchancen auf Polymarket am 7. Oktober stark anstiegen, retweetete Elon Musk – ein Trump-Unterstützer und Spender – einen Screenshot der Wahlquoten und sagte: «Ein Sieg ist nicht genug, es muss ein absolut entscheidender Sieg sein.» Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass der «Trump-Wal» die Wettmärkte manipulieren möchte; möglicherweise hat die Person oder die Gruppe einfach eine starke Überzeugung, dass Trump die Wahl gewinnen wird.
Ähnliches geschah vor den Präsidentschaftswahlen 2012, als ein «Romney-Wal» auf InTrade, das inzwischen nicht mehr existiert, Wetten im Wert von fast 7 Millionen Dollar auf einen Sieg von Mitt Romney abgeschlossen hat. Romney verlor jedoch gegen Präsident Barack Obama, der eine zweite Amtszeit gewann.
(cash)
2 Kommentare
Eine ernsthafte Wahlbeeinflussung geht in erster Linie von den Linken aus wobei natürlich auch Rechte mogeln können.
Die Hauptherausforderung ist das es in den USA keine Meldepflicht gibt. Dadurch sind die Wählerlisten regelmässig fehlerhaft, in Städten wo die Linken stärker sind mehr als auf dem Land. Die Republikaner hatten bessere Identifikationsanforderungen in diversen Bundesstaaten gefordert und teils durchgesetzt.
Zahlreiche Staaten unterstützen die Präsidentschaftskandidaten. Unter Fr. Merkel hat z.B. Deutschland die Hillary Clinton Stiftung 2016 gegen Trump mit Steuergeldern unterstützt. Ich vermute, dass auch die aktuelle deutsche Regierung und die Parteistiftungen Fr. Harris direkt, oder indirekt unterstützen. Die britische Labour Partei schickt Wahlhelfer für Fr. Harris in die USA.
Eine 2020 möglicherweise wahlentscheidende Beeinflussung lag in der Zensur der sozialen Netzwerke. Dies musste Trump 2020 spüren als wichtige Blogger kurz vor der Wahl blockiert/zensiert wurden.
Die Reps versuchen alles, um die Wahl zu gewinnen. Rep steht übrigens seit Trump weder für Republikaner noch für repräsentativ sondern für Repression: Da wird mit Geld, Fake- News, Manipulation, Drohnungen und Anwälten alles unterdrückt, was nur geht. Wenn Trump gewinnen sollte, hätten wir in drei der vier grössten Ländern der Welt Autokraten an der Macht. Und was macht Europa: Es schläft.
In diesem Zusammenhang kann ich allen Interessierten "Die Schlafwandler: Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog" von Christopher Clark wärmstens empfehlen. Seine Analyse der Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges könnte auch aus Sicht des Jahres 2060 mit Blick auf das, was wir gerade erleben, geschrieben sein. Dabei muss es nicht so kommen, wir haben es in der Hand, die Dinge in eine andere Richtung zu lenken.