Donald Trump will bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten. Trotz zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen gab der republikanische Ex-Präsident in Palm Beach den Startschuss für seine Kampagne zur Rückkehr ins Weisse Haus. "Amerikas Comeback beginnt genau jetzt", sagte der 76-Jährige am Dienstagabend vor Hunderten jubelnden Anhängern in seinem Luxus-Anwesen Mar-a-Lago. Es gehe darum, Amerika zu retten, begründete er seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur. "Vor zwei Jahren waren wir eine grossartige Nation. Und bald werden wir wieder eine grossartige Nation sein."
Wenige Minuten vor Beginn der pompös inszenierten Rede wurde bekannt, dass Trumps Berater bei der US-Wahlkommission bereits die Unterlagen zur Schaffung eines Komitees mit dem Namen "Donald J. Trump for President 2024" eingereicht haben.
Trump muss nach Wahl-Schlappe auf Rivalen gefasst sein
Ob die Republikaner Trump jedoch tatsächlich 2024 abermals ins Rennen schicken, ist längst nicht ausgemacht. Traditionell wird über die Kandidatur erst im Wahljahr in einem oft monatelangen parteiinternen Vorauswahl-Prozess entschieden, bei dem mehrere Bewerber von Bundesstaat zu Bundesstaat um die Nominierung ringen. Trump hat in den vergangenen Tagen dramatisch an Rückhalt in der bis vor kurzem von ihm noch dominierten Partei eingebüsst. Viele Republikaner geben ihm die Schuld am deutlich schwächer als erwarteten Abschneiden der Partei bei den Zwischenwahlen vor einer Woche.
Es ist daher davon auszugehen, dass sich bis 2024 weitere Anwärter auf die Kandidatur aus der Deckung wagen. Hoch gehandelt werden bereits zwei frühere Mitstreiter Trumps: Floridas Gouverneur Ron DeSantis, vor einer Woche mit fast 20 Prozentpunkten Vorsprung im Amt bestätigt wurde, und Trumps ehemaliger Vize-Präsident Mike Pence. Beide sind bei Trump inzwischen in Ungnade gefallen.
«Eine Nation im Niedergang»
Trump sass von 2017 bis Anfang 2021 für vier Jahre im Weissen Haus. Die Wahl im November 2020 verlor der Republikaner gegen den Demokraten Joe Biden. Bis heute weigert Trump sich beharrlich, seine Niederlage zu akzeptieren. Stattdessen behauptet er ohne Belege, er sei durch Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden.
Der frühere Immobilienunternehmer machte seine Kandidaturambitionen zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt öffentlich - wohl auch, weil er sich davon einen Vorsprung auf potenzielle Rivalen erhofft. Seinen etwas mehr als einstündigen Auftritt in Palm Beach zur besten Sendezeit in den USA nutzte er vor allem, um sich selbst ins Zentrum zu rücken. Umgeben von Familienmitgliedern, Mitarbeitern und finanziellen Unterstützern hielt er sich nicht mit Eigenlob zurück. Als er im Januar 2021 aus dem Amt ausgeschieden sei, standen die USA vor einem "goldenen Zeitalter". Doch jetzt "sind wir eine Nation im Niedergang".
Trump blieb seinem Stil treu und zeichnete ein düsteres Bild des Landes. Er feuerte rhetorische Breitseiten gegen "linksradikale Demokraten" und Einwanderer ab und forderte die Todesstrafe für Drogenhändler. Der Regierung warf er vor, die Wirtschaft zerstört zu haben. Er werde das ändern und Bidens Klima-Politik sofort abschaffen, "damit unser Land wieder atmen, wachsen und gedeihen kann". Er werde Bidens Wiederwahl verhindern, denn das könne das Land nicht aushalten.
Ob Biden 2024 erneut antritt, steht jedoch noch nicht fest. Der Präsident, der am kommenden Sonntag 80 wird, hat sich dafür grundsätzlich offen gezeigt, eine endgültige Entscheidung aber vorbehalten. Auf die Frage, ob er sich zu Trumps Kandidatur-Ankündigung äussern wolle, sagte er am Rande des G20-Gipfels in Indonesien: "Nicht wirklich."
Trumps Image als Zugpferd bröckelt
Trump hatte in den vergangenen Monaten bei unzähligen Gelegenheiten öffentlichkeitswirksam Spekulationen über eine Bewerbung angeheizt. Einen Tag vor den Zwischenwahlen, bei denen am vergangenen Dienstag der Kongress und zahlreiche politische Posten in den US-Bundesstaaten neu bestimmt wurden, hatte er schliesslich für den 15. November eine "grosse Ankündigung" versprochen. Ausgehend von Umfragen, die die Republikaner klar als Wahlfavoriten sahen, hatte er sich dafür Rückenwind von den Midterms erhofft. Doch dann blieb die von den Republikanern ersehnte "rote Welle" aus. Statt beide Kongresskammern zu erobern, behaupteten die Demokraten die Mehrheit im Senat. Im Repräsentantenhaus standen die Mehrheitsverhältnisse noch nicht endgültig fest, doch es zeichnete sich ab, dass der Zuwachs der Republikaner am Ende nicht so hoch sein wird, wie vor den Wahlen allgemein gemutmasst.
Für Trump kam das einer schallenden Ohrfeige gleich. Er hatte sich massiv in den Wahlkampf eingeschaltet und zahlreiche Kandidaten protegiert, die wie er bis heute das Wahlergebnis von 2020 nicht anerkennen. Doch gerade diese Wahlleugner standen bei den Midterms oft auf der Verliererseite. Bei vielen Republikanern wachsen seither die Bedenken, ob Trump wirklich mehrheitsfähig ist und ob sein polarisierendes Gebaren und seine Verwicklung in zahlreicher Skandale vom Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol bis hin zur Entwendung geheimer Dokumente aus dem Weissen Haus letztlich doch mehr Wähler abschrecken als mobilisieren.
(Reuters)
1 Kommentar
D. Trumps Chancen für 2024 sind doch sehr begrenzt. Es deutet vieles daraufhin, dass er in den entscheidenden Staaten auch nicht besser abschneiden würde als bei der letzten Wahl. Sollte er tatsächlich als Präsidentschaftskandidat antreten, könnten ihn die Demokraten dauerhaft weiter zurückdrängen. Die Republikaner werden ihre Strategie auf jeden Fall ändern, wenn sie erneut sehen, dass D. Trump mehr Problem als Hilfe für die Partei ist.